Es hat mal wieder 'Rummms!' gemacht. Für Kimi Räikkönen und Max Verstappen geht der Spanien GP 2017 als eines ihrer kürzesten Rennen ihrer Karriere in die Geschichte ein. Schon in Runde eins ist nach einem Crash in der ersten Kurve Feierabend für den Finnen und den Niederländer. Doch diesmal gerieten der Ferrari-Routinier und die Red-Bull-Hoffnung nicht direkt aneinander, wie man wegen ihrer Vorgeschichte annehmen mag.

Bottas trifft Räikkönen trifft Verstappen

Stattdessen beginnt das Übel bei Valtteri Bottas. Eins vorweg: Die Rennleitung stufte den Start-Crash später als Rennunfall ein, niemand wurde verantwortlich gemacht und bestraft. Und doch prügeln später fast alle unisono auf den Finnen in Mercedes-Diensten ein. Warum? Weil der Auslöser der heftigeren Kollision zwischen Verstappen und Räikkönen nachweislich eine Berührung Bottas' mit dem Räikkönen-Ferrari war.

"Man konnte ja deutlich sehen, was passiert ist. Valtteri hat Kimi getroffen und dann war es für Kimi natürlich schwer, das Auto zu kontrollieren. Er ist dann in mich gekracht, aber das war nicht sein Fehler", analysiert Verstappen die eindeutigen TV-Bilder des Unfalls. Noch anschaulicher schildert Räikkönen die Rennsituation: "Ich hatte einen guten Start, aber dann hat mich Bottas auf der Geraden blockiert. Also habe ich gelupft und bin etwas nach links gezogen, um ihm Platz zu lassen. Aber - und ich weiß nicht wie es passieren konnte - er hat mich dann hinten rechts getroffen, mein Auto ist gesprungen und ich endete damit, in Verstappen zu rutschen und ein Rad zu verlieren."

Die mitschwingende Kritik an Bottas ist bei beiden deutlich zu vernehmen. Kein Wunder dieser Ärger, muss Räikkönen den Dreirad-Ferrari einige Kurven später direkt abstellen während es Verstappen mit gebrochener Aufhängung an die Box schafft, aber ebenfalls aufgeben muss. "Ich bin ziemlich sicher, dass Vatteri genug Platz hatte. Es gab nichts, das Max oder ich hätten tun können - wenn du derart von hinten getroffen wirst, gibt es keine Möglichkeit die Kollision zu vermeiden", legt Räikkönen sogar noch einmal nach.

Kimi Räikkönens linker Vorderreifen war nur noch Schrott, Foto: Sutton
Kimi Räikkönens linker Vorderreifen war nur noch Schrott, Foto: Sutton

Bottas: Habe alles versucht, Kollision zu vermeiden

Bottas verteidigt sich, er habe alles ihm mögliche getan, um sauber durch die erste Ecke zu kommen. "In der ersten Kurve war es sehr eng. Ich hatte einen guten Start, aber ich hatte keinen Platz zum Ausweichen. Ich versuchte, die Kollision zu vermeiden, aber ich habe Kimi berührt", sagt der Mercedes-Fahrer.

Max Verstappen zufolge kann sich Bottas jedoch gar nicht genug bemüht haben. "Es ist in dieser Kurve schon immer sehr eng, aber normalerweise sind da drei Autos machbar", stellt der Niederländer klar. "Wenn Valtteri Kimi nicht berührt hätte, wären wir da durchgekommen und hätten uns dann in Kurve zwei sicher genug Platz gelassen. Aber leider sind wir da gar nicht mehr angekommen." Es sei einfach unglücklich gelaufen. Er selbst habe in jedem Fall nicht mehr machen können. "Wenn du auf den Außenbahn bist, ist es immer tricky. Ich habe etwas Raum gegeben, aber der Ferrari ist in mich gekracht", sagt Verstappen.

Max Verstappen konnte sich nur noch in die Boxengasse schleppen, Foto: Sutton
Max Verstappen konnte sich nur noch in die Boxengasse schleppen, Foto: Sutton

Marko und Arrivabene teilen heftig gegen Bottas aus

Die noch härtere Kritik an Bottas aber üben nicht die beteiligten Pechvögel Verstappen und Räikkönen selbst, sondern ihre Bosse. "Der Bottas ist richtig dem Räikkönen reingeknallt und der ist dann auf Verstappen geflogen. Also ganz klar Bottas' Schuld", wettert Red Bulls Motorsportberater Helmut Marko im Interview mit Motorsport-Magazin.com. Ein Rennunfall sei das nicht gewesen. Marko: "Also, so wie der da reingestochen hat, obwohl er gesehen hat, dass da kein Platz ist ... Aber ist egal jetzt."

Auch Teamchef Christian Horner nimmt Bottas ins Gebet. "Max hat einen guten Start erwischt und war das unglückliche Opfer von Valtteri, der Kimi getroffen hat, der dann in ihn gefahren ist und seine Vorderradaufhängung gebrochen hat. Sehr, sehr schade für ihn!", sagt der Brite. Ähnliches Bedauern bei Verstappen selbst: "Schade, dass ich danach nicht mehr am Rennen teilnehmen konnte, denn ich denke mit unseren Upgrades hätte es Spaß machen und ein gutes Ergebnis setzen können.

Horners Pendant auf Ferrari-Seite indessen findet eine ähnliche scharfe Wortwahl wie Marko. "Kimis Rennen lief nicht lang, weil er in der ersten Kurve gerammt wurde", poltert Maurizio Arrivabene, verärgert um wichtige WM-Punkte gebracht worden zu sein. "Es ist bitter für Kimi und das Team. Das sind Punkte, die verloren gehen. Er hätte locker den Speed gehabt, aufs Podium zu fahren", sagt Sebastian Vettel.

Sekundenbruchteile nach dem Startcrash, Foto: Sutton
Sekundenbruchteile nach dem Startcrash, Foto: Sutton

Kimi Räikkönen tröstet kleinen Ferrari-Fan persönlich

Auch Räikkönen selbst trauert einer potentiell starken Performance nach. "Es lief am ganzen Wochenende ziemlich gut, deshalb ist es umso enttäuschender, das Rennen in der ersten Kurve beenden zu müssen. Das Auto hat sich die ganze Zeit gut verhalten. Gestern habe ich nur keine sehr gute Runde zusammen bekommen. Aber abgesehen davon war ich ziemlich zufrieden. Das Ergebnis ist jetzt natürlich sehr schlecht", hadert der Iceman. "Wir müssen es nächstes Rennen wieder versuchen."

Doch, wo großer Ärger, da auch Versöhnung - (noch) nicht mit Bottas, dafür umso mehr für einen ganz kleinen Ferrari-Fan. Bittere Tränen weinte der kleiner Thomas auf der Haupttribüne in Katalonien beim Kimi-Aus. Die TV-Kameras fingen es ein, das Bild ging um die halbe Welt. Ein TV-Kommentator versprach sogar, ein Autogramm von Kimi zu organisieren, wenn sich die Eltern bei ihm melden würden. Doch da hatte er die Rechnung ohne Ferrari und Kimi Räikkönen gemacht. Noch während des laufenden Rennens hatte der sich seinen vielleicht jüngsten Fan geschnappt und ihn höchstpersönlich im Ferrari-Motorhome getröstet. Hollywood in der Formel 1!