Für Kimi Räikkönen waren beim Japan GP 2018 die Chancen auf ein Podium schon so gut wie ruiniert bevor das Formel-1-Rennen überhaupt so richtig angefangen hatte. Am Ende der ersten Runde kollidierte der Iceman mit dem Red Bull von Max Verstappen, beschädigte sich dabei die linke Seite seines Ferrari. Die ausgeklügelten Luftleitbleche, die Bardgeboards, seines SF71H waren ruiniert. Damit reichte es unter dem Strich nur noch zum fünften Platz im Endergebnis in Suzuka.

"Mein Auto wurde ziemlich übel beschädigt, ich konnte nur noch das Beste daraus machen. Wir haben recht viel Downforce verloren und daran kannst du dann nicht mehr viel ändern. Das ist ein ziemlich empfindlicher Bereich, wenn du da getroffen wirst. Danach war es sehr schwierig", berichtet Räikkönen von einem Rennen, fortan mehr Kampf mit dem eigenen Arbeitsgerät als der Konkurrenz.

Räikkönen-Ferrari nach Verstappen-Unfall ruiniert

"Der Verkehr war kein so großes Problem. Ich kam schnell vorbei. Das Problem war mehr, dass ich durch den Schaden nicht mehr den Speed im Auto hatte", sagt Räikkönen. Am Rennende brach der Finne letztlich völlig ein, verlor binnen weniger Runden mehr als 20 Sekunden auf die Konkurrenz. Manch einer ahnte: Ferrari wollte Vettel noch vorbeilotsen, um dessen Horror-Rennen zumindest noch mit zwei Punkten mehr minimal aufzupolieren.

Doch dazu kam es nicht. Räikkönen erklärt, dass auch dafür letztlich die Beschädigungen verantwortlich zeichneten. "Die Reifen waren so ziemlich runter, was auch mit den Schäden am Auto zusammenhing", erklärt Räikkönen. Nur logisch, rutschte der Finne durch den mangelnden Grip in Folge der Schäden sichtlich mehr als normal ist. Das nimmt die Pirelli härter ran als üblich.

Kimi Räikkönen trotz Verstappen-Strafe chancenlos

Noch dazu hatte Räikkönen in der Spitzengruppe als erster gestoppt, um Verstappen zu undercutten. Doch ging diese Ferrari-Taktik auch noch daneben - trotz Fünf-Sekunden-Strafe gegen Verstappen für die Aktion in Runde eins. Doch Räikkönen zufolge eben nicht einmal wegen des schon genannten Verkehrs, in den die Scuderia den Finnen mal wieder schickte, sondern, weil sein Auto einfach hinüber warf. Deshalb zieht Räikkönen aus der Strafe gegen Verstappen auch keine Befriedigung. "Die hat mir leider nicht viel geholfen, das Auto war zu beschädigt."

Ob angebracht oder nicht, will Räikkönen nicht beurteilen. "Die Stewards sind dafür da, zu entscheiden. Wenn sie denken, dass es so richtig ist, dann passt es schon", so der Finne. Seine Einschätzung zur Causa Verstappen unterdessen fällt durchaus erstaunlich differenziert aus. Grundlegend gibt Räikkönen Verstappen die Schuld.

Räikkönen: Wenn Verstappen gewollt hätte, hätte er Unfal verhindern können

"Er fuhr weit in die Schikane, kam von der Strecke ab, über das Gras und die Kerbs. Da hätte er vielleicht mehr einlenken können und etwas mehr Platz lassen sollen", meint der Finne. "Ich habe versucht, ihn außen herum zu überholen und habe ihm Platz gelassen. Aber er hat mich abgedrängt und wir sind kollidiert. Es ist schwer zu sagen, ob es ein Rennvorfall war, aber wir hätten es auf jeden Fall beide da durch geschafft, wenn er es nur gewollt hätte."

Allerdings erkennt Räikkönen auch die für Verstappen nicht ganz leichte Situation an. "Ich weiß, dass es manchmal unmöglich ist, das Auto zum Einlenken zu bringen, wenn du über den Kerb kommst. Ich weiß nicht, ob das der Fall war", sagt der Formel-1-Routinier. Absicht sei es ganz sicher nicht gewesen. "Wenn wir normal auf dem Kurs nebeneinander gewesen wären hätte er mich sicher nicht weggedrückt, aber so war die Situation einfach komisch. Er wollte sicher niemanden absichtlich treffen, aber es ist aus verschiedenen Gründen passiert", so Räikkönen.

Kurios: Verstappen beschuldigt Räikkönen

Verstappen unterdessen sieht kurioserweise sogar den Finnen als Schuldigen. "Kimi hat versucht, daneben zu kommen. Ich denke, da hat er die falsche Linie gewählt. Der hätte auch warten können, bis ich wieder davor bin", meint der Niederländer. Eine Einschätzung, die die Stewards kein Stück teilten, wie die Strafe gegen Verstappen zeigt.

Auch FIA-Renndirektor Charlie Whiting meint in seinem Medienbriefing nach dem Rennen: "Es war ziemlich deutlich. Max ist von der Strecke gefahren, unsicher zurück und hat ihn von der Strecke gedrängt." RTL-Experte Christian Danner stimmt zu: "Max hat da den Fehler gemacht. Er hätte so auf die Strecke zurückfahren müssen, dass er niemanden trifft."

Rätsel um Ferrari-Pace durch Unfälle

Weil neben Räikkönen später auch Vettel mit Verstappen kollidierte, stellt sich nun zudem die große Frage: Hätte es Ferrari in Japan im Rennen endlich doch noch mit Mercedes aufnehmen können? Ein Rätsel, das wohl kaum aufzulösen sein wird. "Das ist fast unmöglich zu sagen, weil es schon in Runde eins passiert ist. Wir haben sehr viel Abtrieb verloren und ich konnte keine Runde mit einem normalen Auto fahren", erklärt Räikkönen.

"Aber bis dahin fühlte sich das Auto zumindest mal gut an. Und wir haben uns über das Wochenende Stück für Stück verbessert, allerdings auch einiges auszuräumen", so Räikkönen insbesondere noch einmal über die verzockte Qualifying-Strategie.