Formel 1 2018: Brennpunkte vor dem Bahrain GP (05:49 Min.)

Die Formel 1 schlägt für das zweite Rennen der Saison 2018 die Zelte in Bahrain auf. Der Auftakt in Melbourne sorgte neben den ersten Aufregern des Jahres auch gleich für einige Fragen, auf die wir uns beim ersten Nachtrennen des Jahres Antworten erhoffen. Motorsport-Magazin.com mit den Brennpunkten für den Wüsten-Grand-Prix in Sakhir.

Brennpunkt #1: Mercedes unter Druck?

Mercedes dominierte am ersten Rennwochenende wie lange nicht mehr. Über sechs Zehntel Rückstand wiesen Kimi Räikkönen und Sebastian Vettel im Zeittraining auf Lewis Hamiltons Silberpfeil auf - doch trotz der starken Performance ging der am Rennsonntag leer aus. Die VSC-Phase zur Rennhälfte schenkte Vettel völlig unerwartet die Führung. Mercedes, beziehungsweise ihre Strategie-Software, patzte - der Ferrari-Star verwandelte den Elfmeter und holte sich völlig überraschend den Sieg.

Nachdem Mercedes in Sachen Pace das gesamte Wochenende über relativ klar die Nummer eins war, sind die Silbernen trotz der Niederlage für Bahrain der Favorit. Hamilton fürchtet jedoch, dass der SF71H in der Wüste erst richtig gefährlich werden könnte: "Ferrari ist auf den Geraden sehr schnell, die werden beim nächsten Rennen richtig flott sein. Sie sind bei heißen Bedingungen immer gut, und auch wenn es ein Nachtrennen ist, ist es sehr hart für die Reifen. Es ist nicht so einfach und ich kann euch sagen, es wird eng."

Auch Teamchef Toto Wolff glaubt, dass Hamiltons großer Vorsprung im Australien-Qualifying eher die Ausnahme war. "Wir haben zwischen dem ersten und dem zweiten Versuch den Motormodus nicht gewechselt", widersprach auch er der Party-Mode-Theorie. "Es war einfach eine unglaubliche Runde. Das hat für den Abstand gesorgt. Ich denke, es wird ansonsten von der Strecke abhängen." 2017 schnappte sich Vettel im Ferrari in Bahrain den Sieg.

Brennpunkt #2: Gefahr durch den Iceman?

Kimi Räikkönen war in Melbourne etwas überraschend der schnellere der beiden Ferraris. Fast das gesamte Wochenende über war der Iceman besser unterwegs als Vettel, der am Ende nur dank jeder Menge Rennglück vor dem Teamkollegen landete. Einen so starken Saisonstart hat der 38-Jährige schon eine ganze Weile nicht mehr hingelegt - das letzte Mal wohl 2013, als er den Auftakt im Lotus für sich entscheiden konnte. Sein bis dato letzter Triumph in der Formel 1.

"Kimi fährt plötzlich auch wieder so gut", stellte selbst Rivale Hamilton fest. "Er fuhr fantastisch und war das ganze Wochenende schnell." 2017 unterlag Räikkönen mit 5:15 im Qualifying-Duell gegen Vettel. Im Jahr davor hatte er mit 11:10 hingegen die Oberhand. Richtig weg war der Weltmeister von 2007 nie, doch die Konstanz fehlte über die Jahre. In Bahrain kann Räikkönen beweisen, dass die starke Leistung aus Australien nicht nur eine Eintagsfliege war.

Sollte er abermals schneller als Vettel sein und dieses Mal auch im Rennen das Glück auf seiner Seite haben, könnten schon die ersten zwei Rennwochenenden Ferraris teaminterne Hierarchie auf den Kopf stellen - denn eigentlich schien nach Vettels WM-Ansprüchen im letzten Jahr längst klar, wer für die Scuderia 2018 die Kastanien aus dem Feuer holen soll.

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Brennpunkt #3: Red Bull unter Wert geschlagen?

Kein Wort redete in Melbourne Red Bull um den Sieg mit. Im Qualifying war Max Verstappen auf Tuchfühlung mit den Ferraris, im Rennen lief für den Niederländer nichts. Teamkollege Daniel Ricciardo war nach seiner Stratplatzstrafe am Sonntag ohnehin gehandicapt. Die Plätze vier und sechs waren nicht das, was sich die Bullen unter einem gelungen Auftakt vorgestellt hatten. Die Performance für mehr soll aber durchaus da gewesen sein, wie Dr. Helmut Marko gegenüber Motorsport-Magazin.com versicherte.

"Unser Speed im Rennen war unglaublich", so der Österreicher. Der Speed war zumindest unglaublich genug, um mit Ricciardo in der zweiten Rennhälfte massiven Druck auf Räikkönen auszuüben: "Die Platzierungen zeigen es nicht, aber wenn wir frei gefahren sind, waren wir bei weitem die Schnellsten", war sich Marko sicher. "Wir sind ziemlich nah an Ferrari dran und unsere Rennpace ist stark", so Ricciardo. Bahrain galt in den vergangenen Jahren allerdings nicht gerade als Red-Bull-Strecke.

2017 war das Team in der Wüste chancenlos. Als Fünfter verlor Ricciardo allerdings weit über eine halbe Minute auf Rennsieger Vettel. Das Team ist aber überzeugt davon, dass dieses Jahr mehr drin ist. Letztendlich verzerrten Ricciardos Grid Penalty und Verstappens holpriges Rennen, das übrigens einen beschädigten Unterboden als Ursache hatte, das Bild in Australien. "Das kann passieren. Wichtig ist, dass wir wesentlich besser waren als im Vorjahr", so Marko.

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Brennpunkt #4: Wer überrascht im Mittelfeld?

Haas war eine der großen Geschichten in Australien. Zunächst nur wegen der beeindruckenden Pace und dem Standing als vierte Kraft hinter den Top-Teams. Kevin Magnussen und Romain Grosjean waren bis zur Rennhälfte auf Kurs, das bisher beste Resultat der Teamgeschichte sicherzustellen. Zwei katastrophale Boxenstopps verwandelten den Traumauftakt jedoch in einen Doppelausfall. In Bahrain soll es extra Boxenstopp-Training geben, damit solch ein Desaster sich nicht wiederholt.

'Best of the rest' war am Ende Fernando Alonso im McLaren. Dabei legten auch die Papayas mit einem doppelten K.o. im Q2 keinen Auftakt nach Maß hin. Mit Platz fünf im Rennen war zumindest was die nackten Zahlen angeht das Wunschresultat des Teams perfekt. Das angepeilte Level für einen Kampf gegen Red Bull zeigte der MCL33 aber nicht. Schon beim zweiten Saisonrennen in Bahrain soll es die ersten Updates geben, um das zu ändern. "Ja, dort und bei allen kommenden Rennen", erklärte Racing Director Eric Boullier in Melbourne im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com.

Der dritte Anwärter auf den vierten Platz hinter den Top-Teams ist wie zu erwarten war Renault. Die Franzosen mussten sich in Australien in Sachen Performance eigentlich nur hinter Haas anstellen. Dass im Rennen ein McLaren vor ihnen landete, war nicht zuletzt der VSC-Phase geschuldet. Bahrain sollte dem R.S.18 dafür besser liegen als der Albert Park. 2017 fuhr Hülkenberg in der Wüste im Qualifying auf Augenhöhe mit Verstappens Red Bull und selbst Jolyon Palmer landete damals als Zehnter im Q3.