Während sich Daniel Ricciardo, Lewis Hamilton und Sebastian Vettel am Medientag vor dem ersten Freien Training der Formel-1-Saison 2018 in Australien in der offiziellen FIA-Pressekonferenz einem ganzen Saal von Journalisten stellen mussten, genossen ihre Teamkollegen einen etwas ruhigeren Auftakt. Kleinere Medienrunden waren allerdings auch für Kimi Räikkönen, Valtteri Bottas und Max Verstappen angesagt.

Letzterer zeigte sich dabei weit weniger optimistisch für den Saisonstart in Melbourne und die F1-Saison insgesamt als sein Red-Bull-Kollege in der Pressekonferenz. Neutral statt optimistisch, aber immerhin auch nicht pessimistisch, blicke er seinem dritten Jahr bei Red Bull Racing entgegen, so Max Verstappen.

Verstappen traut dem Renault-Braten nicht

Große Kampfansagen waren dem Youngster nicht zu entlocken. Stattdessen in gut sechs Minuten gefühlt mehrere dutzend Male die Worte "wait & see". Abwarten sollen wir also, wie sich das Kräfteverhältnis auf der Strecke entfalten wird. Doch zumindest ein paar mehr Hinweise und Einschätzungen gönnte Verstappen uns letztlich doch.

Formel 1 2018, Australien: Die Brennpunkte zum F1-Saisonstart: (05:10 Min.)

Genau diese Aussagen erklären dann auch seine Zurückhaltung. Insbesondere von der Power Unit im Heck seines Red Bull RB14, dem TAG-Heuer genannten Renault-Aggregat, zeigt sich der Niederländer weiterhin alles andere als überzeugt.

Red Bull RB14 starkes Chassis, Fragezeichen hinter Gesamtpaket

"Ich denke, dass das Auto vergleichen mit vergangenem Jahr definitiv wieder gute Fortschritte gemacht hat. Mein persönliches Gefühl ist, dass wir ein ziemlich starkes Auto haben, auch wenn sich natürlich jeder verbessert hat", sagt Verstappen zwar. Doch dabei bezieht er sich nur auf das Chassis. Verstappen: "Wir müssen aber abwarten, wie gut unser Paket insgesamt ist, also mit den Geraden hier. Dort wird es definitiv etwas schmerzhaft werden. Ich bin optimistisch, aber eben auch realistisch ..."

Insgesamt glaube er nicht, dass Renault mit der Power Unit genauso große Fortschritte erzielt habe wie Red Bull mit dem Chassis. "Das Einzige, das du dann tun kannst, ist, stark in den Kurven zu sein", berichtet Max Verstappen auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com. Das werde weiter die größte Stärke seines Boliden sein. "Unser Auto ist in den Kurven gut. Strecken mit weniger Geraden und mehr Kurven sollten weiter besser für uns sein", sagt Verstappen.

Red Bull mit Renault im Spritspar-Nachteil?

Denn zu dem für Verstappen weiter bestehenden Power-Defizit komme noch ein weiteres Problem: Benzinsparen. 2018 gilt das Thema als besonders heikel. Für Verstappen vor allem ein Nachteil der Renault-Teams. "Ja, denn wir sind länger auf der Geraden unterwegs, weil wir langsamer sind", sagt er.

Tatsächlich zeigte sich das bereits an den Topspeed-Werten beim Test. In den Top-10 befanden sich lediglich zwei Renault-befeuerte Boliden. Das Werksauto von Carlos Sainz noch dazu nur hauchdünn auf P10 und Max Verstappen, so gut wie sicher nur dank einer krassen DRS-Verzerrung, auf P2. Stattdessen war das Ende der Klassements in reiner Renault-Hand. Dreimal rangierten hier Power Units aus Viry ganz unten.

Verstappen dafür mit DRS-Vorteil gegen Mercedes?

Zumindest in Melbourne könnte es für Max Verstappen und die anderen Renault-Teams jedoch eine kleine Hilfe geben: die neue dritte DRS-Zone. Speziell im Qualifying könnte diese potentiell helfen, einen Teil des gerade hier wohl weiter gewaltigen Mercedes-Vorteils wettzumachen. "Ja, das sollte etwas positiver für uns sein", bestätigt Verstappen. Einen wirklich großen Unterschied mache das allerdings sicher nicht.

Insgesamt wäre Verstappen 2018 ohnehin schon glücklich, wenn anders als 2017 zumindest die Zuverlässigkeit stimmen sollte. "Das wäre für uns schon ein guter Schritt nach vorne", sagt Verstappen. Einzig und allein die Power Unit sei jedoch kein Risiko, sich 2018 vielleicht erneut nicht im WM-Kampf zu befinden. Auch die Entwicklungsrate könne bremsen.

Philosophie-Wechsel: Red Bull trotzdem Top-Weiterentwickler?

"Wir müssen auch da, verglichen mit Mercedes und Ferrari, ganz vorne dabei sein", fordert Verstappen von seinem Team. Allerdings weiß der Niederländer auch, dass Red Bull hier schon immer führend war. "Das war immer eine Stärke von Red Bull. Wir müssen jetzt abwarten, ob es dieses Jahr wieder so sein wird", sagt er.

Formel-1-Saisonstart 2018: Die F1-Teams im schonungslosen Check: (31:57 Min.)

Mögliches Problem dabei: Im Unterschied zu den vorherigen Jahren hat Red Bull durch die Philosophie-Änderung, den neuen Boliden viel zeitiger fertigzustellen, dieses Mal vielleicht schon deutlich früher das meiste Pulver verschossen.