Die Zeiten der Silberpfeil-Diva scheinen erst einmal beendet zu sein. Mercedes hat sein Auto inzwischen verstanden und schickt sich an, Ferrari in Sachen Performance zu überholen. In Baku erhielt die Formel 1 einen ersten Vorgeschmack auf die neue Silberpfeil-Power, in Spielberg ging es ähnlich weiter. Lewis Hamilton dominierte den Trainings-Freitag in Österreich und sicherte sich die Bestzeit in beiden Sessions.

Besonders am Vormittag in der Steiermark wurde der Unterschied zu WM-Rivale Ferrari deutlich. Hamilton fuhr eine persönliche Bestzeit in 1:05.975 Minuten auf der Strecke mit der kürzesten Rundenzeit des Jahres. Sebastian Vettel hinkte hinterher, sein Rückstand auf den Spitzenreiter betrug 0,449 Sekunden. Im 2. Training gelang dem vierfachen Weltmeister der Anschluss. Mit einer 1:05.630 war er 0,147 Sekunden langsamer als Hamilton.

Fantastischer Silberpfeil

Die Trainings waren bei Mercedes in der bisherigen Saison oftmals eine spannende Angelegenheit. Nicht selten hatten Hamilton oder Valtteri Bottas Schwierigkeiten mit der Balance beziehungsweise dem Reifenumgang. Durfte man Hamilton in Spielberg glauben, hätte es nicht besser laufen können. "Das Auto fühlt sich hier fantastisch an", sagte der Brite. "Wir haben bereits eine gute Balance gefunden und es fühlt sich gut auf der Strecke an."

Es hätte angesichts der bisherigen Erfahrungen auch anders laufen können. Oft tat sich Mercedes schwer mit den weicheren Pirelli-Mischungen - in Österreich kommt die am weichsten mögliche Kombination zum Einsatz. Probleme? Bislang offenbar Fehlanzeige.

"Wir haben alle drei Reifenmischungen ausprobiert und ihre Performance lag auf dieser Strecke ungewöhnlich eng zusammen", sagte Technikchef James Allison. "Dabei war ersichtlich, dass unser Auto auf allen drei Mischungen eine ordentliche Balance aufwies. Wir zeigten eine gute Pace sowohl mit wenig als auch mehr Benzin im Tank." Die Pace mit leichtem Auto könne sich noch etwas verbessern, aber insgesamt hatte Allison nichts zu bemängeln.

Vettel vs. Hamilton: So lief das Wiedersehen in Österreich (04:10 Min.)

Zündkerze legt Hamilton lahm

So ganz reibungslos lief es dann aber doch nicht bei den Silberpfeilen. Hamilton verlor am Nachmittag Streckenzeit, weil das Team eine Zündkürze an seinem Auto auswechseln musste. Er legte im 2. Training 30 Runden zurück, Teamkollege Valtteri Bottas kam auf 41 Umläufe. "Aber die Jungs haben großartig gearbeitet und alles so hinbekommen, dass wir unser Programm abschließen konnten", versicherte Hamilton. "Das war ein richtig guter Freitag ohne größere Kopfschmerzen."

Während Hamilton zum Auftakt den Ton angab, hatte Bottas auf Mercedes-Seiten noch etwas Nachholbedarf. Beide Trainings beendete der finnische Neuzugang auf dem dritten Platz. Vormittags war Vettel schneller, nachmittags quetschte sich Max Verstappen zwischen das Silberpfeil-Sandwich. Dafür Bottas den Zuschauern reichlich Action.

Bottas fabriziert Dreher

Im 2. Training erwischte er zunächst die aggressiven Kerbs am Ausgang von Kurve neun, später rutschte er in Kurve sechs von der Strecke und versenkte sein Auto im Kiesbett. Die Fahrt konnte er allerdings fortsetzen. "Diese Strecke bestraft Fehler sofort und ich habe die Limits ausgetestet", sagte Bottas bezüglich seines Ausrittes. "Aber davon kann ich lernen und für den Rest des Wochenendes darauf aufbauen."

Mercedes hat für das Österreich-Wochenende außerdem einige Updates im Gepäck. Um welche Teile es sich genau handelte, wollte Bottas nicht verraten. Wohl aber, dass die neuen Teile sich offenbar bewährt haben: "Seit Baku haben wir bei der Aerodynamik einen weiteren Schritt gemacht. Das ist ermutigend. Die Fahrzeugbalance fühlt sich gut an und wir werden das Setup heute Abend weiter feintunen, damit wir bereit für das Qualifying sind."