Renaults Ergebnis beim USA-GP der Formel 1 mutet fast perfekt an. Nico Hülkenberg und Carlos Sainz belegten die Plätze sechs und sieben, und ließen die direkte Konkurrenz von Force India, Haas und Sauber klar hinter sich. Für ein Mittelfeld-Team das Maximum.

Nico Hülkenberg ist nach dem Rennen entsprechend glücklich. Carlos Sainz, der mit nur 7.7 Sekunden Rückstand auf seinen Teamkollegen ins Ziel kam, ist weniger glücklich. Er wurde von den Stewards kurz nach dem Start mit einer 5-Sekunden-Strafe belegt, weil er sich durch das Verlassen der Strecke einen Vorteil verschafft haben soll. Sainz lehnt das ab und ärgert sich entsprechend über die FIA-Stewards der Formel 1 in Austin.

Stewards bestrafen Sainz in Austin: Durch Ausritt Vorteil verschafft

Beim Start in Austin kam Carlos Sainz eigentlich gut weg. Er stand nach dem Qualifying nur auf Platz elf, aber holte sich vom Stand weg gleich einmal ein paar Plätze. Auf dem Weg zur ersten Kure setzte er sich außen neben Leclerc, Grosjean und Perez, bremste spät und fuhr eine weite Linie durch die Kurve. Am Ausgang lag er bereits vor den drei anderen Fahrern.

Neben ihm steckte Leclerc zurück, ließ eine kleine Lücke. Trotzdem ging Sainz kein Risiko ein und fuhr lieber raus in die Auslaufzone, um eine Kollision mit Leclerc oder mit dem von weiter innen kommenden Grosjean zu vermeiden. Er blieb am Gas, und reihte sich gleich hinter Nico Hülkenberg und neben Esteban Ocon wieder ein. Sainz hatte damit drei Positionen gewonnen.

Carlos Sainz geht wie Alonso und Vettel in Kurve 1 weit, bleibt aber dadurch vor seinen Gegnern, Foto: LAT Images
Carlos Sainz geht wie Alonso und Vettel in Kurve 1 weit, bleibt aber dadurch vor seinen Gegnern, Foto: LAT Images

Das war den Stewards zu viel. Sie hoben hervor, dass Sainz nur durch die Fahrt durch die Auslaufzone die Position vor Grosjean halten konnte, der gleichzeitig innen an Leclerc vorbeiging. Eine Strafe folgte, Sainz musste beim nächsten Boxenstopp fünf Sekunden länger stehenbleiben. Dadurch verlor er zwar keine Positionen im Rennen, war aber trotzdem sauer.

Sainz vermisst Gleichbehandlung: Hat doch jeder schon gemacht

Die Strafe ergibt für Sainz auch nach dem Rennen keinen Sinn. "Ich hatte einfach einen tollen Start, sah das Chaos innen und nahm die Außenbahn", rechtfertigt er sich. "Ich glaube, ich hatte die drei Plätze schon sicher, bevor ich außen rum gefahren bin."

Laut Sainz gibt es absolut nichts Ungewöhnliches an dem Manöver: "Jeder Formel-1-Fahrer fährt einmal in seinem Leben in Kurve eins außen und muss mit allen vier Reifen von der Strecke." Manchmal gebe es dafür eine Strafe, manchmal nicht. Das stößt Sainz sauer auf. "Es ist einfach ... wir passen da nicht alle hin. Gleiche Geschichte wie immer, manchmal gibt es in der Formel 1 keine Konstanz. Heute war wohl ich dran, um da zu leiden."

Ganz anders sehen das Haas und Racing Point Force India, die zu den Verlierern des Sainz-Manövers zählten. Von beiden Teams kommen Beschwerden, dass die Strafe noch zu schwach wäre. Sainz habe sie schließlich erst irgendwann bei seinem Boxenstopp absitzen können - insgesamt habe er also viel mehr als fünf Sekunden gewonnen und sei unter dem Strich noch besser ausgestiegen.

Whiting über Sainz-Strafe: Schwierig, aber letztendlich korrekt

Formel-1-Renndirektor Charlie gibt in seinem üblichen Media-Briefing nach dem USA-GP, in dem auch Motorsport-Magazin.com vertreten war, seine Einschätzung zur Entscheidung der Stewards ab. Er räumt zuerst einmal ein, dass der Zwischenfall schwer zu bewerten war: "Du weißt, er ist an Leclerc vorbei, das war ziemlich klar. Hat er gegen Grosjean was gewonnen? Da bin ich nicht sicher."

Formel-1-Renndirektor Charlie Whiting (links) bei seinem Media-Briefing in Austin mit FIA-Pressemann Matteo Bonciani, Foto: Motorsport-Magazin.com
Formel-1-Renndirektor Charlie Whiting (links) bei seinem Media-Briefing in Austin mit FIA-Pressemann Matteo Bonciani, Foto: Motorsport-Magazin.com

Whiting vergleicht die Situation mit einem Präzedenzfall. "Wir hatten so etwas in Abu Dhabi im letzten Jahr, da überholte Nico Hülkenberg, weil er wusste, dass eine 5-Sekunden-Strafe der wahrscheinlichste Ausgang sein würde. Da hat es sich ausgezahlt." Wenn die Stewards Absicht vermuten würden, dann hätten sie laut Whiting anders agiert.

Absicht will er Sainz in Austin aber keine unterstellen. "In der ersten Kurve, in der ersten Runde, da ist immer ein Chaos und er fuhr klar außen an Leclerc vorbei und dann einen weiten Bogen." Vorteil? Ja. Aber schlimm? Nein. "Was die Strafe angeht, so war das glaube ich die Standard-Strafe. Ich glaube nicht, dass er dachte: 'Ich mache das jetzt, um eine Lücke aufzufahren.'"

Renault-Comeback: Austin passt wieder zu uns

Das gute Ergebnis beim USA-GP war für Renault aber in der Teamwertung der Formel-1-WM ein wichtiges Lebenszeichen. Zwischen Belgien und Austin haben Sainz und Nico Hülkenberg nur magere zehn Punkte geholt. Haas kam gefährlich nahe, doch mit den Plätzen sechs und sieben holte Renault in den USA gleich 14 Punkte, während Haas nach Crash und Disqualifikation leer ausging.

"Ich glaube, die letzten Rennen waren auf Strecken, die einfach nicht für uns gemacht sind", erklärt Nico Hülkenberg nach dem Rennen. "Diese Strecke hier passt besser zu uns, zu unserem Paket." Besonders in den Qualifyings der vergangenen Rennen ging Renault unter, Q3 rückte immer weiter weg.