Platz vier für Max Verstappen im Qualifying zum Deutschland GP in Hockenheim. Was auf dem Papier nach einem großen Erfolg für Red Bull klingt, ist tatsächlich keiner. Einen Ferrari oder Mercedes hat man damit nämlich nicht wirklich geschlagen, war Lewis Hamilton durch einen Hydraulikdefekt doch immerhin schon in Q1 Schachmatt gesetzt.

Unter dem Strich ist es sogar eine recht klare Niederlage. Stramme sechs Zehntel fehlten Verstappen auf die Pole. Auf dem kurzen Hockenheimring eine Welt. "Das ist schon viel für eine so kurze Runde", sagt Teamkollege Daniel Ricciardo zu Motorsport-Magazin.com. Verstappen führt den großen Abstand dennoch - einmal mehr - einzig auf die fehlende Leistung des Renault-Antriebs zurück.

Extremer Verstappen-Rückstand: Nur der Motor?

Er sei jedenfalls nicht überrascht von dem großen Rückstand. "Es ist nur der Motormodus, das ist ganz klar", stellt der Niederländer auf Nachfrage klar. Gerade mit Blick auf Ferrari. Dafür spreche auch die erneut starke Performance deren Kunden. "Und das ist immer auf Powerstrecken so", meint Verstappen. "Das heißt, dass sie einen sehr viel stärkeren Motor haben", ergänzt er, obwohl es in Hockenheim gar nicht einmal so sehr darauf ankommt wie zuletzt etwa in Silverstone & Co.

Am Chassis oder gar an seiner eigenen Leistung habe es Verstappen zufolge also nicht gelegen. Im Gegenteil: "Ich wusste, dass wir im Qualifying keine Chance haben würden. Mit meine Runde war ich zufrieden und auch aus dem Auto haben wir das Maximum gemacht", so Verstappen. Noch am Freitag hatte es sich bei Red Bull jedoch viel optimistischer angehört. Am Samstag jedoch lief es selbst im langsamsten Sektor, im Motodrom, nicht besser als bei der Konkurrenz.

Red Bull feiert sich: Als Einziger Vollgas in Kurve eins

"Grosjean hat da vor mir seine Runde abgebrochen. Ich wollte eigentlich den Eingang mal voll nehmen, aber so hatte ich dann ein paar Turbulenzen", erklärt Verstappen die selbst im dritten Sektor nicht besseren Zeiten. Vielmehr zeigte er sich mit dem ersten Abschnitt zufrieden. "Kurve eins ging Vollgas", jubelt Verstappen regelrecht. "Und ich denke nicht, dass die irgendwer sonst voll nimmt."

Teamchef Christian Horner bestätigt: "Er war Vollgas in Kurve eins und war das einzige Auto, dass das dieses Wochenende geschafft hat! Aber leider war der Zeitverlust in Sektor zwei wieder viel größer, sodass P4 heute das Maximum war." Für Verstappen selbst jedoch ist all das gar nicht das relevanteste Thema. Der Youngster interessierte - und ärgerte - sich vielmehr über eine frühere Szene. Stichwort Q2, Abflug Marcus Ericsson.

Max Verstappen: Hätte Q3 mit Soft erreicht

Der Schwede begrub den Sauber zwar nicht im Kiesbett, doch brauchte er Selbiges zu großen Teilen mit auf die Strecke. Die Session musste für Reinigungsarbeiten unterbrochen werden. Gift für Max Verstappen. "Ich wollte mich auf dem Soft für Q3 qualifizieren und war ziemlich sicher, dass es damit reicht. Aber dann kam mir die rote Flagge dazwischen, ich musste abbrechen und wollte dann nicht mehr das Risiko nehmen und habe mir auf Ultrasoft qualifiziert", schildert Verstappen. "Immerhin es das für den Start und die Performance beim Launch jetzt besser."

Lieber gewesen wäre Verstappen jedoch ein potentieller Strategie-Vorteil eines längeren ersten Stints. Doch wäre der Einzug in Q3 wirklich möglich gewesen? Immerhin holte Verstappen im ersten Soft-Run nur eine 1:13.440 Minuten - das hätte für Q3 nicht gereicht. Hätte er die Zeit jedoch wirklich verbessern können? Horner zweifelt. "Das Delta zwischen den Mischungen war heute einfach zu groß, um durchzukommen", widerspricht der Chef dem Fahrer.

Verstappen: So kann ich im Rennen zurückschlagen

Im Rennen könnten die Reifen am Sonntag das große Thema bleiben. Es soll wieder wärmer werden, fast so heiß wie am Freitag als quer durchs Feld die Reifen Blasen warfen. "Wir beobachten das immer", sagt Verstappen nur. Er glaube nicht das Red Bull hier ein Problem habe, eher einen Vorteil. "Im Longrun war es am Freitag in P2 gut, in der Hitze sah es für uns nicht schlecht aus", meint der Youngster. "Aber schauen wir erstmal, wie die Reifen abbauen."

Zuvor steht zudem noch der Start an - Verstappens Paradedisziplin. "Ich starte innen, was nicht ideal ist. Es ist nicht leicht, aber möglich (gleich zwei zu überholen, Anm. d. Redaktion). "2016 habe ich das geschafft, aber du brauchst schon etwas Glück und musst am richtigen Ort sein", so Verstappen. Die schnelle erste Kurve sei dabei kein Problem. "Du hast nachher noch Chancen - in Kurve zwei und sechs bekommst du einen guten Windschatten", erklärt Verstappen seinen Schlachtplan für Runde eins.

Doch gilt der auch für den weiteren Rennverlauf. "Morgen sollte es wieder enger werden, da können Ferrari und Mercedes ihre Powermodi von heute ja nicht permanent nutzen", sagt Verstappen. Überholen werde dennoch schwer. "Es ist etwas leichter als auf anderen Strecken. Aber an einem Williams fährst du einfach vorbei, zwischen den Topteams ist es aber enger und deshalb schwieriger."