Es ist wie die Ruhe vor dem Sturm. Nach den vor zwei Wochen publik gewordenen Rücktritten von Felipe Massa und Jenson Button für die kommende Formel-1-Saison 2017 herrscht in Sachen Fahrermarkt in der Königsklasse gerade wieder Flaute. In der offiziellen Pressekonferenz im Vorfeld des Singapur GP lassen beide Sauber-Piloten, Sergio Perez und Jolyon Palmer - alle noch ohne Vertrag für 2017 - Neuigkeiten vermissen.

Entsprechend dieser mangelnden Bewegung kann auch Pascal Wehrlein am Rande des Hafens Singapurs in Marina Bay keine bahnbrechenden Wasserstandsmeldungen abgeben. "Es wird ja viel diskutiert, aber ich warte noch immer", sagt der Deutsche. Allerdings erwarte er, dass es für ihn bald mit konkreten Vertragsgesprächen losgehen werde. Zuversichtlich sei er dabei in jedem Fall.

Noch dazu hofft Wehrlein, diesmal nicht erst in fast letzter Minute über seine Zukunft im Klaren zu sein. "Dieses Jahr war es Februar. Ich hoffe, dass die Entscheidung noch dieses Jahr fällt. Am besten noch vor Saisonende", sagt der Manor-Pilot. "Es ist immer gut, wenn du eine Saison beendest und schon weißt, was du im nächsten Jahr machen wirst. Also hoffe ich, dass es vor dem letzten Rennen klar ist. Das wäre gut."

Wehrlein: Mein Traum wird sich 2017 nicht erfüllen

Immerhin steigen gleich im Anschluss an das Saisonfinale in Abu Dhabi auch noch Testfahrten für 2017. Den will Wehrlein natürlich gleich bei jenem Rennstall bestreiten, für den er auch hinters Lenkrad steigen wird. "Es hängt davon ab, wo ich unterkomme. Hier oder woanders oder gar nicht. Ich weiß nicht. Kommt drauf an", sagt Wehrlein. Nur eines kann er mit Sicherheit schon jetzt sagen: "Mein Traum ist nächstes Jahr nicht möglich." Gemeint ist selbstredend der direkte Aufstieg zu Mercedes. Bei den Silberpfeilen stehen Nico Rosberg und Lewis Hamilton bereits als Fahrer fest.

Ansonsten helfe es natürlich, dass mit den Abschieden von Felipe Massa und Jenson Button Cockpits frei geworden seien. Allerdings wurde das des Briten sofort mit Stoffel Vandoorne gefüllt. Und bei Williams gilt F3-Leader Lance Stroll dank Leistung und gut betuchtem Vater als brandheiße Aktie für den Stammplatz neben Valtteri Bottas. Das weiß auch Wehrlein. "Wenn Fahrer mit großem finanziellem Hintergrund kommen, kann es hart sein", sagt er. Verstecken müsse er sich jedoch nicht. Er könne mit Performance Argumente liefern. "Ich denke, ich habe gute Leistungen gezeigt. Wir haben einen Punkt geholt. Wenn wir Sauber bis Saisonende hinter uns halten können, haben wir den Job erledigt. Mehr konnten wir dieses Jahr nicht ausrichten", wirbt Wehrlein für sich selbst.

Pascal Wehrlein lieferte 2017 im Manor schon oft über den Erwartungen ab, Foto: Sutton
Pascal Wehrlein lieferte 2017 im Manor schon oft über den Erwartungen ab, Foto: Sutton

Ocon will erst einmal richtig in der Formel 1 ankommen

Mit Esteban Ocon fährt seit der zweiten Saisonhälfte ein weitere Mercedes-Junior an der Seite des Deutschen. Manor ersetzte Rio Haryanto durch den gleichzeitig von Renault geförderten Franzosen. Entsprechend darf sich Ocon für 2017 auch Hoffnungen auf einen Platz in deren Werksteam machen. Aktuell drängt Ocon jedoch weit weniger auf Klarheit über seine Zukunft als Teamkollege Wehrlein - noch.

Immerhin ist Ocon gerade einmal angekommen. "Ich bin nicht gestresst. Der Druck ist von meinen Schultern abgefallen, als ich hierher gekommen bin. Natürlich ist es dann die andere Herausforderung, in der F1 zu bleiben und zu beweisen, dass du ein guter Fahrer bist. Aber ich denke, der größte Schritt ist, es erst einmal wirklich hinein zu schaffen", sagt Ocon. "Das war nicht einfach. Aber jetzt bin ich relaxed und das ist gut so."

Nun müsse er erst einmal weiterhin einen guten Job machen und die Saison zuende bringen. An eine große Zukunft mit Mercedes oder Renault denkt Ocon gerade nicht. "Sie haben mir viele Gelegenheiten gegeben und ich muss ihnen sehr dafür danken. Es ist toll, ihre Unterstützung zu spüren. Aber für den Moment muss ich mich auf das Hier und Jetzt konzentrieren. Ich möchte noch nicht über die Zukunft nachdenken", sagt Ocon.

Esteban Ocon macht sich noch keine großen Gedanken um die Zukunft, Foto: Sutton
Esteban Ocon macht sich noch keine großen Gedanken um die Zukunft, Foto: Sutton

Manor-Duell mit Wehrlein? Ocon noch im Lernmodus

In dieser Gegenwart verzeichnet Ocon eine deutlich Steigerung bei sich selbst. "Meine Pace war bereits viel, viel besser", sagt der Franzose über sein Monza-Wochenende im Vergleich mit seinem Debüt in Spa eine Woche zuvor. "Und ich hoffe, hier wieder einen Schritt zu machen", sagt Ocon.

Mit Wehrlein vergleiche er sich noch nicht. "Ich muss zuvorderst noch lernen. Er ist ein großartiger Fahrer, war die ganze Saison echt schnell. Ich kann viel von ihm lernen", sagt Ocon. "Jetzt ist es mehr an der Zeit, meinen Speed zu entwickeln. Ich sehe keine Rivalität zwischen uns. Da ist alles in Ordnung.