Die Formel-1-Karriere von Robert Kubica ist eines der großen "Was wäre wenn"-Szenarien der jüngeren Vergangenheit. Der polnische Senkrecht-Starter, der 2006 in der Königsklasse angekommen war, galt immer als großes Talent, und war kurz vor dem Sprung zu Ferrari. Doch dann änderte ein schwerer Rallye-Unfall alles.
Heute vor 13 Jahren: Kubica verunfallt auf der letzten Rallye
Drei Tage vorher, am 3. Februar 2011, sollte Kubicas letzter offizieller Auftritt der ersten Formel-1-Karriere werden. Am späten Nachmittag stellte er seinen Lotus-Renault nach 96 Runden an der Box ab. Es war Valencia, es war der erste Wintertest. Kubica hatte am dritten und letzten Test-Tag mit 1:13.144 die Tages-Bestzeit markiert.
Es waren die Vorbereitungen für das, was eigentlich seine letzte Saison mit dem Team sein sollte. Nachdem Kubica von 2006 bis 2009 bei BMW gefahren war, hatte er nach dem Ausstieg der Bayern bei Renault angedockt. Die waren 2010 nicht siegfähig - aber Kubica konnte mit drei Podien und einem achten WM-Rang glänzen. Bald klopfte Ferraris Teamchef Stefano Domenicali an und bot Kubica für 2012 einen Platz in Maranello neben Fernando Alonso.
"Die Tatsache ist, dass das die letzte Rallye meines Lebens gewesen wäre, weil ich wusste, dass das Team, mit dem ich im nächsten Jahr fahren würde, mich nicht mehr lassen würde", erinnert sich Kubica im F1-Podcast 'Beyond the Grid' zurück. Der Ferrari-Deal war praktisch durch - und eigentlich auch Kubicas Rallye-Ausflüge. "Am Ende waren es seltsame Umstände. Mir wurde die Rallye angeboten, weil das Team sich schlecht fühlte. In den Rallyes davor hatten wir so viele Schäden am Auto."
Kubica sagt schicksalshafte Rallye fast ab
Für Kubica waren die Rallyes immer ein Weg gewesen, um mehr über sich selbst als Fahrer zu lernen. "Ich habe versucht, Dinge zu lernen, die andere nicht hatten." 2010 war er gelegentlich bei Rallyes angetreten, und für ihn war klar: "Ich denke, in schwierigen Bedingungen habe ich 2010 mehr Punkte geholt, dank des Rallyefahrens. Es geht um die Sensibilität - oft habe ich nicht auf Intermediates gewechselt und bin auf Slicks geblieben, und habe massiv Plätze gutgemacht."
Doch im Test-Stress von Valencia 2011 hatte er nie wirklich Lust, diese letzte Rallye zu fahren. Je länger der Test dauerte, desto weniger wollte er, denn die Rallye war in Norditalien, er würde direkt vom Test hinfliegen müssen. "Ich wachte am Mittwoch auf und dachte: 'Ich will diese Rallye nicht fahren.'"
Kubica griff zum Telefon und rief das Rallye-Team an, welches den Skoda Fabia S2000 vorbereitete, mit dem er zum ersten Mal fahren sollte. "Und der Mann war so glücklich, alles war organisiert. Und ich habe ihm nicht gesagt, dass ich nicht wollte."
Kubica hört auf, die Operationen zu zählen
Am 6. Februar rutschte Kubica nahe Testico mit dem Fabia von der Strecke und in eine Leitschiene. Die durchbohrte das Fahrzeug, traf sein rechtes Bein und seinen rechten Arm, zwängte ihn ein. Sein Beifahrer blieb unverletzt. Die Bergung dauerte über eine Stunde, bevor er per Helikopter ins Krankenhaus transportiert wurde. Die rechte Hand war in schlimmem Zustand, eine Amputation stand zur Debatte.
Die Schwere der Verletzungen sickerte erst nach und nach durch. Auf die erste Operation folgte eine zweite, immerhin war die Amputation vom Tisch. Aber die rechte Hand hatte schwere Schäden erlitten, alle Sehnen waren durchtrennt. Die ersten Operationen galten nur der Rettung der Hand, erst danach ging es mit Ellbogen und Bein weiter. Die Formel 1 machte indessen in Jerez mit den nächsten Testfahrten weiter.
Crash beendet Kubicas F1-Karriere
Die Comeback-Hoffnungen schwanden, die Hand hatte dauerhafte Schäden erlitten. Nick Heidfeld übernahm Kubicas Platz, dann Bruno Senna, dann kam 2012, Lotus verpflichtete Kimi Räikkönen und Romain Grosjean. Ferrari machte mit Fernando Alonso und Felipe Massa weiter. Kubica, der sich bei einem Unfall Anfang 2012 erneut das rechte Bein brach, verabschiedete sich schließlich von der Formel 1.
Zwar schaffte er es schließlich zurück - nach mehreren Tests mit Renault fuhr er 2019 ein Jahr für Williams - aber es war nicht dasselbe. Trotzdem: "Aus persönlicher Sicht war das vielleicht sogar mein größter Erfolg. Nicht nur, weil ich wieder in die Formel 1 kam, sondern, weil ich konkurrenzfähig war - auch wenn die Ergebnisse das so nicht gezeigt haben."
Heute vor 28 & 23 Jahren: Benetton, die Launch-Weltmeister
Heute jähren sich außerdem gleich zwei Präsentationen, die Flavio Briatores Benetton-Team hinlegte. Das Team scheute nie Kosten und Mühen, um ihre neuen Autos für die Saison vorzustellen. Sicher nicht 1996, wo sich das Team nach dem Abgang von Doppelweltmeister Michael Schumacher unbedingt groß profilieren wollte. Man sei schließlich nicht wie die anderen Teams, so Showman Briatore.
Also gab es ein Millionen-Event in einer sizilianischen Altstadt, um die Ansprüche mit dem neuen Fahrerduo Gerhard Berger und Jean Alesi sowie dem neuen Renault-Motor zu untermauern. Leider war der Launch im antiken Teatro Greco spektakulärer als die Saison. Berger und Alesi gewannen kein Rennen, zum Saisonende wanderten die Technik-Genies Ross Brawn und Rory Byrne zu Ferrari ab, und Benettons Abstieg begann.
2001 sollte der enden, denn ab 2002 würde das Team als Renault firmieren. Um die Formel 1 mit einem Knall zu verlassen, wurde der Markusplatz in Venedig gemietet, mit den Einsatzfahrern Jenson Button und Giancarlo Fisichella, sowie den Ersatzfahrern Fernando Alonso und Mark Webber.
Das alles klang wieder um einiges besser als es eigentlich war. Auf der Strecke kam nichts dabei raus, Fisichella und Button sammelten nur 10 WM-Punkte und beendeten das Jahr auf einem traurigen siebten Platz. Erst mit der Umbenennung zu Renault ging es 2002 wieder aufwärts.
Was sonst noch geschah:
Vor 16 Jahren: Tony Rolt stirbt 89-jährig. Der Brite versuchte sich nur drei Mal in der Formel 1 (3 Ausfälle in den Großbritannien-GPs von 1950, 1953 und 1955), war aber andernorts erfolgreich. 1953 gewann er mit Duncan Hamilton auf Jaguar in Le Mans. Und er war Kriegsheld - er wurde in Calais von der Wehrmacht gefangen genommen, unternahm mehrfach Fluchtversuche aus Gefangenenlagern, und wurde mit dem Military Cross ausgezeichnet.
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