Formel 1 2018: Russland Grand Prix Analyse (29:26 Min.)

Es war die Szene des Russland GP: Die beiden Führenden der Formel-1-Weltmeisterschaft 2018 Sebastian Vettel und Lewis Hamilton bekriegen sich auf der Strecke, schenken sich keinen Millimeter. Den ersten Teil des Kampfs auf dem Sochi Autodrom gewinnt Vettel, Hamilton muss eine Kollision vermeiden. Wenige hundert Meter später dreht Hamilton den Spieß wieder um, geht an Vettel vorbei.

Erst eine Runde zuvor hatte Vettel Position zwei gewonnen, weil Mercedes Hamilton zu spät zum Stopp holte. Lange hielt das Glück von Platz zwei allerdings nicht, nur eine Runde später holte sich Hamilton die Position im beschriebenen Zweikampf wieder zurück.

Doch dafür gab es einen guten Grund. "Als ich vor Lewis war, hat Valtteri im letzten Sektor sofort auf die Bremse getreten und mir den letzten Sektor verhunzt, so dass Lewis rankam", klagte Vettel. "Leider konnte ich so den Platz nicht verteidigen."

"Zuerst dachte ich mir noch, es wäre kein Problem, weil er mir dadurch auch Windschatten gibt. Aber Lewis kam mit den nagelneuen Ultrasofts und hat von den eine Runde frischeren Reifen profitiert", so Vettel.

Russland GP 2018, Sektorzeiten Valtteri Bottas

RundeSektor 2Sektor 3
1334,6 (Box)
1433,828,9
1534,729,5
1633,829,2
1733,929,3

Tatsächlich fällt auf, dass Bottas' letzte beiden Sektoren vor Hamiltons Überholmanöver langsamer waren als in der Runde zuvor und in den Runden danach. In seiner Outlap fuhr Bottas in diesen Sektoren 1,5 Sekunden schneller.

Mercedes gibt Vettel-Brems-Taktik zu

Bottas selbst macht keinen Hehl daraus: "Ich habe in Sektor zwei extrem verlangsamt, so dass Lewis nah an Sebastian rankommen konnte und DRS bekam. In Sektor drei habe ich dann am Ende hart gepusht, damit Sebastian nicht auch DRS von mir bekommt. So hat er ihn dann bekommen. Ich hatte also meinen Anteil daran."

Tatsächlich gab es sogar Überlegungen, Vettel schon eine Runde früher einzubremsen. Dann hätte Mercedes Platz zwei gar nicht erst an Vettel verloren. Allerdings hätte Bottas dann die virtuelle Führung an Hamilton abgegeben.

Bottas lässt Vettel im letzten Sektor auflaufen, Foto: Sutton
Bottas lässt Vettel im letzten Sektor auflaufen, Foto: Sutton

Mercedes entschied sich deshalb gegen diese Strategie. "Wir wollten zu diesem Zeitpunkt Valtteri nicht opfern, wir wollten nur Platz zwei für Lewis sichern", erklärt Mercedes Teamchef Toto Wolff. Versucht wurde die Einbrems-Taktik trotzem - nur etwas sanfter. "Für mich war klar, dass ich versuche, Sebastian genug einzubremsen, damit Lewis vor ihn kommt, aber nicht vor mich", so Bottas. "Aber es ist nicht passiert."

Sebastian Vettel nimmt Mercedes die Spielereien nicht übel: "Was sie als Team gemacht haben, macht komplett Sinn. Sie haben auch schon am Start gut zusammengearbeitet." Den Aussagen des Deutschen kann man auch entnehmen, was er in Monza von seinem eigenen Team erwartet hätte: "Es war heute für manche eine unschöne Entscheidung, aber es ist nicht schön, ihnen jetzt diese schwierigen Fragen zu stellen."