Sebastian Vettel geht nach dem elften Rennen der Saison 2017 in Budapest als WM-Führender in die Sommerpause. Während das Rennen vor allem im Zeichen der Kommandostände von Ferrari und Mercedes stand, gab es dahinter allerhand interessante Statistiken und auch die eine oder andere Überraschung - sowohl im positiven als auch im negativen Sinne. Motorsport-Magazin.com hat die wichtigsten Zahlen zum Großen Preis von Ungarn.

Die Topspeeds: Keine Spur von Ferrari und Honda

Mit der nur 900 Meter langen Start- und Zielgerade und dem abgesehen davon sehr winkligen Layout gilt der Hungaroring seit jeher als Chassis- und nicht als Power-Strecke. Ferrari, Red Bull und McLaren konnten sich dies auf der Rundenzeit zunutze machen. Was die Topspeeds anging, konnte jedoch niemand am Mercedes-Thron rütteln. Mit 319,6 respektive 318,5 km/h markierten Valtteri Bottas und Lewis Hamilton in Ungarn geschlossen die Spitze. Die vier Boliden der Mercedes-Kundenteams Williams und Force India schafften es ebenfalls in die Top-10.

Die vier verbleibenden Plätze unter den ersten Zehn gingen allesamt an Fahrzeuge mit Renault-Power im Heck. Den Bestwert für die Power Units aus Viry erzielte Daniil Kvyat im Toro Rosso mit 316,7 km/h. Neben ihm waren Teamkollege Carlos Sainz, Nico Hülkenberg im Werks-Renault sowie Max Verstappen vom Schwester-Team Red Bull in der vorderen Hälfte des Klassements vertreten. Folglich überhaupt nicht in den Top-10 zu finden waren Ferrari und Honda.

Die schnellste Power Unit aus Maranello war die im Heck von Kimi Räikkönen, der mit 314,1 km/h gemessen wurde. Rennsieger Sebastian Vettel, als Führender die meiste Zeit ohne Windschatten unterwegs, kam nur auf 310,6 km/h und sortierte sich damit an 15. Stelle ein. Den Bestwert für Honda erzielte Stoffel Vandoorne mit 312,5 km/h. McLarens Star-Pilot Fernando Alonso kam auf 309,8 km/h.

Die Top-10 der Topspeeds beim Grand Prix von Ungarn 2017

PlatzFahrerTeamMotorGeschwindigkeit
1Valtteri BottasMercedesMercedes319,6 km/h
2Lewis HamiltonMercedesMercedes318,5 km/h
3Nico HülkenbergRenaultRenault316,8 km/h
4Daniil KvyatToro RossoRenault316,7 km/h
5Esteban OconForce IndiaMercedes316,6 km/h
6Carlos SainzToro RossoRenault316,2 km/h
7Sergio PerezForce IndiaMercedes316,0 km/h
8Lance StrollWilliamsMercedes315,9 km/h
9Paul Di RestaWilliamsMercedes315,6 km/h
10Max VerstappenRed BullRenault314,6 km/h

DHL Fastest Pitstop Award: Di Resta dank Williams an der Spitze

Williams erlebte in Budapest beileibe kein einfaches Wochenende. Felipe Massa fiel krankheitsbedingt aus und Lance Stroll gelang es nicht, die Kohlen für das Team aus dem Feuer zu holen. Massa-Ersatz Paul Di Resta überzeugte mit einer fehlerfreien Vorstellung, konnte angesichts seines Erfahrungsrückstandes jedoch nicht wirklich für den Brasilianer in die Bresche springen. So blieb für Williams wieder einmal nur ihr Steckenpferd: Die Boxenstopps. Zum siebten Mal in diesem Jahr legte die Boxencrew aus Grove den schnellsten Reifenwechsel hin. Di Resta wurde in flotten 2,29 Sekunden abgefertigt.

Neben Williams knackten mit Toro Rosso, Mercedes, Ferrari und Haas noch vier weitere Teams die 3-Sekunden-Marke. Länger dauerte es bei Renault, Force India, McLaren, Sauber und Red Bull. Letztere bildeten mit 13,74 Sekunden beim Reifenwechsel an Max Verstappens Auto mit Abstand das Schlusslicht. Dies lag jedoch nicht daran, dass die Boxencrew der Bullen so langsam war. Durch die Kollision mit Daniel Ricciardo musste Verstappen erst eine 10-Sekunden-Zeitstrafe absitzen, bevor die Mechaniker sich an die Arbeit machen durften. Da Sauber Wehrlein in 3,52 Sekunden abfertigte, wäre für Red Bull aber trotzdem nur der letzte Platz herausgesprungen.

Die schnellsten Boxenstopps der Teams in Ungarn

PlatzTeamFahrerZeit (in Sekunden)
1WilliamsPaul Di Resta2,29
2Toro RossoDaniil Kvyat2,44
3MercedesLewis Hamilton2,56
4FerrariKimi Räikkönen2,65
5HaasRomain Grosjean2,96
6RenaultJolyon Palmer3,08
7Force IndiaEsteban Ocon3,11
8McLarenFernando Alonso3,11
9SauberPascal Wehrlein3,52
10Red BullMax Verstappen13,74

DHL Fastest Lap Award: Kamikaze-Alonso mit später Attacke

Nein, es war nicht Lewis Hamilton und auch nicht Sebastian Vettel. Es war auch keiner ihrer Teamkollegen, der sich in Budapest über die schnellste Rennrunde freuen durfte. Fernando Alonso überraschte im McLaren Honda alle, als er in der 69. Runde mit 1:20,182 Minuten die schnellste Runde des Rennens ablieferte. Kimi Räikkönen, eigentlich bekannt für seinen Hang zu schnellsten Rennrunden, legte im 70. und letzten Umlauf zwar noch einmal nach, doch schlussendlich fehlten ihm 0,279 Sekunden auf den Spanier. Der wiederum setzte seiner ohne schon beeindruckende Performance in Budapest mit der 23. schnellsten Runde seiner Karriere die Krone auf.

Wie immer vorne mit dabei war Max Verstappen, der mit dem Red Bull in Ungarn was die Pace anging gut mit Mercedes und Ferrari mithalten konnte und mit 1:20,490 Minuten die drittschnellste Runde des Rennen in den Asphalt brannte. Dahinter folgten Vettel, Hamilton und Bottas. Das Schlusslicht bei den schnellsten Runden markierte Romain Grosjean, der mit seinem Haas zu kämpfen hatte und nicht unter 1:24,702 Minuten kam. Massa-Ersatz Di Resta ließ nicht nur den Franzosen, sondern auch Pascal Wehrlein hinter sich. Der DTM-Pilot umrundete den Hungaroring in 1:23,242 Minuten.

Die Top-10 der schnellsten Rundenzeiten in Ungarn

PlatzFahrerTeamRundenzeitRunde
1Fernando AlonsoMcLaren1:20.182 min69
2Kimi RäikkönenFerrari1:20.461 min70
3Max VerstappenRed Bull1:20.490 min44
4Sebastian VettelFerrari1:20.807 min69
5Lewis HamiltonMercedes1:20.818 min66
6Valtteri BottasMercedes1:21.214 min68
7Jolyon PalmerRenault1:21.589 min68
8Nico HülkenbergRenault1:21.611 min61
9Daniil KvyatToro Rosso1:21.631 min42
10Marcus EricssonSauber1:21.752 min66

Die 3 Top-Facts zum Rennen

1. - Kvyat mit dickem Punktekonto: In der Sünderkartei der Formel 1 liegt Daniil Kvyat seit Ungarn mit zehn Punkten alleine an der Spitze. Der Russe in Diensten von Toro Rosso stand im Qualifying Williams-Rookie Lance Stroll im Weg, was ihm die nächsten drei Strafpunkte einbrachte. Damit hat der Bad Boy in den vergangenen zwölf Monaten mehr Straf- als WM-Punkt gesammelt. Mit einem neunten Platz in Singapur 2016 sowie zwei weiteren neunten Plätzen in Australien und Spanien in dieser Saison, hat der 23-Jährige in den letzten 22 Rennen lediglich sechs Zähler eingefahren. Das sind vier weniger als er in diesem Zeitraum an Strafpunkten geholt hat. Eine Leistung, auf die er gewiss nicht stolz sein kann.

Das aktuelle Strafpunktekonto der Formel 1

FahrerStrafpunkteÜbertrag aus 2016
Kvyat103 (2 vom 23.10., 1 vom 30.10.)
Vettel74 (2 vom 2.10., 2 vom 30.10.)
Magnussen72 (vom 23.10.)
Sainz53 (1 vom 30.10.)
Palmer52 (vom 27.11.)
Perez53 (vom 18.9.)
Vandoorne5-
Ocon44 (2 vom 18.9., 2 vom 13.11.)
Hülkenberg4-
Grosjean3-
Verstappen31 (vom 30.10.)
Massa22 (vom 13.11.)
Hamilton2-
Button2-

2. - Ohne Massa keine Brasilianer: Felipe Massas krankheitsbedingter Ausfall für den Ungarn GP sorgte dafür, dass seit San Marino 1982 erstmals kein Brasilianer in der Startaufstellung der Königsklasse stand. Um die größte Motorsportnation Südamerikas ist es seit dem Ausscheiden Felipe Nasrs momentan schlecht bestellt, muss Routinier Massa die Fahne der stolzen Brasilianer dieses Jahr ganz alleine hochhalten. Zu Hoch-Zeiten kämpften in der Formel 1 in den 1980er Jahren mit Ayrton Senna und Nelson Piquet sogar zwei Brasilianer gleichzeitig um die WM. Diese Zeiten sind lange vorbei und auch im Nachwuchsbereich sieht es momentan düster aus.

Top 10: Die fleißigsten Nationen in der Formel 1

PlatzLandRennstartsSiegePolesWeltmeisterschaften
1Großbritannien95126125316
2Frankreich83179794
3Brasilien7891011268
4Italien78443483
5Deutschland74617215712
6Australien59240334
7Finnland58648514
8Österreich55441464
9USA45933392
10Japan401000

3. - Di Resta-Comeback nach fünf Jahren: Paul Di Resta nahm in Ungarn nach 1.343 Tagen erstmals wieder an einem Formel-1-Wochenden teil. Seit dem WM-Finale 2013 in Interlagos, als er für Force India am Start war, war der Reservepilot von Williams bis Budapest 2017 nicht mehr im Einsatz. Die beinahe endlos erscheinende Abwesenheit des Schotten ist aber noch nicht die längste in der Geschichte der Königsklasse. Der Niederländer Jan Lammers pausierte zwischen dem Grand Prix der Niederlande 1982 und Japan 1992 ganze 3.767 Tage.

Top 10: Die längsten Sabbaticals in der Formel 1

PlatzFahrerIntervallRücktrittRückkehr
1Jan Lammers10 Jahre, 3 Monate und 22 tageNiederlande 1982Japan 1992
2Luca Badoer9 Jahre, 9 Monate und 23 tageJapan 1999Europa 2009
3Pete Lovely8 Jahre und 10 MonateUSA 1960Kanada 1969
4André Pilette7 Jahre, 11 Monate und 13 tageFrankreich 1956Belgien 1964
5Edgar Barth7 Jahre, 1 Monat und 2 TageDeutschland 1953Italien 1960
6Peter Revson7 Jahre und 27 TageItalien 1964USA 1971
7Eppie Wietzes7 Jahre und 26 TageKanada 1967Kanada 1974
8Mike Hailwood6 Jahre, 3 Monate und 6 TageMonaco 1965Italien 1971
9Narain Karthikeyan5 Jahre, 5 Monate und 25 TageChina 2005Malaysia 2011
10Wolfgang Seidel4 Jahre, 10 Monate und 13 TageDeutschland 1953Belgien 1958