Die Formel 1 erwartet bereits in der kommenden Saison 2019 ein Umbruch in Sachen Reglement. Um besseres Racing zu ermöglichen, mehr Überholmanöver zu generieren wird für die nächste Saison das Regelwerk adaptiert. Kurz gesagt geht es insbesondere um eine vereinfachte Aerodynamik. Erste abgespeckte Frontflügel-Experimente waren bereits bei den Testfahrten in Ungarn zu sehen.
Insgesamt ist das jedoch ein Umbruch light. Zumindest im Vergleich zu den umfassenden Änderungen die Chassis-Maße und Reifendimensionen zur Saison 2017 - oder aber den für 2021 geplanten, deutlich drastischeren Änderungen am Reglement. Da soll gleich mehreres zusammen kommen: Der wahre Aero-Beschnitt, größere Reifendurchmesser und auch neue Motoren.
Ross Brawn: Formel 1 dürfte neue Motorenregeln verschieben
Nicht zu vergessen: das alles mit einer noch nicht exakt definierten Form einer Budgetgrenze, die nach Möglichkeit bereits schrittweise in den Jahren zuvor kommen soll. Doch in einem Punkt scheint sich nun eine Rolle rückwärts abzuzeichnen: Die Power Units, wie wir sie gegenwärtig kennen, könnten nun doch noch länger bleiben. Sprich, über 2021 hinaus.
Diese Möglichkeit stellte Ross Brawn, als Managing Director of Motorsport der Formel 1 insbesondere verantwortlich für alle direkt sportlichen Belange der F1, nun höchstpersönlich in den Raum. Im Rahmen des Belgien GP sprach Brawn davon, diesen Schritt vielleicht gehen zu müssen, um die Chance zu erhöhen, neue Hersteller wie Porsche, Aston Martin oder Cosworth neben Mercedes, Ferrari, Renault und Honda anzulocken.
Hersteller machten Druck: Wenn 2021 müssen Regeln bald mal stehen
Tatsächlich sind konkrete Änderungen noch immer nicht fixiert, selbst die gegenwärtigen Fabrikate machten deshalb zuletzt zunehmend Druck. Die Entwicklung der geplanten billigeren, lauteren und weniger komplexen Aggregate braucht eben genug Vorlaufzeit. Noch dazu setzen sich Mercedes & Co. für einen Erhalt der MGU-H ein, was Neueinsteiger weniger begrüßen.
Zu viele Baustellen, um es bis 2021 noch zu stemmen? Offenbar. Brawn: "Wir wollen versuchen, Technische Regularien für den Motor zu schaffen, die ansprechend für neue Hersteller sind, aber gleichzeitig auch unseren bestehenden Motorenfabrikaten passen. Ich denke, dass wir einfach etwas über unser Timing nachdenken müssen, ob 2021 die richtige Zeit ist, das zu tun, oder, ob es besser ist, das Pulver trocken zu halten bis wir sicher sein können, dass ein größerer Reglementwechsel frisches Blut in den Sport bringen wird."
Formel 1 will 'weiche' Budgetobergrenze schon ab 2019
Man könne bis dahin genug an den bestehenden Power Units drehen, um zumindest einige Ziele zu erreichen. "Was Limitierungen der Testzeit auf dem Prüfstand angeht, die Zahl der Upgrades während einer Saison, konsistente Spezifikation für alle Kundenteams etc", so Brawns Beispiele. "Wir müssen jetzt entscheiden, ob es beim Motor erst einmal so eine Evolution wird."
Der Rest des 2021er Plans bleibe davon unberührt. Ganz im Gegenteil. Chassis-Änderungen sollen kommen - und eine 'weiche' Budgetgrenze sogar schon ab der kommenden Saison. Dabei würde die FIA gemeinsam mit Teams und Formel 1 gerade Fortschritte erzielen. Brawn: "Trockenübungen sollen 2019 und 2020 stattfinden. Das sehen wir gerade an. 2021 soll es dann Regel werden." Gelingen soll das mitunter durch mehr Einheitsteile.
Formel-1-Teams begrüßen Idee, neue Motoren-Regeln zu verschieben
Die Teamchefs der Formel 1 unterdessen begrüßen angesichts der schon genannten Kritik an den Verzögerungen die Idee, in Sachen Power Units doch länger abzuwarten. "Ich stimme da zu, denn ich denke, dass es extrem ambitioniert ist, was die Formel 1 für 2021 zu machen versucht. Das ist vielleicht alles nötig, aber sehr ambitioniert", so Renaults Cyril Abiteboul. "Es wäre das erste Mal in der Geschichte, dass die Formel 1 zu selben Zeit Chassis-Reglement, Motoren-Reglement, Concorde Agreement, Regierungsstruktur ändert und eine neue Budgetgrenze einführt", erklärt der Franzose.
"Das ist jede Menge. Jede Menge. Deshalb könnte es riskant sein, zu viel auf einmal zu versuchen und dann gar nichts zu liefern." Die Formel 1 solle sich besser auf die größten Baustellen allein fokussieren. Die seien die Show und die großen Unterschiede zwischen den Teams, sportlich wie finanziell. "Das sollte die Priorität sein", so Abiteboul. "Die Motorenregeln sind nicht auf diesem Level, was Dringlichkeit angeht."
Renault: 2021 sowieso zu viele Änderungen auf einmal
Zufrieden ist Renault dennoch nicht mit dem Motorensituation der Gegenwart. "Wir müssen das verbessern. Aber indem wir arbeiten, härter arbeiten", so Abiteboul mit Blick auf Renaults weiter bestehenden Rückstand auf Mercedes und Ferrari. "Es ist ein Renault-Problem, keines des Sports."
Christian Horner stimmt seinem Zulieferer zu, kritisiert noch dazu den jüngsten Stillstand mit Blick auf Konkretes für 2021. "Die Situation ist gerade nicht anders wie vor zwei oder drei Monaten. Es gibt keine neuen Hersteller, die kommen", so der Red-Bull-Teamchef. Das liege am gegenwärtigen Reglement. "Das macht es einem neuen Hersteller unmöglich." Also doch neue Motoren 2021? Nein.
Horners Punkt ist ein anderer, auch er will verschieben: "Ich denke, dass es besser ist, etwas mehr Zeit zu investieren und zu überlegen, was der richtige Motor für die Formel 1 ist, statt eine halbherzige Änderung vorzunehmen und es nur halbrichtig zu machen. Wenn das etwas mehr Zeit braucht, vielleicht ein paar Jahre, dann ist das ein vernünftiger Ansatz." Als Zeitrahmen schweben dem Briten zwei Jahre vor. Vor 2023 sollen demnach keine neuen Aggregate kommen.
Sauber-Teamchef Frederic Vasseur plädiert auf eine noch längere Zeit. Sein Argument: Weil 2021 schon neue Chassis-Regeln kommen wäre es alles andere als wirtschaftlich, schon ein Jahr später dann auch das wieder komplett für völlig andere Motoren überwerfen zu müssen. "Deshalb wäre es ein Fehler, es für ein Jahr zu verschieben. Wir sollten es für zwei oder drei Jahre verschieben, also 2023 oder 2024 neue Motoren bekommen. 2022 macht keinen Sinn", warnt der Franzose.
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