Währen Sebastian Vettel beim Aserbaidschan GP in Baku die Führung in der Formel-1-Weltmeisterschaft an Lewis Hamilton verlor, holte sich Ferrari die Führung in der Konstrukteurswertung wieder von Mercedes zurück. Mit Glück, mag der ein oder andere an dieser Stelle sagen, schließlich hätte es ohne den Reifenplatz bei Valtteri Bottas einen Doppelsieg der Silberpfeile gegeben.

"Es ist aber das erste Mal seit Beginn der Hybrid-Ära, dass Mercedes den Gegnern nicht technisch überlegen ist - sie sind wahrscheinlich in der Hackordnung das zweitbeste Team", meint aber Formel-1-Boss Ross Brawn.

Für Brawn, selbst rund eine Dekade im Dienste von Ferrari und immerhin einige Jahre bei Mercedes, ist klar, welches seiner Ex-Teams das beste Auto im Feld hat: "Ferrari hat derzeit das bessere technische Paket. Von der Hitze in Bahrain über die kühlen Temperaturen in China und das windige Baku: Der SF17H war immer konkurrenzfähig."

Qualifying-Dominanz: Ferrari das neue Mercedes

Und noch eine Besonderheit hat die Formel-1-Saison 2018 zu bieten: Während Mercedes in den letzten vier Jahren bei 79 Rennen 72 Mal die Pole holte, gelang das in der aktuellen Saison nur einmal. Ferrari holte in drei von vier Rennen Startplatz eins.

Doch die WM-Situation spiegelt Ferraris eigentliche Überlegenheit nicht wieder. "Aus welchem Grund auch immer - Pech oder individuelle Fehler -, ihre Punktausbeute sollte besser sein und das ist auch der Grund dafür, warum Sebastian jetzt Hamilton jagt und warum das Team nur einen kleinen Vorsprung von vier Punkten auf Mercedes hat."

Aber auch wenn die Punktausbeute zu wünschen übrig lässt, für Ferrari ist es dennoch der beste Saisonstart seit vielen Jahren. Der Traum vom ersten WM-Titel seit 2007 lebt . Doch das tat er auch im vergangenen Jahr - mit bekanntem Ausgang.

Mercedes zog Ferrari vor allem in der zweiten Saisonhälfte davon. In Monaco lag Ferrari in der Konstrukteurswertung noch 17 Punkte vor den Silberpfeilen, in Austin lag die Mythosmarke 147 Punkte zurück. Doch Brawn meint: "Wir haben schon letztes Jahr gesehen, dass Ferrari bei der Entwicklung während der Saison mit den Rivalen mithalten konnte."

Tatsächlich war Ferraris Performance in der zweiten Saisonhälfte sogar besser als zu Beginn der Saison, die Punktausbeute war es einmal mehr, die Ferrari das Genick brach. Startcrash in Singapur, ein Defekt im Malaysia-Qualifying und eine defekte Zündkerze in Japan, die Vettel das Rennen kostete. Die WM-Wertung zeigt also nur die halbe Wahrheit.

"Es gibt also keinen Grund, warum sie nicht bis ganz zum Ende im Kampf sein können", urteilt Brawn. Einen wichtigen Indikator wird es schon beim nächsten Rennen in Barcelona geben. Dort treten alle Teams mit ihren stark überarbeiteten Autos an.