Jacques Villeneuve zählt im Fahrerlager der Formel 1 ganz klar zu jenen Experten, die kein Blatt vor den Mund nehmen. Spitze Zunge und provokante Thesen stehen praktisch synonym für den Namen des F1-Weltmeisters von 1997. Auch in Interviews mit Motorsport-Magazin.com sorgte Villeneuve schon mehrfach für steile Thesen, messerscharfe Kommentare und knallharte Einschätzungen.

Beim Saisonstart der Formel 1 in Australien zeigte der Kanadier nun, dass er auch 2018 nichts daran ändern wird, der Welt seine ganz persönliche, oft eigenwillige, Sicht der Dinge zu präsentieren - mit einem selbst für Villeneuve extrem harten Hammerschlag. In seiner Rolle als TV-Experte im italienischen Fernsehen breitete der 46-Jährige eine besonders wilde Theorie um seinen Ex-Arbeitgeber Williams aus.

Villeneuve: Warum nutzte nur Kubica Williams' Potential ...?

Dass Villeneuve mit den jüngsten Entwicklungen bei seinem Weltmeister-Rennstall von 1997 alles andere als glücklich ist, hatte er bereits im vergangenen Jahr mit harter Kritik an seinem Landsmann Lance Stroll und dessen Hintergrund deutlich gemacht. Doch all das erblasst vor JV's neuer Theorie um Robert Kubica, Williams' Ersatzfahrer, dem Sergey Sirotkin vorgezogen wurde.

"Es ist schwierig, die Situation bei Williams einzuschätzen. Bei den Testfahrten wirkte das Auto jedenfalls schwierig zu fahren. Der Einzige, der in der Lage war, das Potential zu nutzen, war Kubica", sagte Villeneuve schon vor dem Australien GP bei Sky Italia. Die nächste Stichelei in Richtung der Williams-Stammfahrer, die sich später weder in Qualifying noch Rennen mit Ruhm bekleckerten.

Sabotiert Kubica Stroll & Sirotkin? Villeneuve: Ich würde es tun

Doch zielte Villeneuve mit seiner Aussage dieses Mal nicht nur auf die vielleicht schwächste Fahrerpaarung der Formel 1, sondern beabsichtigte etwas ganz anderes. Villeneuves steile These: Robert Kubica könne womöglich dafür sorgen, dass Stroll und Sirotkin mit dem Williams FW41 mehr Probleme haben als eigentlich sein müsste.

"Robert ist der Fahrer, der das Auto am meisten entwickeln wird und es ist möglich, dass er es für die anderen Fahrer ganz bewusst schwer zu fahren macht. Sein Traum ist, selbst Rennen mit dem Auto zu fahren, nicht der dritte Fahrer zu sein. Deshalb würde ich diesen Punkt nicht unterschätzen. An seiner Stelle würde ich genau dasselbe tun", so Villeneuves unfassbare Theorie. Denn im Klartext bedeutet das: Villeneuve schließt Sabotage durch den Polen zumindest nicht aus.

Kein Kommentar von Williams: Kubica macht guten Job

Mit diesen Aussagen konfrontiert, verweigerte Williams-Technikchef Paddy Lowe in Melbourne eine Stellungnahme. "Das werde ich nicht kommentieren", so Lowe. Nur so viel versicherte der F1-Ingenieur: Mit der Arbeit Kubicas sei Williams voll und ganz zufrieden. Lowe: "Robert füllt seine Rolle als Teammitglied voll aus. Er ist sehr engagiert, macht viele Überstunden mit uns, genießt die Arbeit mit uns und wir mit ihm. Robert ist ein großartiges Teammitglied. Ich weiß nicht, was da alles über ihn geschrieben wurde."

Kurios fielen unterdessen manche Fan-Kommentare zu dem Thema aus. So hieß es bei Twitter etwa in einem Post: "Ich frage mich, ob Jacques Villeneuve untersucht hat, ob die Plastiktüte, die in Sirotkins Williams geraten ist, mit polnischer Schrift bedruckt ist." Sergey Sirotkin war in der vierten Runde des Australien GP mit einem Bremsendefekt ausgeschieden. Williams fand später geschmolzene Plastikrückstände in der Bremsanlage. Lance Stroll bestätigte, in Kurve eins Plastikbeutel auf der Strecke herumfliegen gesehen zu haben.

Fahrerpaarung: Bankrotterklärung für Williams Formel-1-Team? (20:48 Min.)