"Ich möchte mich bei jedem bei McLaren bedanken, mein Herz gehört dem Team für immer. Ich weiß, dass sie in Zukunft stärker sein werden und das könnte für mich der richtige Zeitpunkt sein, um in die Serie zurückzukehren."
Fernando Alonso ließ sich bei seiner Verabschiedung durch McLaren eine kleine Hintertür offen. Formel-1-Rücktritt mit Rückgaberecht sozusagen. Dass der Spanier nach der Bekanntgabe an diesem Donnerstag ein mögliches Comeback nicht ausschließen wollte, lässt Raum für Spekulationen.
Fest steht aktuell nur das, was McLaren in seiner Pressemitteilung schrieb und damit Alonsos Entscheidung bestätigte: 'Fernando fährt 2019 nicht in der Formel 1'. Daraus ergibt sich unweigerlich die Frage: Was macht Alonso stattdessen?
Alonso auf Abenteuer-Tour
Eine Entscheidung zumindest über seine kurzfristige Zukunft könnte schon bald erfolgen, wie der zweifache Formel-1-Weltmeister durchblicken ließ: "Neue und spannende Herausforderungen sind um die Ecke. Ich erlebe die glücklichste Zeit meines Lebens, aber ich muss neue Abenteuer erforschen."
Das offensichtliche Abenteuer wartet schon an diesem Wochenende: Alonso tritt mit Toyota beim WEC-Rennen in Silverstone an. Nach dem Sieg in Le Mans teilt er sich den TS 050-Rennwagen weiter mit Sebastien Buemi und Kazuki Nakajima. "Bis jetzt war die Saison perfekt, also will ich diese Tendenz dieses Wochenende fortsetzen", sagte Alonso mit Blick auf die Toyota-Siege in den ersten beiden Rennen.
Keine Gegner in der WEC
Doch ist die Langstrecken-Weltmeisterschaft wirklich das Abenteuer, das er erforschen will? Seit dem Sieg in Le Mans erscheinen die restlichen Saisonrennen mehr wie eine Nebenbeschäftigung. Toyota fährt als einziger Hersteller in der LMP1-Klasse weiterhin ohne Konkurrenz. Echte Gegner sind in der kommenden Zeit nicht absehbar, Performance-Anpassungen hin oder her.
Mit dem Le-Mans-Triumph dürfte das Kapitel WEC für Alonso zumindest im Kopf abgeschlossen sein. Nur zwei Stunden nach dem Sieg beim 24-Stunden-Klassiker gab er möglicherweise einen kleinen Hinweis darauf, was als nächstes ansteht. "Nach dem Sieg in Le Mans hat Indy natürlich eine hohe Priorität für mich", teilte er der dicht gedrängten Medienschar vor rund zwei Monaten mit.
Ziel: Triple Crown
Kein Geheimnis: Alonso hat es sich zum Ziel gesetzt, mit der Triple Crown aus dem aktiven Motorsport auszusteigen. Den Großen Preis von Monaco hat er schon gewonnen, inzwischen auch den Langstrecken-Klassiker in Le Mans. Fehlt nur der Sieg beim legendären Indy 500, den er vergangenes Jahr verpasst hatte.
Während Alonso und Co. in Le Mans quasi zum Sieg spazierten, steht der Triumph beim US-Klassiker auf einem anderem Blatt. Im Oval herrscht Konkurrenz. 2017 war Alonso umgeben von Spezialisten a la Helio Castroneves, Scott Dixon, Ryan Hunter-Reay und Will Power mit jahrelanger Erfahrung auf diesem speziellen Streckenverlauf.
Auf Graham Hills Spuren
Dabei führte Alonso das Rennen sogar eine Weile an, bis ihm 21 Runden vor Schluss der Honda-Motor hochging. Nachdem er bei seinem Indy-Debüt einen nie zuvor dagewesenen Hype um seine Person ausgelöst hatte, verzichtete Alonso in diesem Jahr auf den Start beim Oval-Klassiker zu Gunsten der Formel.
2019 kommt es bei Alonso aus bekannten Gründung nicht zu einer Überschneidung zwischen dem Indy 500 und der Formel 1. Fast undenkbar, dass er sich diese Chance entgehen lassen wird. Als zweiter Triple-Crown-Anwärter nach Graham Hill ist der Start und vor allem Sieg in Indy schließlich Pflicht.
Mit McLaren in die IndyCar-Serie?
Damit wäre schon mal ein Rennen fix in seinem Rennkalender - und Platz für einige weitere Rennen in der IndyCar-Series. Seit einiger Zeit gibt es Gerüchte, dass McLaren als Werksteam in die US-Serie einsteigen könnte. Ein besseres Zugpferd als Alonso kann man sich nicht wünschen. McLaren-CEO Zak Brown hatte die Möglichkeit eines US-Engagements nie ausgeschlossen, daran aber gewisse Bedingungen geknüpft.
Nach einem Besuch des Detroit-Rennens im Juni sagte Brown: "Wir ziehen die IndyCars ernsthaft in Erwägung. Wir prüfen das seit einiger Zeit. Wenn wir in einen Sport einsteigen, in dem McLaren auf eine große Geschichte zurückblickt, dann darf es unsere Aktivitäten in der Formel 1 aber nicht einschränken."
McLarens Geschichte in Indy
McLaren war in den 70er-Jahren äußerst erfolgreich in der IndyCar-Serie, als Hersteller als auch als Chassis-Lieferant für Penske. McLaren gewann bis zum Ausstieg 1979 28 Rennen, darunter dreimal das Indy 500. Gleichzeitig bestätigte Brown Mitte des Jahres, dass er sich in Gesprächen mit Alonso über ein mögliches Engagement in der Serie befinde.
Offen ist allerdings, wie sich Alonso sein Pensum 2019 vorstellt. Eine komplette Saison in der IndyCar-Serie wäre vergleichbar mit der Formel 1. 17 Rennen trägt die Serie in diesem Jahr in den Vereinigten Staaten aus. Ein ordentliches Programm für einen Fahrer, der sich nach 17 Jahren in der Formel 1 womöglich eine Auszeit möchte.
Gleichzeitig wäre eine volle Indy-Saison die perfekte Vorbereitung auf das große Indy 500, das Alonso noch auf seiner Liste abhaken muss. Somit bleibt ein Einstieg in die US-Rennserie samt McLaren als Hersteller, womöglich mit ausgewählten weiteren WEC-Rennen für Toyota, die derzeit wahrscheinlichste Möglichkeit mit Blick auf Alonsos Pläne im Jahr 1 nach der Formel-1-Abkehr.
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