Das war eine Klatsche, die so richtig gesessen hat. Im Qualifying der Formel 1 zum Italien GP 2018 erleidet Red Bull Racing Schiffbruch. Angesichts der großen Bedeutung der Motoren und entsprechenden Vorteile von Ferrari und Mercedes auf diesem Gebiet war das zu erwarten gewesen. Aber gleich 1,5 Sekunden auf die neue schnellste Runde der gesamten Formel-1-Geschichte durch Kimi Räikkönen?

So groß war der Rückstand Max Verstappens im Q3 in Monza. Zum Vergleich: Auf den jüngsten Motorenstrecken waren es in Silverstone acht Zehntel auf Pole, in Spa im Q2 (Q3 war verregnet) eine Sekunde für den jeweils schnelleren Red Bull gewesen. Trotzdem meint Verstappen zu Motorsport-Magazin.com: "Es war wie erwartet."

Max Verstappen: Kein Windschatten Teil der 1,5 Sekunden

Seine Erklärung für den monströsen Rückstand: "In Q3 war es vielleicht etwas mehr als in Q2, aber in Q3 war ich auch der Erste auf der Strecke und hatte auf meinem finalen Run keinen Windschatten. Alle hinter mir hatten ihn und das sind auf dieser Strecke eben drei bis vier Zehntel." Doch auch das wäre ein neues Tief gewesen. Weiß auch Verstappen. "Es hätte also besser sein können, wäre aber noch immer mehr als eine Sekunde gewesen. Das fehlt uns einfach vom Motor", klagt der Youngster.

Helfen können hätte vielleicht Daniel Ricciardo. Doch der Teamkollege fuhr im Q3 gar nicht mehr mit, muss wegen einer Motorenstrafe ohnehin von hinten starten. Doch Windschatten-Strategien hätte man ohnehin nicht kalkuliert, so Ricciardo. Nach einer gewissen Vorgeschichte in diesem Jahr, sei Red Bull da nun ohnehin vorsichtig. "Wir hätten es deshalb nicht gemacht", sagt Ricciardo.

Trotz guten Renault-Updates: Red Bulls Singapur-Hoffnung schmilzt

Doch zurück zum Motor. Die Klatsche in Monza kam trotz Updates. Auch Verstappen bekam - allerdings ohne Strafe wie Ricciardo - am Samstag in Monza die neue dritte Spezifikation der Power Unit von Renault implantiert. "Er ist etwas schneller als der alte. So gesehen ist es positiv. Aber natürlich: Es ist noch immer nicht genug. Doch jedes Bisschen hilft, ich freue mich auf Singapur", so Verstappen.

Doch etwas kleiner geworden ist selbst diese Vorfreude durch die jüngst dramatischen Fortschritte bei Ferrari und Mercedes. "Das Qualifying wird da jetzt sicher schwieriger, denn sie haben echt große Schritte mit dem Motor gemacht und es gibt in Singapur noch immer ein paar Geraden, wo sie einen Unterschied machen können. Wenn wir innerhalb von drei, vier Zehnteln sein können wäre das gut", so Verstappen. Das hatte sich schon deutlich optimistischer angehört.

Verstappen in Monza: Können im Rennen kaum mithalten

Ricciardo klingt ähnlich. "Es wäre nur Raterei, vielleicht bringt er dort zwei Zehntel", sagt der Australier zum Gewinn durch den neuen Motor in Singapur. "Aber es wird schwierig. Ferrari hat sich seit Monaco verbessert, wir auch, aber nicht so sehr wie sie. Monaco hatten wir etwas Luft auf sie, aber ... naja. Ferrari sollte für Singapur der Favorit sein. Hoffentlich wird es aber knapp genug."

Zunächst steht aber noch der Italien GP in Monza auf dem Programm. Die Aussichten sind auch für das Rennen kaum besser. "Normalerweise sollten wir nicht mit ihnen mithalten können", fürchtet Verstappen. Es werde im Normalfall noch härter als in Spa. "Aber hoffentlich wird es besser als erwartet. Eine bessere Pace wäre schön. Wir brauchen aber viel Glück. Wie in Spa."

Daniel Ricciardo fürchtet vor Aufholjagd: Sie kennen jetzt meine Tricks!

Und Ricciardo? Muss mal wieder eine seine legendären Aufholjagden auspacken. 2017 ging es in Monza für den Australier von P16 so noch auf P4 nach vorne. "Wenn ich durch die ersten Runde komme mit einem Gewinn von fünf Plätzen, dann sehen wir gut aus und können 14. werden!", scherzt Ricciardo diesmal über das Rennen morgen. "Nein, wenn ich schnell ein ordentliches Paket schnappe, können wir weit vorne ankommen. Aber ich fürchte, dass alle jetzt meine Tricks hier kennen. Ich versuche, sie trotzdem zu überraschen!"

Ein wenig Hoffnung setzt er auf den jetzt besseren Motor. "Ich bin im Quali nur eine Runde gefahren und er war sicher noch nicht optimiert. Aber es fühlte sich schon so an, als ob er besser ziehen würde. Ermutigend", so Ricciardo. Doch hilft das auch im Rennen? "Ja, sollte gut für beides sein", so Riccairdo.

"Im Rennen hast du keinen Power-Mode bzw. nimmst ihn nur für eine bestimmte Zahl an Runden, wenn du ihn brauchst. Aber es war gut. Auf meiner ersten Runde war ich gestern besorgt. Aber das war nur kleiner Schluckauf, seitdem ging alles gut. Es hilft auf jeden Fall, jedes bisschen hilft. Ich werde aber nicht viele leichte Manöver bekommen morgen. Mit DRS geht es dann auf der Bremse. Und das mag ich ja!