Daniel Ricciardo feierte beim neunten Rennen der Formel-1-Saison 2017 auf dem Red Bull Ring den fünften Podestplatz in Folge. In der Weltmeisterschaft hält der Australier damit weiter alleine für Red Bull die Fahne noch, nachdem Stallgefährte Max Verstappen gleich beim Start erneut der Technik zum Opfer fiel. Die Fortsetzung seiner beeindruckenden Serie war für Ricciardo allerdings ein hartes Stück Arbeit: In der Schlussphase musste er sich mit allen Mitteln dem heranstürmenden Lewis Hamilton zur Wehr setzen.

"Das war ein spaßiges Rennen", resümiert Ricciardo, nachdem er mit nur etwas mehr als einer Sekunde Vorsprung auf Hamilton seinen dritten Platz über die Ziellinie gerettet hatte. "Zum fünften Mal hintereinander hier oben zu stehen, ist natürlich super", so der Australier, der vor zwei Wochen noch als Überraschungssieger vom Baku-Podest strahlte. In Spielberg reichte es zwar nicht zum Sieg, dennoch entzückt ihn der erneute Treppchen-Besuch beim Heimspiel seiner Red-Bull-Mannschaft: "Hier in Österreich hat Max vergangenes Jahr den letzten Podiumsplatz bekommen. Da war ich ein bisschen neidisch. Deshalb ist es toll, dass ich ihn jetzt geholt habe."

Ricciardo war vom vierten Startplatz aus ins Rennen gegangen und hatte sich gleich in der ersten Kurve am Ferrari von Kimi Räikkönen vorbeigequetscht. Dem Spitzenduo mit Valtteri Bottas und Sebastian Vettel konnte er in der Anfangsphase zwar nicht folgen, doch seinen dritten Platz hielt er zunächst ungefährdet. Bereits ab der 34. Runde hatte er Hamilton hinter sich, doch die Rennpace seines RB13 ermöglichte es ihm, den Mercedes-Piloten auf Abstand zu halten. Erst rund zehn Runden vor Schluss eröffnete der Brite die Jagd auf den Red Bull. "Am Ende ging es nur noch darum, zu verteidigen", so Ricciardo, der die Rundenzeiten Hamiltons zunächst erfolgreich parierte.

"Er kam immer näher, aber ich habe mich an meine Bremspunkte gehalten und ihn auf Abstand gehalten." Im vorletzten Umlauf war der Silberpfeil bei der Anfahrt auf die vierte Kurve dann aber doch in Schlagdistanz. "Die vorletzte Runde war die engste. Er hat das DRS genutzt und hatte einen guten Exit aus Kurve 1 heraus. Meiner war nicht so gut und er kam richtig dicht heran. Ich hätte gar nicht erst gebremst, wenn ich es nicht gemusst hätte. Ich denke, es war alles sauber und fair. Ich war sehr erleichtert, die schwarz-weiß-karierte Flagge zu sehen", freut sich Ricciardo.

Teamchef Christian Horner zeigt sich beeindruckt von der Darbietung, die sein Pilot im Kampf gegen Hamilton zeigte. "Er ist unter Druck großartig und der Druck, unter dem er stand, war enorm. Er ist am Ende nur noch Qualifying-Runden gefahren. Null Fehler und so das fünfte Podium hintereinander einzufahren, ist ziemlich bemerkenswert", streute der Brite Ricciardo Rosen. "Das war schöner Rennsport, sie sind hart gegeneinander gefahren."

Daniel Ricciardo und Red Bull konnten in Österreich erstmals mit Mercedes und Ferrari mithalten, Foto: Sutton
Daniel Ricciardo und Red Bull konnten in Österreich erstmals mit Mercedes und Ferrari mithalten, Foto: Sutton

Riccardo und Red Bull von Rennpace überrascht

Obendrein verlor Ricciardo auf Rennsieger Bottas lediglich sechs Sekunden. So nah war Red Bull in dieser Saison noch nie an den Platzhirschen von Mercedes und Ferrari dran. "Ich konnte Seb für den Großteil des Rennens am Horizont sehen und er konnte Valtteri sehen. Ich war wirklich beeindruckt mit der Pace, die wir hatten", so Ricciardo. "Das war einer unserer stärksten Grands Prix in dieser Saison", konstatiert auch Horner. Dass Ricciardos Rückstand sich nach kurzer Zeit einpendelte und er bis zum Schluss die Zeiten der Spitze fuhr, überrascht ihn ebenfalls: "Wenn wir uns die Sektorenzeiten anschauen, war Daniel das stärkste Auto dort draußen", fügt er an. Nur bei Hamiltons Schlussattacke musste sein Fahrer etwas Federn lassen: "Es war nur in den letzten paar Runden so, als Mercedes aufgedreht hat und Lewis es schaffte, ihn einzuholen."

"Wir hatten eigentlich gedacht, dass er [Lewis Hamilton] schneller durch das Feld kommen würde, als er es letztendlich tat", so Ricciardo, für den die offensichtliche Performance-Steigerung einen noch größeren Stellenwert hat, als das Resultat an sich: "Ich denke, das ist heute wahrscheinlich die größte Befriedigung. Die Erlösung auf der Ziellinie war auch ein tolles Gefühl, aber die größte Freude ist, dass wir heute echte Pace hatten. Wir haben ein Podium auf einem Kurs eingefahren, der nicht zu unseren Stärken zählt."

Nachdem Red Bull schon in Baku entgegen der eigenen Erwartungen näher an Mercedes und Ferrari herangerückt war, überraschte die Österreicher die Performance in der Steiermark umso mehr. "Ironischerweise ist dieser Kurs, obwohl es unsere Heimstrecke ist, unsere schwächste Rennstrecke im Kalender. Dazu gab es nicht einmal ein Safety Car, das uns geholfen hätte. Deswegen war es eine wirklich starke Leistung", freut sich Horner. Grund zur Freude gab es bei den Bullen allerdings wieder einmal nur auf der einen Seite der Garage.

Österreich-Sieger Valtteri Bottas hatte keine Lust auf Daniel Ricciardos Shoey-Ritual, Foto: Sutton
Österreich-Sieger Valtteri Bottas hatte keine Lust auf Daniel Ricciardos Shoey-Ritual, Foto: Sutton

Trotz Verstappen-Krise: Horner überglücklich mit Fahrer-Duo

Denn während Ricciardo kurz vor Saisonhalbzeit mit 107 WM-Punkten sozusagen in erweiterter Schlagdistanz zu WM-Leader Vettel (171 Punkte) liegt, hat Verstappen nach seiner fünften Nullnummer in dieser Saison aktuell lediglich 45 Zähler auf dem Konto. "Die Leute vergessen, wie jung er ist. Im Moment kassiert er jeden Treffer direkt in die Magengrube. Das ist natürlich besonders hart, wenn er sieht, dass das andere Auto die Podien einfährt, von denen er meint, dass sie auch ihm zustehen", so Horner, der weiterhin davon überzeugt ist, dass sich das Blatt für Mad Max schon bald wenden wird: "Ich habe das Gefühl, er könnte auch drei Rennen in Folge gewinnen."

Ob Ricciardo-Run oder Verstappen-Krise, Red Bull sieht sich in Sachen Personal mit seinen beiden Schützlingen nach wie vor in einer ausgezeichneten Position. "Es gibt keine Probleme mit den Fahrern. Sie machen einen großartigen Job. Es gibt keine zwei anderen Fahrer, die ich im Moment lieber in diesem Auto sehen würde. Und sie sehen, dass die Performance langsam kommt", bekräftigt der Teamchef. Wenn es nach ihm geht, klappt es mit der nächsten Red-Bull-Überraschung noch vor der Sommerpause: "Wir haben das Gefühl, dass wir Fortschritte gemacht haben. Hoffentlich springt für uns in Silverstone noch mehr heraus, und Ungarn ist eine weitere Chance."