Formel 1 2018: Der große Ausblick zur neuen F1-Saison (38:34 Min.)

Neues Jahr, neue Regeln. In kaum einer Sportart werden die Regeln wohl so häufig geändert wie in der Formel 1. Auch in der Saison 2018 gibt es wieder zahlreiche Änderungen am Reglement. Sportlich und technisch haben sich viele Kleinigkeiten angesammelt, die es zu optimieren galt. Motorsport-Magazin.com hat alle Neuerungen für die Formel-1-Saison 2018 zusammengefasst.

Das Technische Reglement der Formel 1 2018

Cockpit-Schutz Halo: Der Schrecken der Formel-1-Puristen kommt 2018. Eigentlich sollte der Cockpit-Schutz schon 2017 kommen, doch die FIA schob die Einführung um ein Jahr auf. Es gab Hoffnung, dass in dieser Zeit eine ästhetischere Lösung gefunden werden könnte, allerdings zerschlug sich diese wieder, als Sebastian Vettel in Silverstone 'Shield' testete und die verzerrte Sicht bemängelte.

Der unschöne Cockpit-Bügel Halo wird deshalb 2018 verpflichtend für alle Teams eingeführt. Das Bauteil kann von verschiedenen zugelassenen Herstellern zugekauft werden, hat aber standardisierte Dimensionen. Die Teams dürfen lediglich im Radius von 20 Millimeter kleine Aero-Elemente anbringen, um die aerodynamischen Einbußen des Bügels zu kompensieren.

Die Ausstiegszeit der Piloten wurde entsprechend angepasst. Sieben statt bisher fünf Sekunden darf es nun dauern, bis der Pilot aus dem Auto ausgestiegen ist. Zwölf statt bisher zehn Sekunden darf es dauern, bis er ausgestiegen ist und das Lenkrad wieder aufgesteckt hat.

Mindestgewicht: Durch die Einführung von Halo steigt auch das Mindestgewicht. Nicht nur der rund sieben Kilogramm schwere Bügel aus Titan drückt aufs Gewicht, auch die Anpassungen am Monocoque wiegen extra. Die Überlebenszelle muss für Halo verstärkt werden. Das Mindestgewicht der Autos samt Fahrer steigt deshalb von 728 auf 733 Kilogramm. So schwer waren Formel-1-Autos noch nie.

Aerodynamik: Nach der großen Regel-Revolution 2017 sind die Änderungen für 2018 eher im Detail zu suchen. Die ungeliebten T-Flügel, die in der vergangenen Saison Einzug in die Formel 1 hielten, werden aus ästhetischen Gründen verboten. Gleiches gilt für die Haifischflossen, auch Airbox-Segel genannt. Sie hatten 2017 ein kurzes Comeback, werden nun ebenfalls aus optischen Gründen verboten.

Anderen Gründen fällt der sogenannte Monkey-Seat zum Opfer: Der kleine Flügel auf der hinteren Crash-Struktur um die Auspuffendrohre herum steht im Verdacht, von einigen Teams missbraucht zu werden. Zwar zielen die Abgase nicht direkt auf den Monkey-Seat, allerdings ändert sich dessen Umströmung in Abhängigkeit zu den Auspuffgasen. Um zu verhindern, dass Motorenmappings nur dahingehend optimiert werden, ist der Monkey-Seat 2018 verboten.

Sicherheit: Das Streben nach mehr Sicherheit hört niemals auf. Neben Halo gibt es noch zusätzliche Optimierungen: Die Radbefestigungen müssen nun in dreifacher statt wie bisher zweifacher Ausführung an jedem Rad vorhanden sein, zusätzlich sind die Befestigungspunkte nun genauer vorgeschrieben. Auch die Radmuttern müssen besser gegen Loswerden gesichert werden.

Motorenöl: Nachdem es in der abgelaufenen Saison zu Streitigkeiten beim Ölverbrauch gekommen war, wird dieser Bereich 2018 strenger reglementiert. Einige Hersteller, so der Vorwurf, würden absichtlich Motoröl in die Brennkammern befördern. Dadurch ist es möglich, abgesehen vom reglementierten Benzin, noch Leistung herauszuholen.

Öl soll nicht mehr in den Kammern verbrannt werden, Foto: Mercedes/Honda/Renault
Öl soll nicht mehr in den Kammern verbrannt werden, Foto: Mercedes/Honda/Renault

Dieses Vorgehen war zwar schon verboten, allerdings war die Überprüfung schwer. Deshalb gibt es einen Maßnahmenkatalog, der die absichtliche Verbrennung von Öl zu leistungsfördernden Zwecken unterbinden soll. So darf jedes Team nur noch eine Spezifikation Motorenöl für jedes Wochenende verwenden.

Gleichzeitig wird die Füllmenge des Hauptöltanks zukünftig in Echtzeit überwacht und direkt an die FIA übermittelt. Alle anderen Ölfüllstände müssen der FIA eine Stunde vor Rennbeginn mitgeteilt werden. Zusätzlich wird die Verwendung von aktiven Steuerventilen zwischen Öltank und Verbrennungsmotor verboten.

Das Sportliche Reglement der Formel 1 2018

Reifen-Mischungen: Pirelli bringt zur Saison 2018 zwei zusätzliche Reifenmischungen. Mit dem Hypersoft wird das Angebot, das bislang aus Ultrasoft, Supersoft, Soft, Medium und Hard bestand, am weichen Ende der Skala erweitert. Der Hypersoft soll vor allem auf Stadtkursen zum Einsatz kommen. Gleichzeitig gibt es am anderen Ende der Weichheits-Skala nun einen Superhard-Reifen - der allerdings nur als Backup zum Einsatz kommen soll, wenn sich die anderen Mischungen als zu weich erweisen. Die Regeln bei Reifenwahl und -nutzung bleiben identisch.

Motoren-Kontingent: Wie bereits vor einiger Zeit beschlossen, sinkt die Zahl der erlauben Power-Unit-Komponenten 2018 weiter. 2017 standen jedem Piloten noch vier Exemplare aller Motor-Komponenten zur Verfügung. In der kommenden Formel-1-Saison sind es nur noch je drei Verbrennungsmotoren, Turbolader und MGU-Hs. Bei MGU-K, Batterie und Steuereinheiten sinkt die Zahl pro Saison sogar auf lediglich zwei.

Motor-Strafen: Wer mehr, als die erlaubten Power-Unit-Komponenten einsetzt, wird auch weiterhin bestraft. Für die erste Komponente einer neuen Power Unit gibt es zehn Strafplätze, für alle weiteren noch einmal fünf. Neu allerdings: Sollte ein Pilot um mehr als 15 Plätze bei einem Grand Prix versetzt werden, muss er automatisch am Ende des Feldes starten. Sollte dieses Schicksal mehrere Piloten ereilen, werden sie in der Reihenfolge ihrer Verstöße am Ende des Feldes einsortiert.

Stehende Restarts: Sollte ein Rennen wegen starken Regens hinter dem Safety-Car gestartet werden, gibt es eine unbestimmte Anzahl von Formationsrunden hinter dem Safety-Car bis die Bedingungen besser werden. Anschließend biegt das Safety-Car ab und es gibt einen Stehenden Start. Die Formationsrunden zählen zur Renndistanz. Gleiches Spiel nach einer Rennunterbrechung (Rote Flagge). Das Rennen wird erst hinter dem Safety-Car wiederaufgenommen, anschließend gibt es einen Stehenden Start.

Testbeschränkungen: Neu im 2018er Reglement ist eine zusätzliche Ausnahme bei den Testbeschränkungen: Bei Promotion-Events, die vom Kommerziellen Rechteinhaber veranstaltet werden, dürfen die Teams unter Auflagen mit aktuellen Autos fahren. In dieser Saison veranstaltete Liberty Media vor dem Großbritannien GP erstmals ein Event in der Londoner Innenstadt.

Weitere Restriktionen: Beschränkungen gibt es in der kommenden Saison an den Rennstrecken. Die Teams dürfen die ihnen vom Reifenhersteller zugeteilten Reifen nicht mehr auf Prüfständen aussortieren. Um die Kosten zumindest etwas im Zaum zu halten, gibt es den Fabriken strengere Auflagen bei CFD-Simulationen.

Superlizenz: Im Zuge der Umgestaltung der Nachwuchsserien hat die FIA auch Anpassungen am Punktesystem für die Superlizenz vorgenommen. Dazu wurden bestehende Rennserien neu bewertet und zusätzliche Rennserien in die Punktevergabe aufgenommen. Gleichzeitig wurden auch die Anforderungen für Freitags-Testfahrer geändert. Für die Test-Teilnahme sind künftig 25 Superlizenz-Punkte oder mindestens sechs Formel-2-Rennstarts nötig.

Der Formel-1-Kalender 2018

2018 kommt es erneut zum Rekord-Kalender mit 21 Grands Prix. Nach 18 Jahren verabschiedet sich der Malaysia GP in Sepang aus der Formel 1, der Veranstalter will sich die Austragung des GPs nicht mehr leisten. Dafür kommt mit dem Frankreich GP ein traditionsreiches Rennen zurück. 58 fuhr die Formel 1 bereits in der Grande Nation, zuletzt 2008 in Magny-Cours, wo insgesamt 18 Frankreich GPs ausgetragen wurden. Das Comeback gibt es 2018 aber in Le Castellet auf dem Circuit Paul Ricard, der schon 14 Grands Prix sah.

DatumGPOrt
25. MärzAustralienMelbourne
8. AprilBahrainBahrain
15. AprilChinaShanghai
29. AprilAserbaidschanBaku
13. MaiSpanienBarcelona
27. MaiMonacoMonte Carlo
10. JuniKanadaMontreal
24. JuniFrankreichLe Castellet
1. JuliÖsterreichSpielberg
8. JuliGroßbritannienSilverstone
22. JuliDeutschlandHockenheim
29. JuliUngarnBudapest
26. AugustBelgienSpa-Francorchamps
2. SeptemberItalienMonza
16. SeptemberSingapurSingapur
30. SeptmberRusslandSochi
7. OktoberJapanSuzuka
21. OktoberUSAAustin
28. OktoberMexikoMexico City
11. NovemberBrasilienSao Paolo
25. NovemberVereinigte Arabische EmirateAbu Dhabi

Erneut im Kalender ist auch wieder der Deutschland GP. Nach der Pause im Jahr 2017 kehrt die Formel 1 2018 wieder auf den Hockenheimring zurück. Einst teilten sich der Nürburgring und Hockenheim die Austragung des Deutschland GPs, nach dem Ausscheiden der Eifelrennstrecke kehr die Königsklasse des Motorsports nur noch im Zweijahresturnus nach Deutschland zurück. Am 22. Juli 2018 könnte auch der letzte Deutschland GP für eine lange Zeit stattfinden, der Vertrag zwischen Formel 1 und Hockenheimring läuft danach aus.

Fahrer und Teams: Das ist 2018 neu

Ein wirklich neues Team gibt es in der Formel-1-Saison 2018 nicht, aber immerhin einen neuen, altbekannten Namen: Alfa Romeo kehrt zurück in den Motorsport. Die Italiener werden Titelsponsor von Sauber, das Team startet nun unter dem Namen Alfa Romeo Sauber F1 Team. Das Team bleibt aber weiterhin in Hinwil in der Schweiz.

Alfa gehört wie Ferrari zu Fiat Chrysler. Somit ist Sauber gewissermaßen ein Ferrari-Satelliten oder Junior-Team. Entsprechend ersetzt mit Charles Leclerc auch ein Ferrari-Nachwuchspilot Pascal Wehrlein, der 2018 wohl kein Cockpit in der Formel 1 hat. Leclerc holte sich 2017 überlegen den Titel in der Formel 2 und startet als Rookie.

Noch immer ist unklar, wer Felipe Massa bei Williams beerbt, der sich endgültig aus der Formel 1 verabschiedete. Lance Stroll bleibt beim Rennstall, doch das zweite Cockpit ist auch nach den Tests in Abu Dhabi mit Robert Kubica und Sergey Sirotkin noch vakant.

Die Rocharden, die es gegen Ende der 2017er Saison bei Renault und Toro Rosso gab, bleiben auch 2018 bestehen. Carlos Sainz startet an der Seite von Nico Hülkenberg im Renault-Werksteam, Brendon Hartley und Pierre Gasly dürfen weiter bei Toro Rosso fahren. Neu hingegen ist der Antrieb von Toro Rosso: Die Italiener wechseln von Renault zu Honda. Nach drei erfolglosen Jahren trennten sich McLaren und Honda. McLaren hingegen startet 2018 mit Renault-Motoren.