Um ein Haar wäre die Pole Position für den Großen Preis von Mexiko 2017 an Max Verstappen statt an Sebastian Vettel gegangen. Mit weniger als einer Zehntel Rückstand war Red Bull näher am ersten Startplatz als jemals zuvor in dieser Saison. Während der Niederänder wieder einem eine ernsthafte Gefahr für Mercedes und Ferrari darstellt, musste Daniel Ricciardo wohl einer der bittersten teaminternen Niederlagen seiner Karriere hinnehmen.

Für den Australier war im Zeittraining nicht mehr als Startplatz sieben drin - noch hinter Esteban Ocon im Force India. Was an diesem Samstag wohl am schwersten wiegt, dürfte aber der Rückstand auf den Teamkollegen sein. Ricciardo kassierte seine 13. Qualifying-Niederlage in der Saison 2017 gegen Verstappen mit satten 0,873 Sekunden Rückstand. "Ich bin unglaublich frustriert und verwirrt", gab Ricciardo zu Protokoll.

In der Generalprobe im 3. Freien Training war er mit zweieinhalb Zehnteln Rückstand auf Verstappen noch deutlich näher dran. "Wir haben das Auto danach nicht mehr angefasst, aber jedes Mal wenn ich aus der Garage gefahren bin, hatte ich einfach keinen Grip. Ich konnte mir nicht erklären, was mit dem Grip los war." Red-Bull-Berater Dr. Helmut Marko bestätigte die Probleme seines Schützlings gegenüber Motorsport-Magazin.com.

"Wir haben generell Probleme gehabt, die Reifen auf die Temperatur zu bringen. Daniel hat sich dabei einfach noch schwerer getan als der Max", so der Österreicher. Während Verstappen versuchte, die Reifen mit zwei Aufwärmrunden ins Arbeitsfenster zu bringen, verzichtete Ricciardo zunächst darauf. In seiner Verzweiflung nahm er sich letztendlich ein Beispiel am Stallgefährten - jedoch ohne Erfolg.

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Verstappen-Taktik funktioniert für Ricciardo nicht

"Wir haben im Q3 etwas experimentiert und eine extra Aufwärmrunde absolviert, um den Reifen hinzubekommen. Aber es schien so, als ob der Grip den ich beim Verlassen der Box hatte auch der Grip war, den ich am Ende eines jeden Runs hatte", sagte Ricciardo. "Manchmal hast du einen Reifensatz der einfach nicht mitspielen will oder den du nicht richtig aufwärmen kannst", fügte er an, dass er zunächst noch Hoffnung hatte, mit einem anderen Reifensatz mehr Glück zu haben.

"Aber bei jedem Run schien es dieselbe Geschichte zu sein", fügte er ratlos an. Nach den Erfahrungen aus dem Training hätte der Reifen seiner Meinung nach eigentlich kein Problem darstellen sollen: "Diesen Nachmittag hätte das Aufwärmen der Reifen eigentlich ein Kinderspiel sein müssen. Morgens war die Strecke relativ kalt und wir konnten ohne Probleme eine gute Zeit im ersten Anlauf hinlegen."

"Es ist einfach verwirrend und wir müssen wirklich verstehen, was in dieser Stunde passiert ist." Ricciardo ist überzeugt, dass bei seinem RB13 der Wurm drin ist. "Ich bin mir sicher, dass wir etwas finden werden", so der fünfmalige Grand-Prix-Sieger. Die Möglichkeit, das Setup des Autos komplett auf den Kopf zu stellen, hat das Team angesichts der Parc-Fermé-Regeln allerdings nicht.

Ricciardo teamintern 2017 von Verstappen deutlich geschlagen

Die Hoffnung auf ein gutes Resultat hat er allerdings noch nicht aufgegeben. "Wenn wir es herausfinden können und das Auto wieder dorthin bekommen, wo es den Rest des Wochenendes war, können wir sicherlich um das Podium kämpfen", glaubt Ricciardo. Teamchef Christian Horner erinnert an die starken Aufholjagden, die sein Fahrer dieses Jahr schon gezeigt hat.

Daniel hatte in den langsamen Kurven einig Probleme. Das müssen wir uns anschauen. Aber wir wissen, dass er was das Überholen angeht großartig ist und er am Sonntag hart kämpfen wird", ist sich der Brite sicher. So oder so zeichnet sich mit der neuerlichen Qualifying-Niederlage ein immer deutlicheres Bild in der Red-Bull-Garage ab. 2016 hatte Ricciardo mit 11:6 noch die Oberhand.

Beim Stand von 12:6 für Verstappen ist er im teaminternen Duell 2017 ähnlich ins Hintertreffen geraten, wie Kimi Räikkönen und Valtteri Bottas bei Ferrari beziehungsweise Mercedes. Die beiden Finnen liegen hinter ihren Teamkollegen mit 13:4 und und 13:5 ähnlich weit zurück.