Beim Spanien GP in Barcelona blasen die Formel-1-Teams traditionell zur ersten großen Updateschlacht der Saison. Immerhin sind sie Rennställe hier das erste Mal im Jahr ganz nah an der Heimat, fahren somit auch logistisch leichter. Noch dazu bietet der Circuit de Barcelona-Catalunya mit seinem abwechslungsreichen Layout den idealen Ort, um neue Teile auf Herz und Nieren zu prüfen.

Schon am Donnertag vor dem ersten Training zum Spanien GP tauchte nun das erste größere Kuriosum auf – und das direkt bei Ferrari. Den Fotografen an der Strecke gelang es, den neuesten Technik-Trick der Scuderia perfekt einzufangen. Welcher das ist? Die 2018 ohnehin schon wegen ihrer Zweiteilung besonderen Rückspiegel des SF71-H sind jetzt am Halo der Ferrari-Boliden von Sebastian Vettel und Kimi Räikkönen montiert.

Ferrari-Spiegel am Halo ist legal

Ist das überhaupt erlaubt? Waren größere Anbauten an den Cockpitschutz als im Abstand von 20 Millimetern nicht verboten? Ja. Doch es gibt ein Aber. Schon vor dem Aserbaidschan GP in Baku hatte die FIA eine neue Direktive herausgegeben, die ab sofort die Montage der Rückspiegel am Halo erlaubt. Hintergrund sind Beschwerden der Fahrer über die Sicht nach hinten.

Als Voraussetzung reichte die FIA jedoch klare Vorgaben bezüglich einer sicheren und stabilen Montage (keine Vibrationen!) und betonte, alle bisherigen Regeln, etwa zur Größe und dem dem Bereich, in dem die Spiegel montiert sein müssen, würden auch bei einer Installation am Halo gelten.

Winglet auch konform: Ferrari nutzt Vorgabe clever

In Baku wartete noch kein Team mit einer entsprechenden Lösung auf, offenbar war die Zeit schlicht zu knapp. Doch in Barcelona fährt Ferrari jetzt direkt richtig auf: Nicht nur die Spiegel am Halo allein ziehen die Aufmerksamkeit auf sich, noch dazu hat die Scuderia Winglets oberhalb der Spiegel angebracht und strapaziert damit gleich einmal die genannten Vorgaben.

Immerhin wachsen die allerdings mit den Spiegeln über eine dünne Strebe verbundenen Winglets damit natürlich deutlich über die für aerodynamische Anbauten an den Halo maximal erlaubten 20 Millimeter hinaus. Ferrari nutzt jedoch raffiniert eine Lücke bzw. sogar Vorgabe in der Direktive, nämlich die der Stabilität: Die Scuderia kann argumentieren, das Winglet diene dazu, den Spiegel besser zu halten statt ein aerodynamisches Element zu sein.

Sebastian Vettel bestreitet Performance-Gewinn

Darum dürfte es sich sehr viel mehr handeln, kann Ferrari dank der Winglets mit großer Wahrscheinlichkeit die Luft besser um den Halo führen als ohne sie - auch wenn Sebastian Vettel das natürlich bestreitet. "Wir haben ein paar Sachen hier", so der Ferrari-Star über die Updates in Spanien. "Manches kann man besser sehen - wie die neue Positon der Spiegel. Aber das wirkt sich nicht auf die Performance des Autos aus", versichert Vettel. "Andere Dinge sind eher ein bisschen versteckt, aber es kommt immer auch darauf an was die anderen machen."

Bei den Spiegeln gehe es einzig um die Sicht, so Vettel: "Das ist nicht so einfach. Es kam jetzt schon ein paar Mal von Fahrern. Man sieht gerade nicht so viel, wenn man direkt nach hinten schaut, weil der Heckflügel so tief ist. Da ist es im Zweikampf etwas schwierig, das Auto zu sehen. Da hilft die neue Position jetzt."

FIA: Müssen arbeiten, um Schlupflöcher zu schließen

"Es liegt eben in unserer Verantwortung sicherzustellen, dass die Regeln spezifisch genug sind und wir hoffen, hier in der Zukunft noch Verbesserungen vorzunehmen, um sicherzustellen, dass die Spiegel ihre wahre Funktion, nämlich nach hinten sehen zu können, erfüllen und nicht für aerodynamische Zwecke genutzt werden", kommentiert FIA-Technikchef Nikolas Tombazis bezüglich der Legalität der neuen Spiegel-Anbringungen am Halo.

Technik erklärt: Formel-1-Cockpitschutz Halo im Detail: (23:34 Min.)

Bei Ferrari ist diese wenigstens bis zu einer entsprechenden Anpassung also auf jeden Fall konform.