Reihe eins? Niemals! So der Tenor bei Max Verstappen und Daniel Ricciardo noch am Donnerstag in Baku. Die ultralange Vollgaspassage des Baku City Circuits raubte den Red-Bull-Piloten im Vorfeld des Rennwochenendes jede Hoffnung, Mercedes und Ferrari auch nur im Ansatz fordern zu können. 24 Stunden später hat sich diese Einschätzung zwar nicht völlig gedreht, aber zumindest sehr deutlich verschoben.

Denn: Im Freien Training war Red Bull Racing plötzlich das Team, das es zu schlagen galt. Was jedoch niemandem gelang. Max Verstappen beendete beide Sessions als Schnellster, Daniel Ricciardo machte das extrem starke Freitagsergebnis mit P2 und P3 perfekt. "Definitiv der beste Freitag des Jahres!", jubelt Verstappen.

Verstappen erklärt: So kam es zum Crash

"Der ganze Tag war richtig positiv, abgesehen von der letzten Runde", ergänzt der Niederländer. Da hatte Verstappen seinen Red Bull in letzter Minute in die Streckenbegrenzung gepfeffert. "Das war sehr seltsam. Ich habe mich verbremst und noch versucht, die Kurve zu bekommen. Doch dann habe ich mich entscheiden, auf sicher zu spielen und den Notausgang zu nehmen. Aber plötzlich habe ich das Heck verloren und hatte einen Powerslide auf allen vier Rädern rein in die Barriere", schildert der Youngster.

Ein Problem für den Rest des Wochenendes sei der Crash ohnehin nicht. "Wir haben neue Teule und zum Glück war es nichts für das Rennen. Alles gut", beruhigt Verstappen. Alles gut sei dafür aber zuvor nicht gelaufen - trotz der beiden Bestzeiten. Das volle Potential seines Boliden habe er nie abrufen können, so Verstappen. "Ich habe mich von der ersten Runde an richtig gut im Auto gefühlt - auch wenn ich wegen Verkehr und gelben Flaggen in den Shortruns nicht das Maximum herausholen konnte", berichtet der Red-Bull-Fahrer.

Verstappen: Lief nicht einmal ideal

Genau deshalb sei er letztlich aber umso glücklicher. Verstappen: "Ohne ideale Runde Erster zu sein ... Vor allem bin ich mit gelben Flaggen und unter VSC aus der Garage gefahren, sodass ich die Reifen nicht aufwärmen konnte wie ich wollte - dann immer noch vorne zu sein ist sehr positiv."

Wie es dazu kommen konnte? Verstappen hat gleich zwei Vermutungen. "Vom Simulator bis hierher hat die Balance wirklich gut funktioniert, unsere Vorbereitungen in der Fabrik waren also sehr gut, sodass das Auto auch auf der Strecke sofort funktioniert hat. Die Korrelation ist also gut", sagt Verstappen. "Auch auf Motorenseite hatten wir ein kleines Update, was immer positiv ist", ergänzt er. Zwei Zehntel würde dieses Update bringen, berichtet Renaults Cyril Abiteboul.

Wissenswertes über den Baku GP (00:52 Min.)

Ricciardo/Verstappen warnen: Mercedes/Ferrari drehen auf

Nicht minder gut aufgelegt präsentiert sich Teamkollege Daniel Ricciardo nach den Baku-Trainings. "Ein guter Tag für mich und Max. Wir waren beide in beiden Sessions in den Top-3 und ich war damit nicht einmal zufrieden. Denn ich wusste, dass es noch viel Spielraum für Verbesserungen gibt - bei mir selbst und im Auto. Aber wir haben schon am Nachmittag Einiges verbessert, können sogar noch immer ein bisschen mehr finden", sagt der Australier. "Hoffentlich können wir morgen da vorne bleiben, wo wir gerade sind."

Hoffentlich, sagt Ricciardo - für Kampfansagen ist es Red Bull also noch zu früh. "Ja, das Training war gut. Aber wie immer versuchen wir, nicht schon an einem Freitag zu feiern", sagt Ricciardo. "Es wird schon hart werden, denn wir wissen, dass es wahrscheinlich ist, dass Mercedes und Ferrari morgen etwas mehr Feuer reinbringen werden. Nichtsdestotrotz scheinen wir vorne dabei zu sein. Es ist eng mit Mercedes, Ferrari und auch Force India und Williams sind nicht allzu weit weg."

Dem pflichtet Max Verstappen vollkommen bei: "Wir werden es versuchen, aber wir wissen, dass besonders Mercedes im Qualifying einen massiven Powermodus hat. Also müssen wir vorsichtig sein, aber es war schon ein sehr positiver Tag für uns. Dort zu bleiben wird echt schwer werden, aber immerhin haben wir eine bessere Pace als gewöhnlich."