Viermal Q2 in Folge während Teamkollege Marcus Ericsson das nicht einmal schaffte, zehn WM-Punkte gegenüber zwei. Charles Leclerc liefert bei Alfa Romeo Sauber eine zunehmend starke Rookie-Saison. Nach leichten Startschwierigkeiten zu Saisonstart hat der Formel-1-Rookie 2018 seinen schwedischen Teamkollegen inzwischen klar im Griff.

Doch braucht es den teaminternen Vergleich kaum. Auch so ist offensichtlich, welch starke Performance Ferrari-Junior Leclerc bereits in seinem ersten F1-Jahr bringt. Das weckt Interessen. Vergleiche mit Michael Schumacher, Ayrton Senna und Fernando Alonso werden angestellt, die zu Beginn ihrer Karrieren die Jordans, Minardis & Co. weit über deren eigentlichem Potential bewegten.

Sauber-Teamchef: Kann mich nicht beschweren wenn er zu gut ist

Macht Leclerc bei Sauber jetzt dasselbe? Dann wäre die nächste Parallele zu den genannten Legenden der Formel 1: Ein schneller Aufstieg zu einem stärkeren Team. Im besten Fall für den Ferrari-Junior natürlich gleich die Scuderia. Erst jüngst bestätigte Leclerc wieder, dass er davon Träume, kaum eine potentielle Chance bei Ferrari zu ignorieren vermag, vielleicht ja schon 2019.

Wer bei solchen möglichen Märchen, Traum-Szenarien oft vergessen wird: Der Rennstall, der den aufstrebenden Star abgeben muss. Motorsport-Magazin.com fragte deshalb bei Sauber-Teamchef Frederic Vasseur nach, wie das Team zu der Frage steht: Ist ein zu starker Leclerc deshalb schlecht für Sauber selbst?

"Nein, wir wissen ganz genau, dass Charles zu einem gewissen Zeitpunkt das Team verlassen könnte. Aber das ist das Leben", winkt der Franzose ab. "Wir sind auf die Saison fokussiert und auf die nächste. Und ich wäre mehr als zufrieden wenn er einen zu guten Job macht", ergänzt Vasseur, bekannt als Talentschmied schon in früheren Karrierestationen, sogar.

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Vasseur weiter, auch über den zweiten Ferrari-Junior im Team, Ersatzmann Antonio Giovinazzi: "Der Fakt, dass es junge Fahrer sind, die abliefern und mit dem Team verbunden sind, ist immer gut. Ich kann mich nicht im Mindesten beschweren, wenn sie einen zu guten Job machen."

Leclerc-Abgang von Sauber? Ferrari selten mit jungen Fahrern

Doch wie groß ist überhaupt die Gefahr, Charles Leclerc eher früh als spät zu verlieren? Ferrari ist immerhin alles andere als bekannt dafür, extrem junge Fahrer als Stammpilot ins Werksteam zu holen. Doch würde sich mit dem Haas F1 Team als engem Ferrari-Partner ja noch eine zweite Alternative bieten, um Leclerc erst einmal den nächsten Schritt zu ermöglichen, Erfahrungen nicht am Ende des Feldes, sondern im extrem engen Mittelfeld der Formel 1 sammeln zu lassen. Oder?

Mit Blick auf die Konstellationen und Beziehungen von Ferrari zu Sauber bzw. Ferrari zu Haas ist das ein zweischneidiges Schwert. Durch das Projekt Alfa Romeo Sauber dürfte sich die Zusammenarbeit mit den Schweizern inzwischen sogar deutlich intensiver gestalten als mit den Amerikanern. Zumal mit Simone Resta kürzlich erst der Ferrari-Chefdesigner als neue Technikchef bei Sauber angeheuert hat - ohne lange Wechselfrist.

Sauber/Ferrari inzwischen enger als Haas/Ferrari

Geht es nach Charles Leclerc selbst spielen diese politischen Verwebungen nicht einmal die Hauptrolle. Der Monegasse sieht in Haas überhaupt keine Aufstiegschance. Nicht, weil er den US-Stall gering schätzt, sondern Sauber so hoch. "Sauber unternimmt alle richtigen Schritte, die nötig sind, um sich schnell zu verbessern. Es sieht für die Zukunft des Teams sehr gut aus. Alles ist positiv", sagt Leclerc.

"Wir müssen schauen, wie sich die Dinge entwickeln. Nicht in den nächsten paar Rennen, denn es wird schon etwas mehr Zeit brauchen. Aber ich bin ziemlich sicher, dass wir im Klassement nach vorne kommen werden."