Das Gegenteil von gut ist gut gemeint, heißt es so schön. Auf eine Regeländerung zur Formel-1-Saison 2019 trifft dieser Spruch wie die berühmte Faust aufs Auge. Ab der kommenden Saison gibt es in der Königsklasse quasi kein Benzinlimit mehr, denn der Maximalverbrauch im Rennen wird noch einmal angehoben. Doch genau diese gut gemeinte Änderung zieht nun für die kleinen Teams ein sehr teures Problem mit sich.

Seit 2014 gibt es in der Formel 1 wieder ein Benzinlimit. Zunächst durften im Rennen lediglich 100 Kilogramm Benzin verbrannt werden, nach der Regeländerung 2017 wurde dieses Limit auf 105 Kilogramm angehoben. Die Autos wurden schneller und breiter und brauchten daher mehr Benzin. Um eine Spritsparschlacht zu vermeiden, wurde das Limit angehoben.

Doch die Fans beschweren sich noch immer: Gutes Racing würde teilweise durch Benzinsparen verhindert, meinen einige. Deshalb rang sich die Formel 1 für 2019 dahingehen durch, das Benzinlimit mit 110 Kilogramm fast komplett abzuschaffen. Der maximale Benzinfluss von 100 Kilogramm pro Stunde bleibt zwar unangetastet, aber der totale Verbrauch wird freigegeben.

Formel-1-Teams berechnen optimale Benzinmenge

Das Problem: Hierbei handelt es sich eher um eine öffentlichkeitswirksame Änderung, als um eine sinnvolle Anpassung. Denn schon heute fahren die meisten Teams bei den meisten Rennen mit weniger als 105 Kilogramm Benzin.

Der Grund dahinter ist klar: Wer weniger verbraucht, muss weniger Benzin mitschleppen. Dadurch wird das Auto schneller. 10 Kilogramm Benzin, so die Faustregel, bringen je nach Strecke zwischen 0,2 und 0,4 Sekunden pro Runde. Gleichzeitig werden auch die Reifen bei weniger Gewicht weniger hart rangenommen.

Gewicht ist im Motorsport - trotz aller Aerodynamik - noch immer der Performance-Treiber schlechthin. Heute sind die Simulationen so gut, dass die Programme abwägen können: Mit weniger Benzin muss der Pilot zwar mehr Benzin sparen, dafür schleppt er aber weniger Gewicht mit. Die Simulationen errechnen den für die Rennzeit besten Kompromiss.

Deshalb wird sich 2019 nicht viel ändern: Nur auf ganz wenigen Strecken - Montreal zum Beispiel - werden die Teams mehr als die schon heute erlaubten 105 Kilogramm Benzin mitschleppen. Bei der überwiegenden Mehrheit der Rennen werden aber weiterhin weniger als 105 Kilogramm verbrannt.

Größerer Tank: Neues Monocoque erforderlich

Die wenigen Rennen, bei denen tatsächlich mehr als 105 Kilogramm an Bord sind, sind aber für die kleinen Rennställe äußerst ärgerlich. Denn nur wegen dieser Spezialfälle muss der Tank vergrößert werden.

Gut zu erkennen: Auch im Formel-2-Chassis ist der Tank im Monocoque integriert, Foto: Motorsport-Magazin.com
Gut zu erkennen: Auch im Formel-2-Chassis ist der Tank im Monocoque integriert, Foto: Motorsport-Magazin.com

Was sich nach einer trivialen Sache anhört, ist tatsächlich eine teure Angelegenheit. Das Reglement schreibt vor, dass der Tank in der Sicherheitszelle untergebracht werden muss. Das Monocoque geht hinter dem Rücken des Fahrers noch weiter und beherbergt den Tank. Dadurch ist das Benzin ähnlich geschützt wie der Fahrer - mit ein Grund, warum man heute kaum noch brennende Formel-1-Autos sieht.

Wird der Tank vergrößert, muss nun auch das Monocoque vergrößert werden. Und das geht richtig ins Geld. Force India beispielsweise wollte das Monocoque aus 2018 eins zu eins mit in die Formel-1-Saison 2019 nehmen. Dadurch spart man sich nicht nur die Entwicklung, sondern vor allem Geld bei der Produktion.

Die Herstellung der Monocoque-Formen ist extrem aufwendig und teuer, Foto: Lotus F1
Die Herstellung der Monocoque-Formen ist extrem aufwendig und teuer, Foto: Lotus F1

Für eine neue Überlebenszelle müssen neue Werkzeuge hergestellt werden. Die riesigen Formen müssen aufwendig gefräst werden. Rund 250.000 Euro kommen so für eine Änderung am Monocoque zusammen.

Für Force India ist das besonders ärgerlich: Bereits 2018 wollte man sich dieses Geld sparen und aufgrund des stabilen Reglements das Monocoque der Vorsaison übernehmen. Allerdings machte die Einführung des Halo dem Rennstall aus Silverstone einen Strich durch die Rechnung. Nun sind es ein paar Liter Benzin, die ohnehin nur selten zusätzlich eingefüllt werden.

Für größere Teams ist die Änderung zwar ebenfalls kostspielig, aber egal: Wer ohnehin jedes Jahr ein neues Monocoque entwickelt, hat die Kosten so und so. Der größere Tank ändert dann nichts mehr.