Die Konstrukteursweltmeisterschaft konnte auch Kimi Räikkönen in Brasilien nicht mehr offen halten, dennoch rettete beim Formel-1-Rennen in Sao Paulo dieses Mal der Finne, nicht Sebastian Vettel, Ferrari die letzte Ehre. Zum zwölften Mal in der F1-Saison 2018 fuhr Räikkönen auf das Podium. Vettel wurde Sechster, 22 Sekunden nach Räikkönen im Ziel.

Mit seinem dritten Platz in Brasilien ist der Iceman im Pokal-Counter 2018 zudem an Vettel vorbeigezogen - und hat seinen persönlichen Karriererekord von 12 Podestplätzen in einer Saison egalisiert. In Abu Dhabi könnte Räikkönen in zwei Wochen seine eigene Bestmarke mit McLaren 2005 und aus seiner Ferrari-WM-Saison 2007 also noch übertrumpfen.

Räikkönen: Ein Konter gegen Verstappen, dann keine Chance mehr

"Es war ein schönes und aufregendes Rennen, war aber nicht leicht. Aber es gab ein paar Kämpfe, das hat Spaß gemacht", freut sich der Ferrari-Pilot über einen ereignisreichen Grand Prix. Ideal begonnen hatte das Rennen in Sao Paulo jedoch nicht für Räikkönen. "Ich hatte einen guten Start, konnte dann aber nirgendwo mehr hin, sodass mich der Red Bull von außen gekriegt hat", kommentiert er die frühe Attacke Max Verstappens nach dem Start. "Aber ich habe ihn wieder eingefangen."

Gegen Max Verstappen konnte Räikkönen nur einen kurzen Konter setzen, Foto: Sutton
Gegen Max Verstappen konnte Räikkönen nur einen kurzen Konter setzen, Foto: Sutton

Doch lange hielt die Rückeroberung des vierten Platzes nicht. "Nach ein paar Runden war er dann wieder vorbei. Sie waren heute echt schnell", sagt Räikkönen über die in Interlagos erstaunlich überlegenen Red Bull. "Mein Auto fühlte sich aber auch die ganze Zeit über gut an, es war nur schwierig, an den Mercedes vorbeizukommen. Das hat zu lange gedauert", hadert Räikkönen.

Ferrari-Strategie funktioniert nur bei Räikkönen

Für den Finnen der einzige Kritikpunkt in Sao Paulo. Anders als Sebastian Vettel - noch dazu von einem Sensorendefekt beeinträchtigt - tat sich Räikkönen mit den Soft-Reifen im Startstint nicht schwer. In Runde vier überholte er seinen Teamkollegen sogar. "Meine Reifenstrategie war gut", sagt der Formel-1-Routinier. "Der erste Satz war sehr gut und ich war echt zufrieden damit. Auch der Speed war da und ich hatte keine nennenswerten Probleme."

Erst die Dirty Air hinter Bottas machte Räikkönen das Leben dann schwerer. "Da habe ich die Reifen etwas zerstört. Aber ich wusste, dass ich nach den Stopps vorbeikommen konnte", sagt Räikkönen. Mit dem Soft konnte Ferrari nämlich deutlich länger fahren als Mercedes, war dennoch nicht langsamer.

Räikkönen überrascht von Vettel-Teamplay

Allerdings verlor Räikkönen nach seinem Stopp in Runde 30 dann sogar eine Position, weil Vettel teamintern zuerst stoppen durfte, mit den frischen Medium die entscheidende Zeit gewonnen hatte. Doch lange sollte diese Reihenfolge bei Ferrari nicht halten. Weil Vettel generell mehr kämpfte als attackierte, sich an Bottas ebenfalls die Zähne ausbiss, ordnete Ferrari einen Positionstausch an: Räikkönen sollte es mit seinen immerhin vier Runden frischeren Pneus und intakten Sensoren versuchen.

Teamplay: Vettel lässt Räikkönen durch, Foto: Sutton
Teamplay: Vettel lässt Räikkönen durch, Foto: Sutton

Vettel spielte mit, ließ Räikkönen vor Kurve vier, genau wie beim Überholmanöver in Runde vier, diesmal kampflos vorbei. Ein Teamplay, mit dem Räikkönen nicht gerechnet hatte. "Ich war etwas überrascht, dass Seb mich vorbeigelassen hat", wundert sich der Finne. Der Lohn: Räikkönen schaffte es tatsächlich vorbei an Bottas. In Runde 43 brachte er sich nach einer langen Hatz erstmals auf Podestkurs. "Endlich ging da dann nach ein paar Runden vorbei an dem Mercedes", kommentiert Räikkönen noch im Rückblick erleichtert.

Räikkönen: Mehr als P3 nicht drin

Mehr als das sei dann nicht mehr drin gewesen. "Das Auto lief dann richtig gut, aber dann war es schon etwas zu spät. Unter dem Strich ist es nicht das großartigste Ergebnis, aber ich denke nicht, dass wir heute mehr hätten holen können. Ich habe keine Fehler gemacht und hart gekämpft."

Genau diese beiden letzten Punkte wurden in den Schlussrunden besonderes relevant. Von hinten flog Daniel Ricciardo heran. Doch Räikkönen parierte, zu einem echten Angriff kam es nicht. Ehefrau Minttu durfte sich über die nächste begehrte Pirelli-Kappe freuen. Diesmal zum Geburtstag. Für Kimi Räikkönen stehen damit die Chancen auf P3 in der Fahrerwertung gut. Vor Abu Dhabi verfügt er über 14 Punkte Vorsprung auf Bottas, drei mehr auf Verstappen.