Zweites Training zum Ungarn GP vor den Toren Budapests - und wieder war jede Menge Action geboten: Zahlreiche Zwischenfälle sorgten für beste Unterhaltung für die Zuschauer auf den für einen Freitag bereits gut besetzten Tribünen. An der Spitze bot sich ein ähnliches Bild wie im ersten Training: Erneut sicherte sich Daniel Ricciardo die Bestzeit vor einem Ferrari-Piloten, scheiterte dabei abermals nur knapp am Streckenrekord. Kurios lief das FP2 bei Kimi Räikkönen, extrem unangenehm für Pascal Wehrlein: Der Sauber-Pilot crashte heftig in die Reifenstapel, genauso Jolyon Palmer.

Streckenrekord wackelt bedenklich, aber hält

Die Platzierungen: Mit einer 1:18.455 Minuten sicherte sich Ricciardo erneut die Bestzeit, war noch einmal drei Hundertstel schneller als im FP1 - nur noch zwei Hundertstel fehlten zum 13 Jahre alten Streckenrekord von Rubens Barrichello. Mit 0,183 Sekunden Rückstand wurde Sebastian Vettel Zweiter vor den Finnen Valtteri Bottas (+ 0,201 Sek.) und Kimi Räikkönen (+ 0,300 Sek.). Lewis Hamilton auf P5 fehlten 0,324 Sekunden, Max Verstappen als Sechstem 0,496. Kurzum: ein extrem knappes Bild der drei Top-Teams an der Spitze.

Best of the Rest: Nico Hülkenberg vor Fernando Alonso. Dem Duo fehlten 1,26 bzw. 1,36 Sekunden auf die Spitze. Carlos Sainz und Stoffel Vandoorne komplettierten die Top-10. Pascal Wehrlein wurde nach einem Crash (siehe "Die Zwischenfälle") Letzter.

Die Zwischenfälle: Kaum weniger Dreher, Ausrutscher und Abflüge als im FP1. Etwa bei Romain Grosjean, der zu Beginn der Session gleich mehrfach den untersteuernden Haas neben die Strecke setzte (siehe "Die Technik"). Etwas später rutsche auch Lance Stroll in Kurve vier etwas heftiger neben den Kurs. In Kurve fünf drehte sich Massa mit ausbrechendem Heck von der Strecke, eine Runde später auch in Kurve sechs. Ebenfalls neben dem Kurs: Pascal Wehrlein.

Ungarn-Unfälle: Wehrlein und Palmer fliegen im Training ab

Doch damit nicht genug für den Deutschen. Der ganz große Knall sollte für Wehrlein erst noch folgen. Mit heftigem Übersteuern rutschte sein Sauber nach rund einer Stunde in Kurve elf weg und knallte leicht seitlich, aber noch eher mit dem rechten Vorderreifen, in die Reifenstapel, was für eine Sessionunterbrechung sorgte. Wehrlein überstand den Crash offenbar unverletzt, gab sofort sein Ok via Boxenfunk und kletterte aus dem Wrack. Ins Medical Center musste der Worndorfer natürlich trotzdem. Aber auch von dort kam glücklicherweise nichts als Entwarnung.

Kaum war die Session wieder freigegeben leistete sich auch Jolyon Palmer einen Abflug samt Crash - den zweiten dieses Wochenendes. Diesmal verlor er seinen Renault in der letzten Kurve. Wieder rote Flaggen. Auch Palmer überstand den Einschlag unverletzt. In der Schlussphase kamen sich Marcus Ericsson und Romain Grosjean in Kurve 12 plötzlich nahe. Nach einem Missverständnis rauschte der Sauber beinahe dem Haas rein.

Die Technik: Frische Power-Unit-Elemente für die Ferrari-Piloten in Ungarn: Sebastian Vettel ist mit neuer MGU-K und neuer Batterie ausgestattet, Kimi Räikkönen zusätzlich mit neuen Steuergeräten. Die wichtigeren Wechsel gibt es jedoch bei Williams und Force India. Das Mercedes-befeuerte Quartett bekommt geschlossen neue Komponenten von Verbrennungsmotor, Turbo und MGU-H. Auch Pascal Wehrlein ist mit neuem Turbo und neuer MGU-H ausgestattet, Teamkollege Marcus Ericsson mit neuer Batterie und neuen Steuergeräten. Zudem fährt Sauber mit neuem Kühlungssystem und Bodywork.

Bitter für Kevin Magnussen: Weil Antonio Giovinazzi im FP1 mit seinem Auto gecrasht war verlor der Däne in seiner ersten Session des Wochenendes sehr viel Zeit. Nur die letzten 20 Minuten konnte Magnussen bestreiten. Kaum besser lief es bei Teamkollege Romain Grosjean. Der Franzose konnte zwar fahren, doch beklagte sich über massives Untersteuern. "Wir müssen ein Problem haben", funkte Grosjean. Ähnliches meldete Mitte der Session Felipe Massa. Ebenfalls zu Beginn etwas zuschauen musste Jolyon Palmer wegen Renault-Reparaturen nach seiner wilden Kerb-Räuberei Ende des FP1. Erst nach einer halben Stunde ging es für den Briten mit neuem Unterboden los.

Räikkönen-Ferrari verliert kurzzeitig Power

Lewis Hamilton indessen vermeldete ein komisches Pfeifen aus dem Motorraum, ein größeres Problem schien jedoch nicht vorzulegen - Mercedes zitierte den Briten nicht einmal an die Box. Kurioser Moment derweil bei Kimi Räikkönen: In Kurve 13 rollte der Ferrari plötzlich aus. "Ich habe keine Power", funkte der Finne. "Was kann ich tun?" Zunächst sah es danach aus, als sei die Session für Räikkönen passé, doch wie von Geisterhand ging es plötzlich wieder vorwärts - just als gerade ein Marshal den SF70-H wegschieben wollte.

Kimi Räikkönens Ferrari gab im FP2 kurzzeitig den Geist auf, Foto: Sutton
Kimi Räikkönens Ferrari gab im FP2 kurzzeitig den Geist auf, Foto: Sutton

Kurz vor Schluss dann wieder ein altbekanntes Bild: Stoffel Vandoorne schleppte seinen McLaren-Honda extrem langsam zurück in die Boxengasse, meldete ein merkwürdiges Geräusch. Die nächste Honda-Hiobsbotschaft?

Das Wetter: Typisch ungarisch, mit 26 Grad Außentemperatur und 35 auf der Strecke fast sogar etwas kalt - aber noch immer eine sehr angenehme Abwechslung nach Silverstone.

Die Analyse: Hui, das sieht nach einer ganz engen Kiste an der Spitze aus. Red Bull scheint tatsächlich stark davon zu profitieren, dass es in Ungarn so wenig auf Power ankommt und mischt voll mit Mercedes und Ferrari mit. Für das Qualifying muss man allerdings zumindest bei Mercedes noch den speziellen Power-Modus berücksichtigen. Außerdem erwischte Lewis Hamilton noch keine ideale Runde. In Sachen Rennpace lassen sich wegen der zahlreichen Unterbrechungen nur schwer valide Aussagen treffen, der erste Eindruck zeugt jedoch von einem starken Mercedes. Details dazu später in der ausführlichen Trainingsanalyse von Motorsport-Magazin.com.