Felipe Massa hat sein Feuer wieder entdeckt. Nach seinem eigentlich schon vollzogenen Abschied von der der Formel 1 zum Saisonende 2016 kehrte der Brasilianer 2017 nach dem überraschenden Rücktritt von Formel-1-Weltmeister Nico Rosberg und dem Wechsel von Valtteri Bottas zu Mercedes zurück zu Williams. Dort sollte der F1-Routinier als die große Konstante an der Seite und Lehrmeister von Rookie Lance Stroll fungieren.

Einen Job den der 36-Jährige bislang offenbar mustergültig erledigt hat, hört man sich nur die Lobeshymnen des jungen Kanadiers Stroll auf Lehrer Felipe an. Doch damit nicht genug. Geht es nach Felipe Massa ist es mehr als nur Fixstern für den Nachwuchsmann - viel mehr: Massa sieht sich aktuell selbst so stark aufgestellt wie seit Langem nicht.

Massa: Formel-1-Autos 2018 bringen mein Bestes zum Vorschein

"Ich spüre, dass ich das Limit aus dem Auto hole, mich darin wohl fühle. Ich denke, die Autos dieses Jahr passen sehr gut zu meinem Fahrstil. Das Auto aus dem letzten Jahr oder den letzten drei Jahren hatte keinen Grip, ist einfach immer zur Seite gerutscht und mit diesen furchtbaren Reifen, das war kein großes Vergnügen. Und vielleicht war es für meinen Fahrstil damit nicht so, dass ich mein Bestes geben konnte", schildert Massa. Entsprechend satt wirkte der Brasilianer auch bei seinem eigentlichen Karriereende 2016.

Doch inzwischen ist der Hunger zurück - und so groß geworden, dass Massa nun unbedingt gleich noch eimal verlängern möchte. "Jetzt kann ich wieder mein Bestes geben und wenn du das spürst, dann bist du motivierter und fühlst dich mehr auf der Höhe. Deshalb will ich weitermachen. Denn ich glaube, dass ich noch immer viel bringen und Spaß haben kann", stellt Massa klar.

Massa: Mangelnde Top-Ergebnisse nicht mein Fehler

Das hätte er in der laufenden Formel-1-Saison sogar mit herausragenden Ergebnissen beweisen können - doch seien ihm mehrfach gewisse Dinge dazwischen gekommen. " In Baku habe ich mir mit dem Problem nicht so viel gegeben. Da hätte ich das Rennen vielleicht gewinnen können. Oder Barcelona - da hatte ich einen fantastischen Start, aber dann einen Platten. Oder Russland ... wie auch immer. Aber das alles lag nicht an mir", berichtet der WM-Elfte (zwei Punkte und einen Rang vor Stroll).

Eine Aussage, die Massa ganz bewusst auch an sein Williams-Team richtet - als Bewerbung für 2018. Allerdings wisse der Rennstall ohnehin ganz genau, um sein echtes Potential. "Das Team weiß zu 100 Prozent, zu was ich fähig bin. Wo ich gerade in der WM stehe, liegt ja nicht an meinen Fehlern. Das wissen sie auch. Es liegt daran, was in den letzten drei Rennen passiert ist, in denen ich vielleicht 30 Punkte verloren habe. Mit meinen Qualifyings bin ich die ganze Saison schon sehr zufrieden. Wenn ich die Punkte hätte, die ich wegen Fehlern, die nicht meine waren, hätte holen sollen, dann müsste ich sehr eng mit den Jungs von Force India kämpfen", meint Massa.

Williams: Felipe Massa steht weit oben auf der Liste

Massas Bewerbung für das Williams-Cockpit 2018 ist bei dem Team unterdessen längst angekommen - und wird offenbar auch genauso hoch geschätzt, wie Massa es erwartet. "Felipe steht ganz weit oben auf der Liste. Wir lieben es mit Felipe zu arbeiten, er ist eine sehr starke Option", sagt Technikchef Paddy Lowe. "Wir wollen nur sehen, welche Optionen es noch gibt. Das ist alles, was wir tun", ergänzt Lowe mit Blick auf die geplanten Testfahrten Robert Kubicas und Paul di Restas in einem 2014er Williams.

Diese hatte Felipe Massa zuletzt als sinnlos kritisiert. Williams könne aus einem Test in einem derart alten Boliden ohnehin keine Schlüsse ziehen. Mit ihm dagegen sei das Team nicht nur auf der sicheren Seite, sondern hätte auch einen starken Fahrer an Bord. Entsprechend wenig begeistert zeigt sich Massa mit dem geplanten Experiment. "Es ist frustrierend, dass das Team einen Weg einzuschlagen versucht, der viel schlechter sein könnte als das zu behalten, was sie haben. Lance legt stark zu und ich mache, um ehrlich zu sein, einen echt großartigen Job, was das Fahren angeht", stellt Massa frei heraus klar.

"Also sollte das Team die Richtung haben, dass es positiv ist, alles so zu lassen wie es ist. Wenn das Team etwas ändert, kann es mehr kosten als es kostet mich zu behalten ...", schiebt Massa lachend nach. Doch Lowe verteidigt den geplanten Test. " Es ist immer so, dass du das bestmögliche Line-up nehmen musst, dass du finden kannst. Das war doch immer so. Und das ist einfach eine Gelegenheit. Robert war vor seinem Unfall ein extrem starker Fahrer. Wenn das noch immer der Fall wäre, sodass er fahren könnte ... das wäre eine Gelegenheit. Ich denke, dass kann jeder verstehen", meint Lowe.

Massa: Verlängert Williams, zeugt das von Professionalität

Felipe Massa geht unterdessen davon aus, dass Lowe selbst ohnehin genau wisse, dass nur er, Felipe Massa, die klar beste Option für Williams in der Saison 2018 sei. "Ich mag Paddy wirklich. Und Paddy weiß auch, was wirklich gut ist für das Team. Aber ich glaube, es ist nicht komplett seine Entscheidung", erklärt Massa mit Blick auf höhere Entscheidungsebenen und andere Belange des Teams.

So lief die Testfahrt von Kubica: (04:43 Min.)

Und genau die bereiten dem Brasilianer Sorgen, dass es vielleicht doch nicht werden könnte mit einem Cockpit 2018. "Da geht es auch um andere Dinge ... leider ist Geld Teil dieses Spiels und das ist für professionelle Fahrer und Teams nicht die richtige Art und Weise", sagt Massa. Daher warnt Massa Williams, packt das Traditionsteam bei der Ehre: "Deshalb denke ich, dass Williams sich wie ein professionelles Team und ein Top-Team verhält, wenn sie ihren aktuellen Weg beibehalten sollten. Falls nicht, denken sie vielleicht eher an andere Dinge ..."

Ein wenig gedulden bis zur Entscheidung muss sich Massa allerdings. Erst gegen Ende des Monats ist der Test mit Kubica und di Resta auf dem Hungaroring anvisiert. Zumindest auf Klarheit bis zu seinem Heimrennen Mitte November hofft der Brasilianer allerdings. "Ich denke es wäre besser für mich und für das Team es bis Brasilien zu wissen", sagt Massa, betont nochmals: "Ich bin absolut moviert weiterzumachen, ich spüre wirklich, dass ich das Maximum aus dem Auto hole, echt gut mit dem Team arbeite."

Massa: Wenn F1-Aus, dann bitte Info vor Brasilien

Sollte sich Williams gegen ihn entscheiden wäre es zumindest schön, es in Interlagos zu wissen. "Wenn ich es in Brasilien wüsste, könnte ich es als letztes Heimrennen genießen und 'Bye bye' sagen. Aber ich spüre, dass ich dem Team noch viel geben kann. Wenn ich ein, zwei Wochen länger warten muss, wird das mein Leben aber nicht komplett verändern. Aber ich würde sonst vielleicht in meinem Herz versuchen, meine letzten Rennen zu nutzen. Ich muss aber niemandem mehr etwas beweisen. Ich weiß, was ich kann und die Leute wissen es auch. Es ist nicht so, dass jeder Punkt und jedes Qualifying meine Zukunft verändern oder was die Leute von mir wissen."