Ferrari und Sebastian Vettel mussten sich Mercedes und Lewis Hamilton beim ersten Schlagabtausch auf dem Red Bull Ring relativ deutlich geschlagen geben: In beiden Sessions schlug der Brite im Silberpfeil der Scuderia ein Schnippchen. Für Vettel ist Mercedes damit ganz klar in der Favoritenrolle, doch die die Stärken des SF70-H lassen ihn hoffen. Zumindest eine erneute Qualifying-Schlappe, wie sie Ferrari in Baku erlitt, hält er für unwahrscheinlich.

"Mercedes ist der Favorit. Sie schienen wirklich sehr schnell zu sein, egal wann sie heute auf der Strecke waren", konstatiert Vettel, nachdem er beim Trainingsauftakt in Spielberg fünf respektive anderthalb Zehntel hinter Hamilton gelandet war, der in beiden Sessions neue Rundenrekorde in den Asphalt des Red Bull Rings brannte. Der erneute Rückstand auf den Rivalen schmälerte sein Vertrauen in den eigenen Boliden jedoch keineswegs, zumal die Gründe für ihn auf der Hand liegen: "Ich denke, unser Auto ist in den Kurven besser. Wir wissen, dass wir auf den Geraden noch ein kleines Manko haben. Gerade im Qualifying."

In der Tat machte sich dieses Manko gepaart mit Reifenproblemen vor allem zuletzt in Baku bemerkbar, als Ferrari im Zeittraining über eine Sekunde auf Mercedes verlor. Eine Wiederholung eines solchen Kräfteverhältnisses erwartet Vettel in der Steiermark allerdings nicht. "Ich denke, Baku war in vielerlei Hinsicht ein Einzelfall. Hier ist es ganz anders. Es ist wärmer, der Asphalt ist heißer und die Reifen sind anders. Das Aufwärmen scheint hier kein Problem für uns zu sein", ist er sicher.

Wirklich besorgt scheint er hinsichtlich des Zeittrainings offenbar nicht zu sein. Das Hauptaugenmerk lag am ersten Trainingstag dafür wie gewohnt auf Ferraris großer Stärke: "Heute lag der Fokus mehr auf dem Rennen und im Renntrimm waren wir bis jetzt immer auf Augenhöhe", gibt sich der viermalige Weltmeister zuversichtlich. "Sonntag ist wichtiger. Samstag ist zwar auch wichtig, aber es ist auch eine Strecke, wo Überholen möglich ist."

Mit neun Strafpunkten auf dem Konto sollte man meinen, dass Vettel in den kommenden Rennen bei Zweikämpfen mehr Umsicht walten lassen muss. Für ihn scheint das Damoklesschwert einer auf weitere Vergehen folgenden Rennsperre allerdings kein Problem zu sein: "Es ist alles so wie immer. Ich fahre ja keine Rennen, um irgendeinen Mist zu bauen. Außerdem bin ich nicht der Einzige, der Punkte auf dem Konto hat. Jetzt gerade bin ich nur der, der die meisten Punkte hat. Aber das ändert sich auch wieder."

Vettel vs. Hamilton: So lief das Wiedersehen in Österreich (04:10 Min.)

Räikkönen hinkt Vettel hinterher

Während WM-Rivale Hamilton am Nachmittag aufgrund einer Reparaturpause nur 30 Runden absolvierte, verlief der Freitag für Vettel bis auf einen Dreher im 1. Freien Training reibungslos. "Das Auto hält, das ist schon mal wichtig", so Vettel, der in Österreich mit einem anderen Motor unterwegs ist: "Der, den ich jetzt drin habe, ist nicht der aus Baku. Er ist nicht neu, aber hat definitiv eine geringere Laufleistung. Wir erwarten keine Probleme."

Gehalten hat das Auto auch bei Räikkönen, doch der Iceman hatte wieder einmal mit der Balance seines Dienstwagens zu kämpfen. Er verlor jeweils um die vier Zehntel auf Vettel und musste sich nicht nur dem Teamkollegen und Mercedes geschlagen geben, sondern auch noch dem Red-Bull-Duo. "Ich hatte einfach keine gute Runde, wir haben noch viel Arbeit vor uns", so der Finne. Auch sein Garagen-Nachbar war ratlos. "Ich weiß nicht genau, was Kimi hatte. Aber wenn man auf dieser Strecke hier und da einen kleinen Haken drin hat, verliert man gleich ein bisschen Zeit. Die Reifen haben auch nicht jede Runde das Beste hergegeben", erklärt Vettel.

Beim Thema Reifen ist sich Vettel noch nicht sicher, auf welcher Mischung er die Paradedisziplin seines Ferraris am Sonntag angehen will. "Ich denke, wir können alle drei Mischungen einsetzen. Alle scheinen zu funktionieren. Wir haben mit allen einen Long Run gemacht und sollten eine gute Antwort haben", so der 30-Jährige, der auch für sich selbst nach dem Dreher im ersten Training noch Antworten suchen musste: "Es ist eine Strecke, die nicht so lang ist. So viel Zeit sich wohlzufühlen hat man nicht, da muss gleich alles passen. Heute Morgen war es noch ein bisschen rutschig, da habe ich mich schwer getan mit der Hinterachse."