McLaren Renault hat in Australien einen soliden Start in die Formel-1-Saison 2018 hingelegt, an den es in Bahrain anzuknüpfen gilt. Der MCL33 von Stoffel Vandoorne und Fernando Alonso bekommt schon in der Wüste die ersten Updates. Letzterer ist in Bahrain mit drei Siegen gleichauf mit Sebastian Vettel der Rekordhalter. Bei allem Optimismus traut sich Alonso aber noch nicht, einen weiteren Triumph folgen zu lassen.
"Dafür müssen viele Dinge passieren", schätzt der Spanier seine Chancen auf einen vierten Sieg auf dem Bahrain International Circuit als eher gering ein. "Wir sind noch nicht in einer Position, um Rennen zu gewinnen." Andererseits, so merkt Alonso hat, hat er in der Vergangenheit schon Rennen mit unterlegenem Material gewonnen. "Ich habe 2008 mit Renault zwei Rennen gewonnen."
Alles, was es dafür braucht, ist etwas Rennglück. Damit könnte in naher Zukunft auch schon etwas mehr als der fünfte Platz von Melbourne drin sein. "Es ist nur mein Gefühl, aus vielen Jahren Erfahrung. 2004 hatte ich vier Podeste, 2008 drei und 2009 einen - alle mit Autos, die definitiv nicht mehr als das viert- oder fünftschnellste im Feld waren", erklärt Alonso. "Also warum dieses Jahr nicht?".
In Australien hätte außerdem schon nicht mehr viel dazu gefehlt. "Die letzten zehn Runden haben Ricciardo und Kimi sehr eng gekämpft, durch so etwas kommt vielleicht die Möglichkeit, auf dem Podest zu landen. Ich bin mir sicher, dass sich bei 21 Rennen hier und da Chancen ergeben - und wir müssen dann bereit sein, sie zu ergreifen", so der 36-Jährige weiter.
McLaren muss Red Bull & Co. bei der Weiterentwicklung hinter sich lassen
Dass der fünfte Platz, der für McLaren Honda in den vergangenen Jahren wie ein Sieg war, ihn längst nicht zufriedenstellt, ist keine Überraschung. "Du hoffst immer auf mehr. Wenn du auf dem Podium bist, hoffst du auf Siege. Wenn du gewinnst, hoffst du darauf, drei Rennen in Folge zu gewinnen um deinen Vorsprung auszubauen. Es ist nie genug", so Alonso.
Das Hauptaugenmerk von McLaren liegt daher selbstverständlich nicht darauf, die Krümel aufzusammeln, die vom Kuchen der Top-Teams abfallen. In Woking wird fieberhaft daran gearbeitet, den Boliden auch in Sachen Performance in die Nähe von Red Bull & Co. zu bringen. "Wir müssen sicherstellen, dass die Ergebnisse die wir im Windkanal und in der Fabrik zu Papier bringen, so schnell wie möglich auf der Strecke umgesetzt werden", sagt Alonso.
In Australien verlor der Spanier nach der Safety-Car-Phase knapp über 20 Sekunden auf seinen Vordermann Daniel Ricciardo. Um einen derartigen Rückstand aufzuholen, muss McLaren schon jetzt besser arbeiten als seine Gegner, wie Alonso erklärt: "Wir müssen Red Bull abseits der Strecke übertrumpfen. Wir brauchen neue Teile, und zwar schneller als sie, denn sie werden auch Updates bringen."
Die ersten Weiterentwicklungen gibt es laut Alonso wie angekündigt in Bahrain: "Es gibt ein paar kleine Aerodynamik-Updates und auch Verbesserungen für die Zuverlässigkeit." Letztere macht 2018 einen entscheidenden Unterschied, wie er anfügt: "Du beendest die Rennen, kannst kämpfen, trainieren - den Grand Prix vorbereiten. Es ist ja nicht nur das Rennen, sondern auch die Trainings, um das ganze Rennwochenende aufzubauen."
Alonso: Punkte haben für McLaren auch in Bahrain oberste Priorität
Etwas, das in der Zeit mit Honda nicht möglich war. "Das konnten wir in den letzten drei Jahren nicht", so Alonso. Ob die neuen Teile für Bahrain auch am Rennsonntag eingesetzt werden, wird das Team nach den Freitagstrainings entscheiden. Die Schlagzahl was Updates angeht soll aber in jedem Fall beibehalten werden, wie Alonso erklärt: "Das wird der Trend dieses Jahr sein. Jedes Wochenende neue Teile, um den Abstand nach vorne zu schließen."
Die Zuverlässigkeit bereitet dem Team trotz der problematischen Testfahrten mittlerweile keine allzu großen Kopfzerbrechen mehr. "Ehrlich gesagt erwarte ich keine großen Probleme. Die kommenden Strecken stellen keine hohen Anforderungen an die Zuverlässigkeit", so Alonso, der für Bahrain bescheidene Ziele ins Auge gefasst hat.
"In den ersten Rennen müssen wir Punkte holen, das ist die oberste Priorität. Die Pace ist jetzt wie sie ist, und wenn sie nicht top ist, müssen wir zumindest Punkte holen wie in Australien", sagt der zweimalige Weltmeister. Vor Zuverlässigkeitsproblemen hat McLaren zwar keine Angst mehr, dennoch ist der Truppe bewusst, dass sie die Grundlage für die angestrebten Punkte darstellt.
Alonso: Bahrain für McLaren zuletzt die schwächste Rennstrecke
"Die Streckenbedingungen hier sind knifflig mit dem Wind und der Sonne. Die Strecke verändert sich zwischen Tag und Nacht auch sehr, was schwer einzuschätzen ist. Wir müssen flexibel sein und auch weiter an der Zuverlässigkeit arbeiten. Auch wenn beide Autos den GP in Australien beendet haben muss der Fokus weiter darauf liegen. Punkte gibt es nur am Sonntag. Wenn wir beide die Zielflagge sehen und es für beide Autos gute Punkte gibt, wäre das ein zufriedenstellendes Wochenende", erklärt Alonso.
Bahrain ist für McLaren seiner Ansicht nach außerdem ein guter Gradmesser, denn vergangene Saison lief es für Alonso und Vandoorne dort überhaupt nicht. Alonso hatte im Funk geklagt, dass er noch nie in seinem Leben ein so schwaches Auto gefahren sei. "Letztes Jahr war sehr negativ für uns. Wir hatten nicht die beste Performance... wahrscheinlich war es sogar unsere schlechteste. Deshalb ist es ein Fragezeichen, was der neue McLaren hier leisten kann."
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