Der unglaubliche Hülk hat wieder zugeschlagen. Einen Ultrasoft hat Nico Hülkenberg bei seiner Jungfernfahrt im Force India VJM09 am dritten Tag der Formel-1-Testwoche in Barcelona nicht gebraucht, um sich mit einem Mega-Vorsprung an die Spitze des Zeitentableaus zu katapultieren. Dazu genügte dem Emmericher ein starker Run auf der vertrauten supersoften Mischung im Fundus von Reifenfabrikant Pirelli.

Nachdem sich Hülkenberg am Vormittag noch mit Mercedes-Pilot Nico Rosberg einen Schlagabtausch um die Bestzeit geliefert hatte, packte der amtierende Le-Mans-Champion nachmittags mit den Supersofts den Hammer aus und unterbot seine eigene Führungsmarke zur Testhalbzeit noch einmal drastisch. An seine 1:23.110 Minuten kam bis zum Ende des Tages niemand auch nur annähernd heran. Satte 2,764 Sekunden betrug der Vorsprung auf den Zweiten, Romain Grosjean im Haas. Der hatte immerhin noch die softe Mischung montiert. Der fast zeitgleiche Kimi Räikkönen im Ferrari dahinter jedoch nur die Mediums.

Auch tagesübergreifend kann sich die Hülkenberg-Hausnummer sehen lassen. Exakt drei Zehntel fehlten auf die bisherige Gesamtbestzeit der diesjährigen Testfahrten, die Sebastian Vettel im ultrasoft-bereiften Ferrari am Dienstag auf den Asphalt gebrannt hatte. Noch ein Vergleich: 2015 setzte Nico Rosberg die Gesamtbestzeit in Barcelona in 1:22.792 Minuten.

Nico Hülkenberg setzte mit dem supersoften Reifen bereits eine richtig schnelle Zeit, Foto: Sutton
Nico Hülkenberg setzte mit dem supersoften Reifen bereits eine richtig schnelle Zeit, Foto: Sutton

Hülkenberg spricht schon von Feintuning

Trotz alledem gilt weiterhin das ungeschriebene Gesetz der Testfahrten: Die Vergleichbarkeit zwischen den Teams kann wegen stark kontrastierender Programme als gering erachtet werden, noch dazu zählen zu diesem Zeitpunkt eher Kilometer als Zeiten. Aussagekraft: stark limitiert. Das weiß auch Nico Hülkenberg.

"Wir haben heute unser Limit mehr getestet als andere, wenn es darum geht, zu sehen, wie schnell wir können. Deshalb sind wir vielleicht vorne", resümierte der Deutsche. "Es gibt jetzt keinen Grund, überbegeistert zu sein. Soweit haben wir ein gutes Paket. Das Auto fühlte sich okay an, die Dinge sehen gut aus. Aber es ist zu früh für Schlussfolgerungen", sagte Hülkenberg.

Dennoch sei sein Debüt im neuen Boliden äußerst positiv verlaufen. "Ich habe einige gute erste Eindrücke im Auto sammeln können. Wir haben heute ziemlich viele Dinge ausprobiert und es fühlt sich an, als würden wir uns in die richtige Richtung bewegen - auch wenn noch mehr Feintuning nötig ist", sagte Hülkenberg.

Viele kleine Probleme kosten Force India wertvolle Runden

Konkret befasste sich Force India mit Probeläufen der drei Reifentypen Medium, Soft und Supersoft, samt etsprechender Longruns am Ende des Tages, wobei einige, aber nur kleine Probleme auftraten. Daher kam Hülkenberg auch nur auf ein vergleichsweise durchschnittliches Pensum von 99 Runden.

"Das Wichtige ist gerade, dass wir zu diesem frühen Zeitpunkt viele Runden sammeln, sodass wir verschiedene Setups ausprobieren können", hadert er daher ein wenig. "Melbourne ist nicht weit weg!" Insgesamt fühle es sich aber so an, als sei sein Team im Plan. "Ich weiß jetzt schon, dass wir das Momentum (der zweiten Saisonhälfte 2015, d. Redaktion) halten und das Auto für 2016 weiterentwickeln konnten. Das fühlt sich ermutigend an. Aber beim Testen weißt du natürlich nie zu 100 Prozent, wo deine Wettbewerber stehen", sagte Hülkenberg.

Am abschließenden vierten Testtag steigt wieder Testpilot Alfonso Celis ins Cockpit des VJM09.