Abgesehen von den Reifen ist von der Formel-1-Zukunft nach 2020 wenig bekannt. Die Details zum schwarzen Gold mussten aber finalisiert werden, weil es weiterhin einen Alleinausrüster geben soll und die Ausschreibung dafür veröffentlicht werden musste. Wie es allerdings kommerziell, sportlich und technisch in Zukunft aussehen wird, ist weiterhin unklar.

Ein großes Kapitel sind noch immer die Motoren. Unabhängig von den kommerziellen Verträgen wurde die Laufzeit der aktuellen Power Units bis zum Jahr 2020 festgelegt. Die Motorenhersteller sahen es deshalb auch gar nicht ein, bis dahin größere Änderungen vorzunehmen. 2021 jedoch könnte sich alles ändern - aber auch nichts.

Formel-1-Motoren 2021: Bleibt jetzt doch alles beim Alten?

Eigentlich gab es einen klaren Plan. Die MGU-H fällt weg, die MGU-K wird dafür deutlich stärker. Der Verbrennungsmotor basiert auf dem aktuellen 1,6-Liter V6-Aggregat und bekommt mehr Treibstoff zugeführt. So sollen die Motoren billiger, lauter und noch stärker werden. Unabhängige Motorenhersteller sollten angelockt werden.

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Doch inzwischen tendieren die Motorenhersteller immer mehr dazu, doch alles beim Alten zu lassen. Einige glauben, um die Konkurrenz abzuschrecken. Unabhängige Hersteller gibt es längst nicht mehr.

Illien: Unabhängige Hersteller haben so keine Chance

Motorenpapst Mario Illien warf früh das Handtuch. "Zu Beginn waren die Diskussionen, dass man wesentliche Vereinfachung in das Ganze bringt, daran hätte ich sicherlich Interesse", sagte der Schweizer Motorsport-Magazin.com. "Aber wie die Gespräche dann verlaufen sind, musste man einsehen, dass man die Kosten als Unabhängiger nie zurückholen kann. Wenn man ein oder zwei Teams ausrüstet, kann man diese Investitionen niemals refinanzieren."

"Die Entwicklung kostet ein Vielfaches der Leasingkosten - man braucht einfach einen Hersteller im Hintergrund", schlussfolgert Illien. Auch das Aston-Martin-Projekt mit Cosworth scheint inzwischen tot. Aston Martin konzentriert sich aktuell ohnehin auf den DTM-Einstieg.

Auch Aston Martin mit Cosworth auf Eis

Bleibt nur noch Porsche. Doch auch die Zuffenhausener wurden vom ein oder anderen schon tot geschrieben. Angeblich hätte man Porsche zu lange hingehalten, indem man sich zu keinem technischen Reglement durchringen konnte. Tatsächlich war die Hinhalte-Taktik den Porsche-Chancen nicht zuträglich.

Nach Informationen von Motorsport-Magazin.com ist bei Porsche aber längst noch keine Entscheidung getroffen, ob man in die Formel 1 einsteigen wird oder nicht. Ganz im Gegenteil: Noch immer laufen im Hintergrund Entwicklungsarbeiten an einem entsprechenden Motor - mit MGU-H.

Porsche nicht raus: Entwicklungsarbeit läuft im Hintergrund

Insider glauben, dass mit oder ohne MGU-H kein KO-Kriterium für Porsche ist. Dass man mit der Technologie prinzipiell umgehen kann, hat man bereits in der Langstreckenweltmeisterschaft gezeigt. Eine offizielle Anfrage von Motorsport-Magazin.com ließ Porsche allerdings unbeantwortet.

Das Problem ist, dass die Motorenzukunft trotzdem irgendwie mit Porsche zusammenhängt. FIA-Präsident Jean Todt wollte die Motoren vor allem vereinfachen, um neue Hersteller anzulocken. Außer Porsche sind die aktuell nicht in Sicht. Und wenn es Porsche egal ist, ob nun mit oder ohne MGU-H, dann ist das auch kein Argument, die MGU-H von Bord zu werfen.

Aktuelle Hersteller: Status quo halten billiger als vereinfacht, aber neu

Das Kostenargument zieht ebenfalls nicht mehr. Die Hersteller argumentieren damit, dass es billiger sei, die aktuell komplexe Technologie zu behalten, statt eine einfachere Technologie neu zu entwickeln.

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Denn auch wenn die Triebwerke ohne MGU-H auf dem aktuellen Verbrennungsmotor basieren würden, alle Hersteller würden den kompletten Motor neu entwickeln. Bei den meisten ist die MGU-H ein integraler Bestandteil des Motors. Es geht um Thermomanagement und Vibrationen.

Standardisierung wird es nicht geben

Die Integration der MGU-H ist auch der Grund dafür, warum es keine standardisierten Teile geben wird. Es ist schlichtweg nicht möglich, hier alle auf einen Nenner zu bringen. Selbst bei der MGU-K, die noch deutlich einfacher zu standardisieren wäre, wehren sich die Hersteller.

Und auch bei den Sensoren scheint es keine Änderungen zu geben. Einige Sensoren sind zwar inzwischen Einheitsbauteile, aber insgesamt geben die Hersteller noch immer rund zwei Millionen Euro für die Sensorik in ihren Power Units aus. Ein vergleichsweise geringer Preis dafür, zu jederzeit die volle Kontrolle zu haben. Die Hersteller wollen vor Millionenpublikum das Risiko nicht eingehen, dass unkontrolliert Motoren abrauchen. Deshalb bleiben auch die Sensoren.

Kostenbremse: Zeitlimit für Prüfstand wie für Windkanal?

Um die Kosten in der Entwicklung zu senken, soll zumindest die Prüfstandzeit ähnlich wie im Windkanal beschränkt werden. Derzeit sind Motorenprüfstände und sogar Prüfstände, auf denen die gesamten Autos ohne Aerodynamik getestet werden können, komplett unbeschränkt.

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Die Entscheidung, ob nun mit oder ohne MGU-H ist aber längst nicht gefallen. Die FIA hätte gerne grüne Technologie und wenn die Argumente dagegen langsam wegfallen, gibt es kaum mehr Gründe für den Automobilweltverband, für eine simplere Technologie zu sein. Die aktuell involvierten Hersteller würden gerne am elektrifizierten Turbo festhalten. Nur dem kommerziellen Rechteinhaber sind Leistung und Lärm wichtiger als alles andere.

Die Zeit spielt nun für die Hersteller - egal ob mit oder ohne zusätzliche Konkurrenz. "Die Zeit wird für Änderungen schon verdammt knapp für 2021 und jeder hat die Entwicklung der aktuellen Motoren ja schon gemacht", mahnt Illien. Der Schweizer wird zwar keinen eigenen Formel-1-Motor mehr bauen, ist aber trotzdem involviert. Nachdem die Zusammenarbeit mit Renault scheitert, unterstützt er derzeit Honda im Formel-1-Projekt.