Lewis Hamilton hat beim Formel-1-Rennen in Russland seinen achten Sieg in der Saison 2018 gefeiert. Der Mercedes-Pilot wurde auf dem Weg zu seinem 70. Triumph in der Königsklasse per Teamorder an Valtteri Bottas vorbeigelotst und baute seinen Vorsprung auf Sebastian Vettel in der Weltmeisterschaft auf 50 Punkte aus. Der Ferrari-Pilot wurde wie in Singapur Dritter.

Hamilton lief im Rennen zweimal Gefahr von Vettel kassiert zu werden. Zunächst hatte der Ferrari-Pilot den besseren Start, doch Hamilton rettete in diesem Moment der Windschatten des vor ihm fahrenden Bottas. Nach den Boxenstopps verlor der Brite seine Position jedoch kurzzeitig an den WM-Rivalen aus Heppenheim.

Vettel war nach einen misslungenen Overcut Hamiltons am Silberpfeil vorbeigegangen. Nach einem kurzen Intermezzo inklusive harter Kampflinie Vettels, ging der WM-Leader mit einem entschlossenen Manöver vorbei und holte sich die zweite Position zurück. Wenig später ließ ihn Teamkollege Bottas auf Anweisung des Mercedes-Kommandostands passieren.

Zunächst ging es nur darum die blasenwerfenden Reifen Hamiltons zu retten, letztendlich tauschte Mercedes die Positionen jedoch nicht zurück. Hamilton ging nach 53. Runden als Sieger vor Bottas über die Ziellinie. Vettel wurde Dritter, gefolgt von Räikkönen und Verstappen. Letzterer zeigte vom 19. Startplatz eine beeindruckende Aufholjagd und hatte zwischenzeitlich sogar Außenseiterchancen auf den Sieg.

Die Punkteränge: Hinter dem Niederländer folgte der zweite Red Bull von Daniel Ricciardo. Den Titel des Best of the Rest sicherte sich in Russland Charles Leclerc im Sauber. Die Top-10 komplettierten Kevin Magnussen im Haas und die Force-India-Teamkollegen Esteban Ocon und Sergio Perez.

Russland GP 2018: Das sagen Hamilton, Bottas & Vettel zum Rennen

Lewis Hamilton: "Es ist ein ziemlich schwieriger Tag, weil Valtteri das ganze Wochenende über fantastische Arbeit geleistet hat und er ein echter Gentleman war, als er mich vorbeigelassen hat. Er kämpft jetzt nicht mehr um die Weltmeisterschaft, so wie wir. Es war ein großartiges Wochenende für das Team. Sie haben einen so außergewöhnlichen Job gemacht, um diesen Vorteil gegenüber Ferrari zu behaupten."

Valtteri Bottas: "Ein schwieriger Tag. Es ist ein gutes Ergebnis für uns als Team und wir haben die maximale Punktzahl. Aber persönlich war es ein ziemlich schwieriges Rennen. Wir gehen immer alle Szenarien durch, Lewis kämpft um die Meisterschaft und wir kämpfen um die Konstrukteure, also haben wir immer einen Plan - aber es ist immer schwierig vorherzusagen, was im Rennen passieren wird. Aber es ist was es ist."

Sebastian Vettel: "Ich denke, jeder hatte mehr oder weniger die gleiche Pace. Ich habe mein Bestes versucht, um Valtteri unter Druck zu setzen, aber ich kam nicht nahe genug heran. Es war ein gutes Rennen. Ich denke, wir waren heute näher dran, aber natürlich ist es nicht das Ergebnis, das wir wollen."

Formel 1, WM-Stand 2018: Hamilton baut Führung auf Vettel weiter aus

Der WM-Stand: Bei noch fünf ausstehenden Rennen liegt Lewis Hamilton 50 Punkte vor Sebastian Vettel. Die Felle des Ferrari-Piloten schwimmen angesichts des dritten Sieges in Serie von Hamilton immer mehr davon. Bottas ist mit 189 Punkten Dritter, Räikkönen liegt drei Zähler dahinter. Verstappen und Ricciardo halten bei 158 respektive 134 Punkten. Im Kampf um den siebten Platz liegen Magnussen und Hülkenberg mit 53 Punkten gleichauf, gefolgt von Alonso (50).

In der Konstrukteurs-WM hat Mercedes mit dem Doppelsieg in Russland den Vorsprung auf Ferrari auf 53 Punkte aufgebaut. Red Bull ist mit 292 Zählern als Dritter weiter allein auf weiter Flur. Im Kampf um den vierten Platz büßte Renault vier Punkte auf Haas ein. Die Franzosen liegen mit 91 Zählern noch elf vor dem Konkurrent aus den USA.

Das Wetter: Die Vorhersage für den Rennsonntag bewahrheitete sich in Sotschi nicht. Ursprünglich sollte die Formel 1 von strahlendem Sonnenschein mit höheren Temperaturen als an den Trainingstagen empfangen werden. Die Realität sah jedoch so aus, dass dicke Wolken über dem Sochi Autodrom hingen und es am Vormittag während des Formel-2-Rennens regnete. Das Formel-1-Rennen blieb bei 23. Grad Celsius Außen und 33 Grad Streckentemperatur allerdings trocken.

Der Start: Pole-Sitter Bottas erwischte einen sauberen Start, während Hamilton sich zunächst einem Angriff von Vettel erwehren musste. Dem WM-Leader rettete allerdings der Windschatten von Bottas auf dem Weg zur ersten Kurve. Bottas verteidigte seine Führung somit erfolgreich vor Hamilton und Vettel. Dahinter folgten Räikkönen und Magnussen. Verstappen war der große Gewinner der Startunde. Das Geburtstagskind rückte in der ersten Runde vom 19. bis auf den 13. Platz vor.

Verstappen zeigt furiose Aufholjagd

Der frühe Rennverlauf: An der Spitze kehrte nach der Startphase sogleich Ruhe ein. Bottas eröffnete einen Vorsprung, lag in der dritten Runde anderthalb Sekunden vor Hamilton. Im gleichen Abstand folgte Vettel seinem WM-Rivalen, Räikkönen lag zwei Sekunden hinter seinem Teamkollegen. Das Verfolgerfeld führte Leclerc an, der zu diesem Zeitpunkt aber schon sieben Sekunden hinter Räikkönen lag.

Die Show machte Verstappen, der sich unaufhaltsam den Weg durchs Feld bahnte. In der sechsten Runde lag Verstappen bereits hinter Leclerc an sechster Stelle. Der Monegasse war gleich im ersten Anlauf auf der Start- und Zielgeraden fällig. Haarig wurde es dahinter im Kampf zwischen Magnussen und Ocon. Der Däne verteidigte seine Position gegen den Force-India-Piloten mit allen Mitteln, inklusive einem plötzlichen Richtungswechsel beim Anbremsen.

Mercedes patzt beim Overcut: Vettel kassiert Hamilton in der Box

Die Boxenstopps: Grosjean war in der achten Runde der erste Hypersoft-Pilot, der zum Reifenwechsel an die Box kam. Eine Runde später folgte sein Teamkollege Magnussen. Beide wechselten auf Soft. Kurz darauf zogen Ocon und Leclerc für dieselbe Strategie nach, ebenso Ericsson und Perez. Letzterer fuhr mit zwölf Runden den längsten Stint auf Hypersoft.

In derselben Runde kam mit Bottas auch der erste Pilot der Spitzengruppe zum Reifenwechsel. Der Finne wechselte auf Soft und machte damit den Weg für Hamilton an der Spitze frei, der sogleich mit einer absoluten Bestzeit im ersten Sektor aufzeigte. Während Hamilton weiterfuhr und nicht sofort zum Overcut ansetzte, kam Vettel in der 13. Runde zum Reifenwechsel.

Eine Runde später kam auch Hamilton, der trotz zwei Umläufen Hammertime taktisch ins Hintertreffen geriet. Nach seinem Boxenstopp kam er hauchdünn hinter Vettel zurück auf die Strecke und fiel damit hinter Bottas und seinen WM-Rivalen in Rot zurück. Räikkönen kam in der 18. Runde als letzter Pilot der Top-Teams an die Box.

Hamilton ringt Vettel nieder: Hartes Duell der WM-Rivalen

Der weitere Rennverlauf: Hamilton lag nach diesem Strategie-Patzer seines Teams unmittelbar hinter Vettel und attackierte sofort unermüdlich. Den ersten Angriff des Briten wehrte Vettel Ende der Start- und Zielgeraden noch vehement ab. Zwei Kurven später setzte Hamilton ausgangs der ultraschnellen Kurve drei dann das entscheidende Manöver und holte sich die zweite Position zurück. Hamilton beklagte sich dennoch über Vettels Zweikampfverhalten. Die Rennleitung untersuchte den Vorfall, sprach aber keine Strafe aus.

An der Spitze lag nach den Boxenstopps der ersten Vier ab der 19. Runde Verstappen, dessen Zeiten auf dem Soft-Startreifen logischerweise deutlich langsamer als die der Mercedes- und Ferrari-Piloten waren. In der 23. Runde war Bottas bis auf unter zwei Sekunden am Niederländer dran. Danach stagnierte die Aufholjagd auf Verstappen zunächst. Dies führte dazu, dass Hamilton und Vettel auf Bottas aufliefen.

Teamorder bei Mercedes: Bottas muss für Hamilton Platz machen

Mercedes reagierte, bevor der Ferrari einen Angriff auf Hamilton reiten konnte. Auf Anweisung des Silberpfeil-Kommandostandes ließ Bottas den Teamkollegen vor Kurve 13 vorbei und setzte die Teamorder für alle Beteiligten deutlich sichtbar um. Hamilton war danach zwar nicht eklatant schneller, fuhr aber trotzdem schnell einen Vorsprung von zwei Sekunden auf Bottas heraus. Das Team begründete die Stallregie mit Blasenbildung an Hamiltons Reifen, welche sich in der Dirty Air hinter Bottas gebildet hatten.

Bei Force India vollzog man ebenfalls eine Teamorder. Ocon fand keinen Weg an Magnussen vorbei, woraufhin er Sergio Perez vorbeilassen musste um diesem eine Attacke auf den Haas-Piloten zu ermöglichen. Der Mexikaner kam allerdings auch nicht an den Gegner heran und musste den Platz einige Runden später wieder zurückgeben. An der Spitze zog derweil etwas überraschend immer noch Verstappen seine Kreise. In der 33. Runde lag er immer noch zwei Sekunden vor Hamilton.

Verstappen macht Weg frei: Hamilton gewinnt vor Bottas und Vettel

Die Schlussphase: Red Bull reizte die Stints seiner Piloten maximal aus. Verstappen lag in der 41. Runde immer noch in Führung. Hamilton wagte einen Umlauf später die erste Attacke, doch der Red-Bull-Pilot ließ nicht mit sich reden. Er behauptete seine Führung in der ersten Kurve vehement. Hamilton ließ daraufhin wieder von Verstappen ab. Eine Runde später kam aber auch der Red Bull für seinen Reifenwechsel an die Box.

Hamilton übernahm damit erstmals im Grand Prix die Führung. Anderthalb Sekunden dahinter folgten Bottas und Vettel. Die Positionen an der Spitze waren damit rund zehn Runden vor der Zielflagge bezogen. Mercedes sah davon ab die Positionen zurückzutauschen, sodass Hamilton vor Bottas seinen achten Saisonsieg feierte. Vettel wurde Dritter und liegt bei noch fünf ausstehenden Rennen nun 50 Punkte hinter dem Mercedes-Piloten.

Die Top-Facts des Rennens

  • Hamilton feiert achten Saisonsieg
  • Mercedes setzt in Sotschi auf Teamorder
  • Vettel in der WM nun 50 Punkte hinten
  • Verstappen zeigt furiose Aufholjagd

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