McLaren Honda machte in den Trainings für den Singapur GP 2017 eine gute Figur und ließ am Nachmittag sogar Ferrari hinter sich. Auf einer der Paradestrecken des Teams läuft für Fernando Alonso und Stoffel Vandoorne damit bisher alles nach Plan. Im Fokus stand McLaren an diesem Tag aber wegen etwas ganz anderem: Ab 2018 gehen die Briten mit Power Units von Renault statt Honda ins Rennen. Eine in Alonsos Augen reiflich durchdachte Entscheidung.

"Wenn McLaren denkt, dass es an der Zeit ist sich von Honda zu trennen und zu Renault zu wechseln, ist das so, weil sie gute Informationen hinsichtlich des nächsten Jahres haben", ist der Spanier überzeugt, dass Renault für das Team die erfolgversprechendste Variante für 2018 darstellt. "Ich hoffe, dass dies McLaren wieder in die Position bringt, wo es für uns alle hingehört: In den Kampf um Podien und Weltmeisterschaften."

Dasselbe hoffte man in Woking auch vor vier Jahren, als 2013 die Partnerschaft mit Honda beschlossen wurde. Dass es nach der gescheiterten Partnerschaft mit den Japanern auch für die Zukunft mit Renault keine Garantien gibt, weiß kaum jemand besser als Alonso. "Du weißt natürlich nie, ob es für das Team eine gute oder schlechte Entscheidung ist", so der 36-Jährige.

Zum Zeitpunkt der Eheschließung mit Honda fühlte sich es für alle Beteiligten schließlich ähnlich richtig an. "Wir hielten es alle für die perfekte Kombination und dachten, dass es eine großartige Zeit für diese Partnerschaft werden könnte", so Alonso, der die dreijährige Leidensgeschichte mit Honda trotz allem nicht bereut.

"Obwohl wir unser Bestes gaben, waren wir was die Ergebnisse angeht leider nicht erfolgreich. Aber ich persönlich bin sehr stolz auf das, was wir in den letzten drei Jahren versucht haben", erklärt der zweimalige Weltmeister, der gegen Honda keinen Groll hegt: "Ich bin auch stolz auf die Leute, die hier gearbeitet haben. Sie werden dem Sport erhalten bleiben, mit Toro Rosso. Es wird interessant, ihre Zukunft zu verfolgen."

Alonsos F1-Zukunft: Will erst wissen, was der Renault-Motor kann

Richtig interessant wird mit der Entscheidung McLarens auch die Frage nach Alonsos Zukunft. Dieser hatte jüngst angekündigt, erst auf McLaren warten zu wollen, bevor er sich für 2018 festlegt. Dieser Zeitpunkt ist nun gekommen. "Aber ich habe doch auch nicht mehr Informationen. Ich habe die Nachricht auch erst heute erhalten, wie alle anderen auch", blockt der Spanier ab.

Erst möchte er sich auf das Rennwochenende in Singapur konzentrieren, danach will er sich mit den Plänen von McLaren und Renault vertraut machen. "Ich werde versuchen, mehr über das Projekt herauszufinden - und auch über den Renault-Motor und die Erwartungen für das kommende Jahr", erklärt Alonso.

Wer nächstes Jahr in jedem Fall den McLaren-Renault pilotieren wird, ist Stoffel Vandoorne. Er wurde schon in der Woche vor dem Rennen in Spa-Francorchamps bestätigt. In Jubelstürme verfiel er nach der Bekanntgabe des Renault-Deals trotzdem nicht. "Ich denke, wir werden einen Schritt nach vorne machen. Aber es ist schwierig zu sagen, wie groß dieser sein wird", so der Belgier.

Insgesamt sieht er den Abschied der Honda-Aggregate, die ihm das Debüt-Jahr in der Formel 1 so schwer gemacht haben, aber als gutes Omen. "Es ist insgesamt sehr positiv. Für das Team, für Renault, für die Formel 1 generell. Was jetzt alles passiert ist sehr aufregend und jeder freut sich auf das kommende Jahr", sagt Vandoorne.

Gleichzeitig beteuert er, dass das Team den Fokus auf die ausstehenden Rennen 2017 keinesfalls vernachlässigen wird. "Wir haben dieses Jahr noch sieben Rennen, in denen wir das Maximum herausholen müssen. Wir sind professionell und arbeiten genauso weiter, wie wir es seit dem Beginn der Saison getan haben", versichert er.

McLaren in Singapur vor Ferrari: Nur eine Momentaufnahme

Der Auftakt ins erste dieser letzten sieben Wochenende war für McLaren einer nach Maß. In beiden Trainingssessions bewegten sich Alonso und Vandoorne sicher in den Top-10 oder zumindest immer im Einzugsbereich. "Es war ein sehr positiver Tag für uns. Mit Platz sechs im zweiten Training war ich sehr zufrieden. Ich bin hier noch nie zuvor gefahren und kam mit der Strecke gleich gut zurecht", so Vandoorne.

Am Nachmittag reihten er und Alonso sich sogar vor den Ferraris ein. Dass der MCL32 in Singapur aber derart gut funktioniert, glaubt auch Vandoorne nicht. "Ferrari hatte keine ideale Session und für Samstag sicherlich noch etwas in der Hinterhand", so der 25-Jährige.

Bei McLaren ist das Ziel für Singapur nach wie vor, sich hinter den drei Top-Teams als vierte Kraft in Szene zu setzen: "Es gibt bei uns noch Raum für Verbesserungen und ich hoffe, wir werden auch noch etwas schneller. Aber der Freitag war schon gut und hoffentlich können wir das morgen genauso umsetzen."