Trotz aller Dominanz Ferraris und Mercedes' in der F1-Saison 2017: Kimi Räikkönen ist durch seinen Ausfall beim zurückliegenden Aserbaidschan GP vor dem neunten Saisonlauf beim Österreich GP in Spielberg in der WM-Wertung doch tatsächlich hinter Daniel Ricciardo zurückgefallen. Damit kann Räikkönen zudem seine Titel-Hoffnungen mit nicht einmal halb so vielen Punkten (73) wie WM-Leader und Ferrari-Teamkollege Sebastian Vettel (153) wohl endgültig beerdigen.

Das war die Kimi-Pechsträhne

Wie das passieren konnte? Der eine Teil ganz einfach durch den Überraschungssieg von Red Bulls Ricciardo in Baku. Doch noch dazu hatte der Australier unmittelbar davor bereits drei Podien gesammelt, während das Schicksal Räikkönens Image vom vielleicht glücklosesten F1-Piloten des Jahrtausends mehrfach kräftig aufpolierte.

Ein kurzer Rückblick auf die jüngsten Rückschläge für den Ferrari-Piloten: Zuletzt wurde Räikkönen in Kurve zwei von Baku, im Grunde bereits auf P2 liegend, erst von Bottas torpediert und in die Mauer gedrückt. "Das hat das Rennen natürlich sehr viel schwieriger gemacht und viel gekostet", sagt Räikkönen. Nachtragend ist der Finne gegenüber seinem Landsmann allerdings nicht. Räikkönen: "Es war natürlich weit entfernt von ideal, aber man muss da jetzt keine große Sache raus machen. Wir kämpfen alle so hart gegeneinander, da passieren manchmal solche Dinge."

Dann auch noch Pech mit Trümmerteilen auf der Strecke. Die Folge: ein Reifenschaden, der eine Seite des Unterbodens völlig zerstörte, schließlich der Ausfall aus aussichtsloser Position. Bedenkt man das gewaltige Chaos im Rennverlauf: Ein Sieg wäre durchaus greifbar gewesen. "Das war frustrierend, aber wir hätten nichts anders machen können. Denn es lag alles nicht in unserer Hand", sagt Räikkönen.

Anders zuvor in Kanada: technisches Versagen kurz vor Rennende. Vettel rettete sich mit einer Aufholjagd auf P4. Ein Ergebnis, dass eigentlich Räikkönen hätte gehören müssen, wären die Bremsen denn in Ordnung gewesen. Stattdessen musste sich der Finne mit sechs Punkten für P7 abfinden, die er nur mit Mühe und Not in Ziel schaukelte.

Damit nicht genug: In Monaco schnappte sich Räikkönen zwar einen starken zweiten Platz, doch hätte es ohne eine zumindest fragwürdige Ferrari-Strategie nach der Kimi-Pole am Samstag durchaus auch ein Sieg werden können. In Spanien dagegen war das Rennen schon in Kurve eins perdu: Erneut eine Kollision mit Bottas, die als Rennausfall verbucht wurde.

Österreich 2017: Rennen 1 nach dem Vettel-Skandal (03:13 Min.)

Räikkönen ohne Pech in Schlagdistanz zur WM-Spitze

Macht unter dem Strich eine irrwitzige Anzahl an verlorenen Punkten, die Räikkönen allein in den vier vergangenen Rennen in seine gegenwärtige Lage drängten. Genauer gesagt satte 53 Zähler rechnet man großzügig (P3 SPA, P1 MON, P4 KAN, P1 ASE) und geht von Laborbedingungen aus, ignoriert also potentiell neue Rennsituationen, die das Bild verzerren könnten. Doch wären 53 Punkte ohnehin sogar mehr als genug, um Räikkönen auf von P5 auf P3 zu katapultieren - mit einem Rückstand auf die WM-Spitze von nicht einmal einem Sieg, bedenkt man, dass Vettel nach obiger Rechnung weniger Punkte vorzuweisen hätte als tatsächlich.

Ende der Pechsträhne in Spielberg? Räikkönen optimistisch

Doch wie immer: Hätte, Wäre und Wenn gibt es in der Formel 1 wie in jedem Sport nicht. Räikkönen muss mit der derzeitigen Lage leben und von dort in Ruhe weiterarbeiten. Vielleicht endet dann schon in Österreich die Pechsträhne. Sportlich gesehen geht der Finne jedenfalls optimistisch in das Rennwochenende.

"Letztes Jahr waren wir hier schnell, aber mit den Regeländerungen weißt du es natürlich nie", sagt Räikkönen. "Den Kurs mag ich aber. Unser Auto sollte gut sein, sodass wir hier stark sein können. Ich bin zuversichtlich", sagt Räikkönen, weiß aber genau, dass erneut nicht unbedingt alles in seinen Händen liegt: "Das Endergebnis hängt aber von vielen Dingen ab ..."

Ebenfalls Mut macht Räikkönen der in Baku zumindest gute Rennspeed. Man dürfe in Spielberg schlicht nicht erneut in Probleme geraten. Dann könne auch das Streckenlayout helfen. Genau das habe Mercedes Räikkönen zufolge nämlich zuletzt in Kanada und Aserbaidschan sehr in die Karten gespielt. "Ich denke, dass wir dieses Wochenende wieder vorne dabei sein sollten. Beim letzten Rennen war es ein recht großer Unterschied im Qualifying. Aber das war eben keine Überraschung", sagt Räikkönen.

Die Statistik jedoch spricht gegen Ferrari: Mercedes gewann seit dem Spielberg-Comeback 2014 alle Rennen in Österreich, Ferrari stand nur einmal auf dem Podest - Kimi Räikkönen als Dritter 2016.