Antonio Giovinazzi wusste schon, was ihm blühte, als er sich nach dem 1. Freien Training den Fragen der Journalisten stellte. Nach dem Abflug des jungen Italieners wurde die Presserunde vom kleinen auf den großen Tisch in der Haas-Hospitality verlegt. Es war erst der zweite Pressetermin überhaupt für Giovinazzi im Haas-Shirt.

Beim ersten Termin in Silverstone freute er sich noch, nach seinen beiden Unfällen im Sauber beim China GP schnell wieder in einem Formel-1-Auto sitzen zu dürfen, um wieder Selbstvertrauen zu tanken. Und dann, nach acht Runden der Abflug in Kurve elf. Die komplette linke Seite des Autos landete dabei im Reifenstapel.

"Aber es muss etwas mit dem Auto gewesen sein", rechtfertigt sich Giovinazzi. "Diesmal bin ich im 1. Training abgeflogen, da geht man ja noch nicht ans Limit, um so abzufliegen. In Shanghai bin ich im Qualifying abgeflogen, weil ich bei 100 Prozent war, alles gegeben habe. Aber das passiert nicht im Training."

"Noch wissen wir aber nicht, was es war", so Giovinazzi. Der Mimik des Ferrari-Juniors schien es allerdings schon zu wissen. Der 23-Jährige machte einen ähnlich zerknirschten Eindruck wie das beschädigte Auto von Kevin Magnussen, der die Trainingssitzung vom Kommandostand aus ansehen musste. "Das tut mir leid für Kevin, ich hoffe, dass das Auto am Nachmittag wieder okay ist", so Giovinazzi. "Aber auch für mich und das Team, weil wir sicher 20 Runden dadurch verloren habe."

Ersetzt Giovinazzi Wehrlein bei Sauber?

Nach einem beeindruckenden Wochenende als Wehrlein-Ersatz in Australien macht sich der Italiener seither eher einen Namen als Crash-Pilot. Trotzdem steht er spätestens seit Freitagmorgen wieder ganz hoch im Kurs für ein Formel-1-Cockpit 2018. Weil Sauber nach der Trennung vor der Hochzeit mit Honda den Ferrari-Vertrag doch noch verlängert hat, darf Ferrari auf ein Sauber-Cockpit für einen Nachwuchs-Piloten hoffen.

Mit Charles Leclerc und Antonio Giovinazzi gibt es dabei zwei vielversprechende Kandidaten bei Ferrari. "Ich wusste noch gar nichts von Saubers Motorenvertrag", gab sich Giovinazzi unwissend. "Aber ich kümmere mich aktuell nicht um mein Cockpit für 2018, ich konzentriere mich auf die Testeinsäte. Ferrari regelt meine Zukunft für mich. In drei bis vier Monaten weiß ich hoffentlich mehr."

Den nächsten Testeinsatz hat Giovinazzi bei seinem Heimrennen in Italien. Monza wird die dritte von insgesamt sieben geplanten Trainingseinheiten für ihn. Weil Romain Grosjean alle Trainingssitzung vertraglich zugesichert sind, muss immer Kevin Magnussen für Giovinazzi pausieren. Zwischen Großbritannien und Ungarn durfte der Italiener zudem noch einen zweitägigen Reifentest im Haas absolvieren: "Das war gut, weil ich sehr viel gefahren bin, am ersten Tag 120 Kilometer. Da geht es aber nur um Konstanz, nicht um Rundenzeit."