Lewis Hamilton ist in Silverstone mit dem Schrecken davongekommen, darf seine Pole Position beim Großbritannien Grand Prix behalten. Eine Weile musste der Mercedes-Star allerdings zittern, nachdem sich Romain Grosjean beschwert hatte, er sei von Hamilton blockiert worden. Die Rennleitung nahm sich dem Fall an und untersuchte den Vorfall in der dritten Runde des Qualifyings.

Mit dem Ergebnis: Grosjean könnte von Hamiltons Anwesenheit in Kurve 16 zwar potenziell betroffen gewesen sein, er habe den Haas-Piloten aber nicht blockiert. Zu einer Anhörung der Fahrer kam es nach der Auswertung der Telemetrie- und Videodaten gar nicht erst. Während Hamilton sich über seine fünfte Pole in Silverstone freuen durfte, verstand Gegner Grosjean die Welt nicht mehr.

Grosjean regt sich auf

Der Franzose regte sich über das Urteil der Stewards auf. Er war sicher, dass er wegen Hamilton in den letzten zwei Kurven vor Start/Ziel rund 3,5 Zehntelsekunden auf seiner schnellen Runde verloren habe. Hätte er die Runde sauber beenden können, wäre laut seiner Ansicht der neunte statt der zehnte Platz im Qualifying drin gewesen.

"Das ist frustrierend", sagte Grosjean. "Es scheint, als ob eine große Inkonstanz herrscht zwischen den Entscheidungen und wer welches Manöver macht." Eine Anspielung darauf, dass die Stewards Hamilton möglicherweise nicht bestraften, weil sie damit aktiv in den aktuellen Kampf um die Weltmeisterschaft eingreifen würden.

Es wird mit zweierlei Maß gemessen

Grosjean: "Das Titelrennen ist wichtig. Aber wir kämpfen genauso hart wie die. Wenn das heute ein anderer Fahrer gewesen wäre, dann hätte er was bekommen. Manchmal hat man das Gefühl, dass hier mit zweierlei Maß gemessen wird." Auf die Unterstellung, dass Hamilton davonkam, weil es sich um sein Heimrennen handelt, wollte sich Grosjean allerdings nicht einlassen.

In dieser Situation war Grosjean der WM-Fight zwischen Hamilton und Sebastian Vettel aber auch ziemlich egal. Er fühlte sich ganz eindeutig benachteiligt. "Ich habe 3,5 Zehntel in zwei Kurven verloren. Muss ich ihm nächstes Mal mit meinem Frontflügel in den Diffusor fahren, damit es heißt, dass ich blockiert wurde? Wir haben ganz klare Regeln im Qualiffying. Und bei zehn Autos auf der Strecke im Q3 sollten wir nicht solch ein Problem bekommen."

Hamilton sieht das Problem nicht

Hamilton selbst hatte im Anschluss an das Qualifying nicht das Gefühl, etwas Falsches getan zu haben. "Ich würde niemals jemanden absichtlich im Weg stehen", versicherte der dreifache Weltmeister. Er habe sich auf seine letzte schnelle Runde im Q3 vorbereitet und in den letzten Kurven Platz zu Teamkollege Valtteri Bottas geschaffen. Hinter sich sah er zu diesem Zeitpunkt nur einen Force India.

"Der ist dann in die Box abgebogen", sagte Hamilton. "Also war niemand hinter mir. Als ich dann aufs Gas wollte, habe ich in den Spiegel geschaut und ein Auto gesehen. Ich weiß nicht, ob ich jemandem im Weg stand. Falls ja, dann entschuldige ich mich dafür. Ich hatte keinen Hinweis vom Team darauf, dass da jemand ankam. Ich muss mir das Videomaterial anschauen. Ich glaube nicht, dass es so eng war, als ich loslegte. Aber ich gucke mir das an."

Ohne Warnhinweis von Teamseiten kann es für die Fahrer zeitweise schwierig werden, die Lage zu überblicken. Die Formel-1-Autos haben zwar Spiegel, doch die Sicht dadurch ist alles andere als gut. Darüber hatten sich in der Vergangenheit immer wieder Fahrer beschwert.

Für Grosjean aber kein Grund, das gelten zu lassen. "Die Spiegel sind nicht toll", sagte er zu Motorsport-Magazin.com. "Aber wenn du einen Schaden am Motor oder Getriebe hast, wer bekommt dann die Strafe: das Team oder der Fahrer..."