Max Verstappens Saison verläuft alles andere als optimal. Nachdem ihn das Technik-Pech schon mehrfach einholte, sollte in Monza auch noch Racing-Pech dazukommen. Nachdem er sich im nassen Qualifying trotz des extremen Trocken-Setups souverän auf Platz zwei qualifiziert hatte, musste er das Rennen aufgrund einer Power-Unit-Strafe von Platz 13 aus aufnehmen.

Was von weit hinten mit dem Red Bull möglich war, zeigte Daniel Ricciardo. Der Australier fuhr von Platz 16 auf Rang vier nach vorne und konnte sogar Sebastian Vettel auf Platz drei noch unter Druck setzen.

Verstappens Rennen aber verlief konträr: Ein guter Start brachte ihn nach einer Runde schon auf Position acht nach vorne. In der zweiten Runde kam es allerdings zur Kollision mit Felipe Massa, als der Niederländer am Brasilianer vorbei auf Platz sieben gehen wollte. Verstappens rechter Vorderreifen und der Frontflügel überlebten den Kontakt nicht, Verstappen musste an die Box und die Aufholjagd von P20 erneut von vorne beginnen.

Im Zweikampf mit Massa beschädigte Verstappen Flügel und Reifen, Foto: LAT Images
Im Zweikampf mit Massa beschädigte Verstappen Flügel und Reifen, Foto: LAT Images

"Es war ein Rennunfall mit für ihn leider schlechten Ausgang", urteile Red Bulls Motorsportberater Dr. Helmut Marko über den Zwischenfall. Mit 50 Sekunden Rückstand auf den Rest des Feldes nahm Verstappen nach dem Reifenwechsel das Rennen wieder auf. Damit einhergehend wurde auch die Strategie auf zwei Stopps umgestellt. "Ich habe versucht, aufzuholen und das Auto hat ziemlich gut funktioniert, also können wir uns nicht beschweren", so Verstappen.

Auf dem Weg zurück nach vorne hätte sich Verstappen fast noch einen Reifenschaden eingezogen. Im Duell mit Romain Grosjean kam es beim Anbremsen auf die erste Schikane zur Berührung, Grosjeans Frontflügel beschädigte Verstappens rechten Hinterreifen allerdings nicht.

Der Zweikampf mit Grosjean ging glimpflich aus für Verstappen, Foto: LAT Images
Der Zweikampf mit Grosjean ging glimpflich aus für Verstappen, Foto: LAT Images

Die Aufholjagd wurde immerhin noch mit Platz zehn und einem Punkt belohnt. Doch das Überholmanöver gegen Kevin Magnussen um ebenjenen letzten Platz in den Punkten sorgte für Diskussionen. Verstappen beschleunigte in Runde 45 aus der ersten Schikane im Windschatten von Magnussen heraus, saugte sich durch Curva Grande an und setzte sich noch vor der zweiten Schikane vor den Haas-Piloten. Unmittelbar in der Anbremszone scherte Verstappen wieder auf die Ideallinie zurück, was Magnussen in die Bredouille brachte.

Der Däne musste ausweichen, fuhr auf den Kerb und anschließend geradeaus durch die Schikane. Die Beschwerde am Funk ließ nicht lange auf sich warten: "Wenn das erlaubt ist, ist es verrückt." Die Rennleitung untersuchte den Zwischenfall daraufhin, verhängte aber keine Sanktionen gegen Verstappen.

Haas beschwert sich bei Rennleitung

"Der war natürlich frustriert, dass Verstappen nicht gentlemenlike an ihm vorbeigefahren ist", tat Marko die Szene ab. Auch für Teamchef Christian Horner war es ein normaler Rennzwischenfall. Für das Haas-Team allerdings nicht: Teamchef Günther Steiner ging später noch zu Rennleiter Charlie Whiting und zu den Stewards. "Es ging nicht darum, ihn zu bestrafen, es geht darum, zu wissen, was erlaubt ist und was nicht", so Steiner.

Haas ist ein gebranntes Kind: Kevin Magnussen erhielt für seine Fahrweise beim Ungarn GP gegen Nico Hülkenberg eine Strafe, Fernando Alonso wurde für eine sehr ähnliche Szene beim Rennen in Spa gegen Jolyon Palmer nicht belangt. "Beim nächsten Fahrerbriefing wird das wohl thematisiert, um klarer zu machen, wann man bestraft wird. Ich habe ein Problem mit der Inkonstanz der Steward-Entscheidungen", erklärt Steiner.

"Ich denke, Max hätte das nicht machen müssen", meint Steiner. "Wir wissen, dass er die Pace hatte und sowieso vorbeigegangen wäre, aber warum macht er das?" Ähnlich sieht es auch Teambesitzer Gene Haas im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com: "So fährt Max einfach, er ist sehr aggressiv. Er war eine Sekunde schneller pro Runde als wir. Er sagt quasi: Hey, ich fahr eine Sekunde schneller als du, geh mir aus dem Weg!"

"Das war hartes Racing vielleicht ein bisschen übertrieben, aber ich kritisiere ihn dafür nicht. So fahren diese Jungs", so Haas. " Wenn sie ihm eine kleine Strafe gegeben hätten, die ihn nichts gekostet hätte, dann hätte sich das für uns besser angefühlt. Eine Fünf-Sekunden-Strafe hätte ihn nichts gekostet und man hätte gesagt, dass er das nicht machen soll. Hätte Kevin es gemacht, hätte er wohl eine Strafe bekommen..."

Villeneuve: Magnussen genauso dreckig wie Verstappen

Bei den dänischen Kollegen von Ekstra Bladet stellte Magnussen selbst seinen Funkspruch Richtung Rennleitung klar: "Mir ist es egal, ob jemand bestraft wird. Wenn wir hart racen können, ist es gut. Es ist nur schlecht, dass Leute unterschiedlich bewertet werden. Ich glaube nicht, dass er es absichtlich gemacht hat, mein Punkt ist, dass andere in dieser Situation bestraft worden wären. Ich habe nichts gegen hartes Racing mit Max, aber es ist frustrierend, wenn du selbst eine Strafe für die gleiche Aktion bekommen hättest."

Max Verstappens Chefkritiker Jacques Villeneuve nahm die Szene ausnahmsweise gelassen. Der Weltmeister von 1997 hatte den Niederländer schon mehrfach für den Richtungswechsel während des Bremsens hart kritisiert. Zur Aktion in Monza sagte er zu Motorsport-Magazin.com: "Das war nicht cool, aber es war gegen einen Fahrer, der so etwas immer macht und sehr dreckig fährt. Bei den beiden ist es eigentlich egal."