Die Formel 1 hat an diesem Wochenende Pause. Fernando Alonso aber nicht. Er startet am Donnerstag in Spa in seine erste WEC-Saison mit Toyota. Damit ist er der erste Vollzeit-F1-Fahrer seit langem, der sich an das Weltmeisterschafts-Doppel heranwagt. Hat Alonso Siegchancen? Gegen wen fährt er? Wer sitzt mit ihm im Auto? Motorsport-Magazin.com liefert alle Antworten zu Alonsos LMP1-Debüt.

Alonso in Formel 1 und WEC - Warum?

Die große Frage - warum tut sich Alonso das an? Weil er mit fortschreitender Karriere begonnen hat, auf andere Rennserien ein Auge zu werfen. Seinen Namen in der Motorsportwelt noch größer zu machen. Besonders die großen Rennen haben es ihm angetan - die 24 Stunden von Le Mans, und das Indianapolis 500.

"Ich habe nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass ich die Triple Crown des Motorsports gewinnen will - den Monaco GP, das Indy 500 und die 24 Stunden von Le Mans", ließ Alonso bei der offiziellen Ankündigung im Januar verlauten. Monaco hat er schon gewonnen. Indianapolis hat er 2017 versucht, und war bis zu einem technischen Defekt gut dabei. 2018 folgt der Versuch in Le Mans.

"Ich glaube, manchmal lebst du hier in der Formel 1 in einer sehr kleinen Welt", erklärte Alonso in Baku. "Du denkst, dass dich Siege hier auf einen höheren Level bringen, dass du besser bist als Fahrer anderer Serien." Aus diesem System will er ausbrechen, sich selbst herausfordern: "Ich denke, wenn ich Indy oder WEC oder andere Rennen fahre, dann fordere ich mich viel mehr heraus, und werde ein besserer Fahrer."

Früher war das Fahren in verschiedenen Rennserien kein Problem - heute ist es fast unmöglich. Kaum ein Team will den Star woanders fahren lassen. Alonso ist eine der wenigen Ausnahmen. Nico Hülkenberg war eine weitere. Er bekam 2015 von Force India die Genehmigung, mit Porsche bei den WEC-Läufen in Spa und Le Mans zu starten - und kam mit einem Le-Mans-Sieg wieder ins Formel-1-Fahrerlager zurück.

Wer sind Alonsos Partner im Toyota?

Mit wem fährt Fernando Alonso? Alonso wird sich das Cockpit im Toyota mit der Nummer 8 mit den erfahrenen Langstrecken-Piloten Kazuki Nakajima und Sebastien Buemi teilen. Beide sind seit 2013 bei Toyota, und haben fast alle WEC-Rennen bestritten, an denen Toyota teilgenommen hat. Vom Team ist Alonso begeistert. "Die Team-Atmosphäre ist toll", erzählt er in einer Medienrunde in Spa. "So etwas ist in der Formel 1 schwierig zu finden. Ich denke, das ist das Beste am Team - wie sie alle Teil einer Gruppe sind."

Alonsos Auto: Der Toyota TS050, Foto: Toyota
Alonsos Auto: Der Toyota TS050, Foto: Toyota

Probleme damit, sich das Auto für ein Wochenende lang zu teilen, hat er keine: "Die Sitzposition und so, da sind wir uns ziemlich ähnlich." Auch beim Setup gibt es keine großen Kompromisse für ihn und seine Teamkollegen: "Wenn es gut ist, sagen alle drei, dass es gut ist. Wenn es schlecht ist, sagen alle drei, dass es untersteuert oder übersteuert."

Alonsos Zeitplan: WEC verschob Rennen

Für Alonso wird der Zeitplan natürlich anstrengend. Er wird 2018 ganze 26 Rennwochenenden bestreiten. Darunter den besonders anstrengenden Teil in den nächsten Wochen: 9 Rennen in 11 Wochen. In Baku hat Alonso bereits erklärt: Er will 100 Prozent geben, und zwar an jedem Wochenende, und er arbeitet hart daran, das auch zu schaffen.

Um überhaupt sicherzustellen, dass Alonso sowohl in der Formel 1 als auch in der WEC antreten kann, musste übrigens gleich ein ganzes Rennwochenende verschoben werden. Das WEC-Rennen in Fuji und der Formel-1-GP von Austin sollten am selben Wochenende stattfinden. Nach Alonsos Ankündigung reagierte die WEC, verschob das Fuji-Wochenende. Auch, weil Fuji das Heimrennen von Toyota ist. Jetzt kann Alonso bei beiden Rennen antreten.

Wer sind Alonsos Gegner in der WEC?

Toyota ist auf jeden Fall Meisterschaftsfavorit. Vor allem gegen seine Teamkollegen im Toyota mit der Nummer 7 wird sich Alonso behaupten müssen. Denn: Nur mehr Toyota ist mit einem Werks-Team in der WEC dabei. Mit dem Ausstieg von Porsche am Ende der Saison 2017 blieb nur mehr Toyota in der LMP1-Hybridklasse, der Top-Klasse der Meisterschaft, übrig.

Toyota gegen Porsche wird es 2018 in der WEC nicht mehr geben, Foto: Porsche
Toyota gegen Porsche wird es 2018 in der WEC nicht mehr geben, Foto: Porsche

Daher gilt es für das Team von Alonso/Buemi/Nakajima im Toyota Nummer 8 vor allem, den Toyota mit der Nummer 7 zu schlagen. Dort teilen sich Mike Conway, Kamui Kobayashi und Jose Maria Lopez das Cockpit. Conway ist schon länger im Sportwagen-Bereich beschäftigt, war zuvor IndyCar-Fahrer. Kobayashi kam von der Formel 1 in die WEC. Lopez war in diversen Formel-Serien unterwegs, gewann später die Tourenwagen-Weltmeisterschaft.

Die anderen Autos in der LMP1-Klasse sind privat eingesetzt. Anders als Toyota verwenden sie kein zusätzliches Hybrid-System, was einen Gewichts-Vorteil, aber zugleich einen deutlichen Leistungs-Nachteil bedeutet. Per Reglement, genauer gesagt mit dem sogenannten Equivalence of Technology-System, sollen sie zumindest näher an Toyota gebracht werden - Toyota war nämlich bei den WEC-Wintertests deutlich in Front.

Ob das funktioniert - die Teams zeigen sich skeptisch. Sollte es aber funktionieren, dann droht Toyota starke Konkurrenz. Denn die Privat-Teams sind teils hochkarätig besetzt. Besonders zwei Privat-LMP1-Autos lohnt es sich herauszuheben: Im Rebellion R13 von Rebellion Racing sitzen die ehemaligen Porsche-LMP1-Werksfahrer Andre Lotterer und Neel Jani, sowie Bruno Senna. Und im BR1 AER von SMP Racing starten Ex-IndyCar-Fahrer Mikhail Aleshin und Ex-F1-Fahrer Vitaly Petrov. Und ab Le Mans wird als dritter Fahrer Alonsos alter Kumpel Jenson Button ins Lenkrad greifen.

Welche alten Formel-1-Kollegen wird Alonso treffen?

Eine überraschend große Liste an Ex-Formel-1-Fahrern wird 2018 in Le Mans antreten. In der WEC selbst sind es nicht ganz so viele. Die erwähnten SMP-Piloten Petrov und Button werden von Le Mans an versuchen, Alonso und Toyota auf der Strecke, und vielleicht auch im Titelrennen, zu schlagen.

Daneben gibt es noch einige Ex-F1-Piloten, die allerdings in anderen Klassen antreten. Vor allem in der LMP2-Klasse, der kleinen Prototypen-Klasse, finden sich ein paar alte Kollegen von Alonso. LMP2-Fahrzeuge sind aber deutlich langsamer als LMP1-Fahrzeuge, haben also kaum Aussichten auf einen Gesamtsieg. Unter den Fahrern befinden sich allerdings bekannte Gesichter: Zum Beispiel Pastor Maldonado beim Dragonspeed-LMP2-Team, oder Juan Pablo Montoya und Paul Di Resta bei United Autosport. Und Alonsos alter Renault-Teamkollege Giancarlo Fisichella wird in der langsamsten Klasse, der GTE-AM-Klasse, einen Ferrari pilotieren.