Max Verstappen hat der Formel 1 in den vergangenen beiden Rennen seinen Stempel aufgedrückt. In Mexiko und Brasilien fuhr der Red-Bull-Pilot jeweils in bestechender Form und war für seine Konkurrenz regelrecht unantastbar. Fast hätte er ein Doppelpack geschnürt, wäre ihm in Sao Paulo nicht Esteban Ocon in die Quere gekommen. Wäre der Niederländer in dieser Form in der Lage, um die WM zu fahren?

"Ich denke, das kann ich", glaubt Verstappen, reif für einen Titelkampf zu sein. Dass ihm angesichts seiner immer noch erst 21 Jahre und den Fehlern zu Saisonbeginn von einigen Seiten noch zu viele Ecken und Kanten nachgesagt werden, lässt er nicht gelten: "Ich habe jetzt fast vier Saisons gefahren. Und Lewis hat zum Beispiel schon in seiner ersten Saison um den Titel gekämpft."

Hamilton debütierte 2007 als GP2-Meister an der Seite von Fernando Alonso bei McLaren Mercedes. Was eigentlich ein Lehrjahr werden sollte, endete fast mit dem vorzeitigen Titelgewinn in Shanghai, welchen sich Hamilton mit einem Flüchtigkeitsfehler in der Boxeneinfahrt vermasselte. Nach dem Finale in Brasilien fehlten schlussendlich zwei Punkte zur Weltmeisterschaft.

Verstappen hinterfragt Hamiltons frühe WM-reife

Verstappen stellt angesichts dessen eine berechtigte Frage. "Ob man bereit dazu ist, du kannst nie wissen. War er es?", so der Niederländer. "Vielleicht ja, vielleicht nein." Entscheidend war für ihn bei Hamiltons Titelkampf als Rookie letztendlich ein Faktor. "Sobald du so ein Auto unter dir hast, wirst du darum kämpfen", glaubt er. "Du kämpfst dann im Normalfall nur noch gegen deinen Teamkollegen, da mit diesen Autos immer eine gewisse Dominanz mitkommt."

2008 holte Hamilton letztendlich den Titel, den er im Debütjahr aufgrund eines Anfängerfehlers vergeben hatte. "2008 war ich noch ein Kind,", sagt der Weltmeister. "Ich war noch dabei erwachsen zu werden und zu reifen." Klingt fast wie das, was Verstappen derzeit auch noch über sich sagt. Denn auch der Niederländer glaubt nicht, dass er schon das Ende seiner fahrerischen Entwicklung erreicht hat.

"Ich denke, das kommt über die Jahre. Es ist genauso wie im Go-Kart. Zunächst, wenn du in diese Welt einsteigst, weißt du nicht wirklich, wie es funktioniert. Über die Jahre findest du es heraus. Ich würde sagen, dass ich in meinem letzten Jahr dort in meiner besten Form war, die ich jemals im Go-Kart hatte. In der F1 ist es dasselbe. Man entwickelt sich weiter und wird besser", sagt Verstappen.

Für die Kollision mit Ocon wurde Verstappen von mehreren Seiten Unreife nachgesagt, Foto: LAT Images
Für die Kollision mit Ocon wurde Verstappen von mehreren Seiten Unreife nachgesagt, Foto: LAT Images

Hamilton über WM-Titel 2008: Hatte das Talent, aber nicht die mentale Stabilität

Wie also gelang Hamilton dann das Kunststück, 2008 im Alter von 23 Jahren den ersten Titel zu gewinnen? "Ich hatte natürlich schon das Talent, das ich brauchte", sagt der fünfmalige Champion. "Aber nicht diese Stabilität, mental unterschiedlichen Belastungen standzuhalten und in der Balance zu bleiben." Etwas, das abermals nach einer Parallele zum heute ultraschnellen, aber noch nicht immer ganz sauberen Verstappen klingt.

"Das bekommst du mit der Erfahrung, damit geht es dann. Heute habe ich das alles", so Hamilton weiter. Was Hamilton heute und auch bei seinen letzten vier WM-Titeln aber vor allem hatte, war ein Auto, das absolutes Weltmeister-Material war. Für Verstappen immer noch das wichtigste Werkzeug, um am Ende ganz oben zu stehen. "Sobald du so ein Auto hast, wirst du es einfach so schnell fahren wie du kannst. Und wenn es das schnellste Auto im Grid ist, wirst du automatisch Rennen gewinnen oder Zweiter werden."

Hamiltons Teamchef Toto Wolff gehört zu denjenigen, die bei Verstappen noch etwas Entwicklungsarbeit sehen, bis dieser die richtigen Voraussetzungen für einen WM-Kampf mitbringt. "Du kannst sehen, dass dort ein zukünftiger Champion heranwächst, mit unglaublichem Talent und Speed", so der Österreicher. "Ich denke, sobald die Ecken und Kanten ab sind, wird er jemand sein, der eines Tages Weltmeister wird."

Verstappen schon 2019 WM-Anwärter? Werden näher dran sein

Red Bull setzt mit dem Wechsel von Renault und Honda alles daran, dass dies vielleicht schon nächstes Jahr eintritt. Auf dem Prüfstand soll mit dem Aggregat der Japaner jetzt schon mehr gehen als aktuell mit Renault. "Wir werden auf jeden Fall näher dran sein. Ob das genug sein wird, weiß ich nicht", so Verstappen, der seinen Fehler aus 2018 vermeiden und damit seine Chancen auf einen WM-Kampf erhöhen will.

Diese Saison weigerte sich Verstappen, zu akzeptieren, dass der Red Bull kein WM-taugliches Auto war. In den ersten Rennen überfuhr er den Boliden regelmäßig, was in einer Menge Schrott endete. "Es geht darum, zu versuchen, das bestmögliche Resultat einzufahren und zunächst nicht zu viele Punkte zu verlieren", gelobt er Besserung.