Nicht Mercedes, sondern Red Bull hat Ferrari am Trainingsfreitag zum Aserbaidschan GP in Baku die Bestzeiten-Schlagzeilen verdorben. In beiden Sessions grüßte Max Verstappen von der Spitze, Sebastian Vettel (P3 im FP1, P4 im FP2) und Kimi Räikkönen (P9 im FP1, P3 im FP2) mussten sich mit der Verfolgerrängen begnügen. Am Nachmittag allerdings ging es dabei extrem eng zu: Vettel fehlten nur zweieinhalb Zehntel auf die Tagesbestzeit, Räikkönen sogar nur 0,127 Sekunden.

"Es war sehr durchwachsen. Der Shortrun lief nicht ideal, wir haben nichts zusammenbekommen", erklärt Vettel. "Ich bin nicht sicher, ob uns so viel fehlt, es ist ja sehr eng." Dennoch scheint es einen neuen Konkurrenten zu geben. "Die Red Bull sehen sehr schnell aus, nicht nur auf eine Runde. Sie sahen über die ganzen zwei Sessions hinweg sehr konkurrenzfähig aus", sagt Vettel. "Ich denke aber, wir sind ok. Es mehr eine Frage davon, alles zusammenzubekommen."

Räikkönen kämpft mit den Pirelli-Reifen

Ähnlich schätzt Räikkönen die Lage ein, nennt sogar einen Grund für die Startschwierigkeiten in Baku. "Es war schwierig, die Reifen auf Temperatur und zum Arbeiten zu bekommen und wenn sie nicht hundertprozentig funktionieren, macht es das heikel. Wenn du das hinbekommst, macht das alles viel leichter. Aber das ist auch schon alles. Das Auto ist okay, aber wir müssen noch an einigen Dingen arbeiten", sagt der Finne.

Das bestätigt auch Vettel: "Du musst hier den richtigen Kompromiss finden. Die Gerade ist natürlich sehr, sehr lang. Da musst du sicherstellen, dass du da schnell genug bist. Aber gleichzeitig willst du in den Kurven viel Grip und musst die Reifen zum Arbeiten bekommen", beschreibt der WM-Leader. Gegen Ende des Trainingstages habe er sich im Auto dann allerdings ganz wohl gefühlt.

Zuvor hatte nicht nur Vettel mit zahllosen Abstechern in die Notausgänge für extrem ereignisreiche Sessions gesorgt. "Ich war heute ein bisschen oft neben der Strecke. Das hilft nicht wirklich dabei, den Rhythmus aufzubauen. Wir haben am Nachmittag ein paar Dinge probiert, aber ich denke, dass es hier viel braucht, um den Rhythmus zu finden. Heute ging es glaube ich aber allen so", sagt Vettel.

Ferrari zeigt: So beansprucht Baku das Auto (01:34 Min.)

Vettel lernt Rückwärtsgang kennen

Sämtliche Auslaufzonen habe er allerdings nicht ausprobiert. "Kurve 15 habe ich glaube ich ausgelassen, aber sonst waren eigentlich fast alle dabei", schildert Vettel. Rutschig sei es nicht einmal gewesen. "Es ist unheimlich schwer, hier die Referenzpunkte zu finden und sich zu orientieren", erklärt der Ferrari-Fahrer. Im Training riskiere man zudem nicht zu viel, wenn man auch nur das kleinste Gefühl habe, eine Kurve nicht mehr zu erwischen.

Insbesondere in Kurve acht, der 7,6 Meter schmalen Linkskurve an der Burg, ging es am Freitag heiß her. "Man fährt da heute geschätzt 60 Mal vorbei und denkt 30 Mal davon, dass man vielleicht hängen bleibt, weil es einfach unheimlich eng ist", berichtet Vettel. "Ich habe dann ein paar Mal den Joker gezogen und bin geradeaus gefahren. Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal den Rückwärtsgang benutzt hatte. Heute habe ich ihn drei Mal gebraucht.

Vettel wünscht sich engen Kampf mit rotem Ausgang

Trotz dieses abenteuerlichen Freitags geht Vettel aber davon aus, bis zum Qualifying wieder in normaler, also Top-Form zu sein - wenngleich ein Sechskampf an der Spitze zu erwarten sei. "Ja", bestätigt Vettel entsprechende Nachfragen. "Es war heute sehr eng. Ich hoffe, dass es morgen auch eng wird, wir aber an der Spitze stehen", ergänzt der Ferrari-Pilot. Kimi Räikkönen scheint die Anzahl der Gegner indessen ziemlich egal zu sein: "Wir werden es dann sehen", so der Iceman.

Wissenswertes über den Baku GP (00:52 Min.)