Aktuell läuft es bei Mercedes super. Sie sind sogar Ihrem eigenen Plan voraus. Gibt es trotzdem etwas, das ihnen Sorgen macht?
Niki Lauda: Sorgen macht mir, dass wir jeden Tag mehr als 800 Kilometer fahren und... nichts kaputt geht! Auf der einen Seite ist das sehr gut, auf der anderen Seite wäre mir lieber, es geht jetzt etwas kaputt und nicht später. Unser Programm wurde perfekt ausgetüftelt und funktioniert auf den Punkt genau. Besser kann man im Moment hier nicht fahren.

Die Fahrer haben das Programm wegen der vielen Kilometer umgestellt. Muss das ein Formel-1-Fahrer nicht aushalten können, am Tag 800 Kilometer zu fahren?
Niki Lauda: Nein, sie sind beide 800 Kilometer gefahren und jetzt haben wir so viele Dinge am Auto umzubauen, dass es überhaupt kein Problem ist, dass wir mittags die Fahrer tauschen. Das Problem, das die Fahrer haben ist, dass ihnen einfach langweilig wird. Sie fahren ununterbrochen, um Daten zu erfassen und rollen immer wieder herum. Der Lewis sagt, wenn ich jetzt wieder 20 Runden fahren muss und nichts machen darf, dann ist mir das zu langweilig. Das ist das Argument, warum wir sie halbe-halbe machen lassen.

Ferrari fährt zwar nicht ganz so viel wie sie, dafür sind sie sehr schnell unterwegs hier. Sie haben ihr komplettes Auto umgeworfen. Haben Sie sich die schon genauer angeschaut?
Niki Lauda: Überhaupt keine Ahnung, da wissen wir nichts. Keiner weiß, was der andere macht. Sie fahren andere Reifen, sie fahren weich und supersoft, was wir nicht gemacht haben. Aktuell lassen sich keine Regeln herausfinden, wer wie schnell ist.

Die Konkurrenz hat schon ein genaues Auge auf Mercedes geworfen. Fernando Alonso hat gesagt: Mercedes vielleicht stärker als je zuvor.
Niki Lauda: Das ist alles nur blöde Rederei. Jeder fährt sein Testprogramm.Wir haben ein Testprogramm, bei dem wir lange fahren wollen und müssen, um alles auszuprobieren. Darauf kommt es bei uns in erster Linie an. Nächste Woche werden wir das ganze wieder machen und die richtigen Antworten kriegt man dann erst in Melbourne und Bahrain.

Lauda: Neues Qualifying-Format in Ordnung

Wie gefällt ihnen das neue Qualifying-Format, das kommen soll?
Niki Lauda: Das ist in Ordnung, weil mehr Autos auf der Strecke sind. Das war das Hauptargument dafür und damit kann ich leben.

Kann man sagen: Die Qualifying-Änderung ist gut, aber war nicht unbedingt notwendig. Andere Änderungen wären vielleicht dringender gewesen?
Niki Lauda: Die Kritik ist immer da. In der Strategiegruppe blockiert sich sowieso jeder und versucht, seine eigenen Interessen durchzusetzen, deswegen geht eh nichts weiter. Es sind kleine Erfolge, wie das zu ändern, damit die Zuschauer mehr Autos sehen. Es hat Sinn gemacht und ging relativ schnell durch.

Niki Lauda macht sich in Barcelona selbst ein Bild von den Testfahrten, Foto: Sutton
Niki Lauda macht sich in Barcelona selbst ein Bild von den Testfahrten, Foto: Sutton

Was hätten Sie denn gerne für Regeln in Zukunft: Als Aufsichtsratsvorsitzender des Mercedes Formel-1-Teams und als RTL-Experte, also als Fan?
Niki Lauda: Ich sage jetzt überhaupt nichts mehr, weil im Moment - wie die Formel 1 aufgesetzt ist - man wenig Änderung erwarten kann - aufgrund der Positionen, die alle einnehmen. Viel mehr kann man dazu nicht sagen.

Das geschlossene Cockpit wird derzeit wieder diskutiert. Sind sie Befürworter oder Gegner dieser Lösung?
Niki Lauda: Ich habe gestern gesagt: Wer immer das designt, setzt drei Fahrer hinein, lasst sie damit fahren und die werden dann die Kompetenz und die Entscheidung haben, ob es Sinn macht oder nicht. Alles andere interessiert mich nicht.

Aber Sie haben die Formel 1 noch ganz anders erlebt. Würde das die Formel 1 nicht nur noch mehr verweichlichen?
Niki Lauda: Ich finde es falsch. In der Praxis wird es auch nicht funktionieren.

Warum?
Niki Lauda: Was ist, wenn auf diese Kuppel-Dinger Öl kommt? Was ist dann? Fährt man in die Box und lässt das putzen? Oder wie soll das funktionieren? Ein simples Beispiel.

Scheibenwischer wie in Le Mans?
Niki Lauda: Kann ich mir nicht vorstellen.