Zweieinhalb Jahre fährt McLaren-Honda nun schon chancenlos hinterher. Beim Aserbaidschan GP in Baku gab es zwar die ersten Punkte für Fernando Alonso, trotzdem liegt der Traditionsrennstall noch immer auf dem letzten Platz der Konstrukteursweltmeisterschaft. Selbst Sauber mit dem Vorjahrsmotor von Ferrari liegt derzeit noch vor McLaren.

Unübersehbar sind bei McLaren vor allem die Probleme von Motorenpartner Honda. Im vergangenen Jahr konnten die Japaner die Lücke auf die Konkurrenz immerhin ein wenig schließen, in diesem Jahr wurde der Rückstand allerdings wieder deutlich größer.

Aber: Ist McLaren nicht ein Stück weit selbst mit Schuld an der Misere? Motorsport-Magazin.com fragte bei Teamchef Eric Boullier höchstpersönlich nach. Der Vorwurf: McLaren hat es Motorenpartner Honda nicht immer leicht gemacht.

Boullier: Size-Zero-Geschichte absoluter Müll

Zum Beispiel beim Size-Zero-Konzept. Hat McLaren Honda im ersten Jahr zu einem extremen Packaging gezwungen? "Das ist so eine Geschichte, die absoluter Müll ist. Ich weiß nicht, woher das kommt", wird Boullier deutlich. Woher die Geschichte kommt, ist klar: Von McLaren selbst. 2015 rühmte man sich noch selbst für die extreme Aerodynamik, benannte das Design bei den ersten Testfahrten als 'Size-Zero'.

Eric Boullier stand Motorsport-Magazin.com Rede und Antwort, Foto: McLaren
Eric Boullier stand Motorsport-Magazin.com Rede und Antwort, Foto: McLaren

"Als Chassis-Bauer wollten wir ein möglichst schmales Chassis", erklärt der Franzose. "Honda dagegen hat uns ihr Paket gezeigt, gesagt, das ist unser Motor. Und wir sagten: fein. Niemand hat auf irgendjemanden Druck erzeugt."

McLaren musste sich auch Kritik dafür gefallen lassen, dass man lange Zeit verhindert hatte, dass Honda ein zweites Team beliefern darf. Ein zweites Kundenteam hätte Honda mehr Daten und somit eine schnellere Entwicklung ermöglicht. Erst in der kommenden Saison kommt mit Sauber ein zusätzliches Honda-Team. Boullier weist auch diese Kritik zurück: "Das sind nur Meinungen, darum kümmere ich mich nicht. Wenn man im Paddock tausend Leute fragt, bekommt man tausend verschiedene Meinungen."

Neuer Benzin-Partner sollte kein Problem sein

Ein weiterer Vorwurf: McLaren wechselte in dieser Saison Benzin- und Schmiermittelpartner. Die letzten Jahre fuhr der Rennstall mit Benzin von Esso, seit 2017 kommen Produkte von Castrol zum Einsatz. Für die Motorenhersteller ist das Benzin ein entscheidender Faktor, vor allem bei der komplexen Vorkammerzündung.

"Mit der neuen Technologie [der Power Units] muss man immer, wenn man einen Schritt [beim Motor] macht, ohnehin neues Benzin und neues Öl entwickeln", wiegelt Teamchef Boullier ab. Was ist zuerst da: Ei oder Henne? Für Boullier ist es der Motor, dann erst das Benzin: "Nicht der Motor wird um das Benzin herum entwickelt, sondern das Benzin um den Motor herum."

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