Während die Formel-1-Piloten am Dienstag in Barcelona testeten, trafen sich in Genf Teamchefs und Vertreter der Königsklasse, um im Rahmen der Strategie-Gruppe einmal mehr über die Zukunft der Rennserie zu verhandeln. Neben dem neuen Technischen Reglement, das 2017 eingeführt werden soll, wurde auch das Qualifying besprochen. Und diesbezüglich könnte es überraschend zu einer Revolution des bisherigen Formats kommen.

Nach Informationen von Auto Motor und Sport könnte der bisherige Modus mit seinen drei durch Pausen unterbrochenen Segmenten zwar bestehen bleiben, die Piloten sollen künftig aber nicht erst nach dem Ablauf der Gesamtzeit ausscheiden, sondern sich der langsamste Fahrer im Minutentakt verabschieden müssen. Eine Art Reise nach Jerusalem in der Formel 1!

Wie wird der Pole-Sitter künftig gekürt?, Foto: Ferrari
Wie wird der Pole-Sitter künftig gekürt?, Foto: Ferrari

Der angedachte Modus sieht vor, dass alle zwei oder drei Minuten der langsamste Pilot auf der Strecke ausscheidet, bis nur mehr zwei Fahrer übrig sind, die sich die Pole Position untereinander ausmachen.

Die Vorteile des Formats, das allerdings noch von der Formel-1-Komission und dem FIA Weltrat abgesegnet werden muss, liegen auf der Hand. Der Fahrbetrieb würde deutlich zunehmen, da es sich kein Pilot mehr leisten könnte, zu viel Zeit an der Box zu verbringen. Die Gefahr des Ausscheidens und damit einer schlechten Startposition wäre einfach zu groß.

Zudem wäre Spannung auch am Ende des Feldes gegeben, da nicht wie in den letzten Jahren schon von Anfang an feststehen würde, dass die Nachzüglerteams ohnehin nicht weiterkommen.

Technisches Reglement für 2017 weiter offen

Neben der Qualifying-Diskussion stand ganz oben auf der Agenda in Genf auch das Technische Reglement für 2017. Es geht darum, wie und um wie viel die Autos schneller werden sollen. Informationen von Motorsport-Magazin.com zufolge, sollen der Kommission zwei Konzepte vorgelegt worden sein: Einmal das radikale Red-Bull-Konzept, das die Autos bis zu sechs Sekunden schneller machen sollte, einmal das McLaren-Konzept, das rund drei Sekunden Verbesserung vorsieht.

Williams Vorschlag, die Regeländerung auf 2018 zu verschieben, konnte nicht genügend Anhänger finden. In der Kommission stimmte die Mehrheit für den Kompromissvorschlag von McLaren. Bei Red Bulls Konzept fürchteten viele, Pirelli hätte die Reifen nicht dafür bauen können.

Das Aussehen der Autos soll sich 2017 deutlich ändern, Foto: Mercedes/Motorsport-Magazin.com
Das Aussehen der Autos soll sich 2017 deutlich ändern, Foto: Mercedes/Motorsport-Magazin.com

Für die Italiener sind auch drei Sekunden keine Kleinigkeit, weil die Rundenzeit nur über Kurvengeschwindigkeit gewonnen werden soll. Auf den Geraden verlieren die Autos bei mehr Abtrieb sogar Zeit, also ist die Delta-Zeit, die in den Kurven gefunden werden muss, sogar größer als drei Sekunden.

Breiter werden die Autos auf jeden Fall. Auch die Reifen werden breiter. Die Frage war nur, wie sehr die Autos mitwachsen. Red Bull wollte Bodywork fast so breit wie das Auto. McLaren will prinzipiell auch mehr Abtrieb, aber nicht so extrem. Das Bodywork soll sich nicht über die gesamte Breite erstrecken.

Beschlossene Sache ist das Konzept aber noch immer nicht, obwohl es sich gegenüber den anderen durchsetzen konnte. Das Problem: Pirelli will genau wissen, was kommt. Pirelli braucht die genauen Regeln, die genauen Kräfte, die auf die Reifen wirken. Und dann braucht Pirelli Testfahrten. Beim derzeitigen Kalender sind die fast nicht möglich.

Erst wenn all diese offenen Fragen geklärt sind, können die geplanten Änderungen zur Gewissheit werden. An Pirelli wird es letztendlich aber nicht scheitern: Mit dem angedachten Konzept können sich die Italiener anfreunden. Sie wollen nur wissen, was genau Sache ist.