Im ersten Moment schien es wie ein Knall auf dem Transfermarkt der klugen Köpfe in der Formel 1. Ende Mai gab Ferrari mit einer knappen Presseaussendung bekannt, Chefdesigner Simone Resta verlasse die Suceria, um bei einem anderen F1-Team anzuheuern. Also bei Red Bull oder Mercedes, vermuteten schon manche. Ein herber Verlust für Ferrari also.

Doch nur kurze Zeit später am selben Tag folgte eine zweite Presseerklärung: Das Alfa Romeo Sauber F1 Team verkündete Resta als neuen Technischen Direktor nach dem vorherigen Ausscheiden Jörg Zanders aus dem Top-Posten des Schweizer Rennstalls.

Kurze Wechselfrist für Ferrari bei Sauber kein Problem

Etwas überraschend auf den ersten Blick: Die extrem kurze Frist zwischen Vertragsende in Maranello (31. Mai) und Vertragsbeginn in Hinwil (1. Juli) - nur ein Monat. In der Formel 1 eigentlich undenkbar. Stichwort Technologietransfer. Doch besteht zwischen Sauber und Ferrari insbesondere im Zuge der 2018 neuen Verbindung durch Alfa Romeo ohnehin eine enge Kooperation. Die Teams sind mehr Partner denn Konkurrenz.

Entsprechend tut Ferrari der Wechsel mit kurzer Frist nicht weh. "Für uns war es ein Gutes, dass Ferrari da so kollaborativ war. Die Zusammenarbeit mit Ferrari ist eine langfristige. Die hat schon vor etwa 17 Jahren begonnen. Wir haben eine Geschichte, das Projekt mit Alfa Romeo, wir pushen jede Menge und es meiner Sicht macht deshalb auch diese Art von Verbindung nur Sinn. Wir sind dem Projekt voll verschrieben", sagt Sauber-Teamchef Frederic Vasseur.

Vasseur: Fokus auf Sauber-Erfolg, nicht Ferrari-Kooperation

Ohnehin gilt der Resta-Wechsel weithin nur als nächstes Bindeglied der immer engeren Beziehung. Doch ganz so ist es nicht, winkt Vasseur ab. Noch mehr als die Kooperation gehe es ihm darum, schlicht die besten Personalien zu Sauber zu lotsen. "Ich bin nicht auf die Zusammenarbeit mit Ferrari fokussiert. Ich bin auf die Entwicklung von Sauber fokussiert. Dass Alfa Romeo Sauber ein ordentliches Team ist. Dafür müssen wir die besten Leute nehmen", sagt der Franzose auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com.

Vasseur weiter: "Aber klar, die Zusammenarbeit mit Ferrari ist ein Teil des Puzzles. Das müssen wir bedenken. Mir ist die gute Beziehung zu Ferrari wichtig für die Zukunft", ergänzt Vasseur, kann sich auf die Nachfrage, ob es denn schwer gewesen sei, Resta von Ferrari loszueisen, aber kaum ein Lachen verkneifen.

Sauber überzeugt: Allein dank Resta geht es nach vorne

"Das war nicht so schwierig", sagt Vasseur, prustet los. "Aber der Wechsel macht auch für Simone Sinn. So kann er der Technische Direktor eines Formel-1-Teams sein", erklärt Vasseur den Wechsel auch mit einem Karrieresprung für Resta. "Und für uns macht es auch mehr als nur Sinn. Wir müssen einen Schritt nach vorne machen. Simone ist für mich da der perfekte Kerl. Mit reicher Erfahrung in einem Top-Team. Somit war es nur logisch", sagt Vasseur.

"Er ist dort (Ferrari, Anm. d. Red.) als sehr guter Manager erachtet worden und das Team ist ja auch noch vorne gekommen. Für uns ist es nicht so leicht zu wachsen, denn wir müssen die ganzen Neuzugänge ins Team integrieren. Er hat die Fähigkeiten, das zu managen", hofft Vasseur.

Charles Leclerc: Resta bringt kräftigen Schub

Sauber-Pilot Charles Leclerc setzt ebenfalls große Hoffnungen in Resta. "Simone Resta ist gerade dazugestoßen, was dem Team einen kräftigen Schub verleihen wird. Er hat viel Erfahrung bei Ferrari gesammelt, es kann also nur positiv sein, jemanden zu haben, der mit einem solchen Team gearbeitet hat. Ich habe nur positive Dinge über ihn gehört", sagt der Monegasse - als Ferrari-Junior mit Wissen aus erster Hand.

Der 47-jährige Resta hatte 1995 an der Universität von Bologna seinen Abschluss in Maschinenbau gemacht. Seine Laufbahn in der Formel 1 begann 1998 beim italienischen Privatrennstall Minardi. 2001 wechselte er zu Ferrari, wo er seitdem ohne Unterbrechung tätig war.