156 Runden am Montag, 172 Umläufe am Dienstag. Mercedes spult bei den Testfahrten in Barcelona ein regelrechtes Marathon-Programm ab und legt bislang wesentlich mehr Kilometer als alle anderen Teams zurück. Nachdem Weltmeister Lewis Hamilton den Testauftakt bestreiten durfte, saß am Dienstag Nico Rosberg am Steuer des Silberpfeils.

Der Grund für das intensive Testprogramm von Mercedes ist die geringe Anzahl von lediglich acht Testtagen vor dem Saisonstart. Somit bleibt nur ausgesprochen wenig Zeit, um die Defizite des Boliden auszuloten. "Es ist einfach so, dass wir momentan viele Kilometer machen müssen, denn nur dann findet man heraus, wo die Schwachstellen des Autos liegen, denn irgendwann wird das Auto kaputt gehen", erklärt Rosberg die Herangehensweise.

Bislang traten mit dem F1 W07 Hybrid aber noch keinerlei Schwierigkeiten auf, was den Deutschen naturgemäß freut. "Es war ein sehr gelungener Tag, denn bis jetzt haben wir gar keine Probleme gehabt, das ist sehr beeindruckend", so Rosberg, der zum nächsten Mal am Donnerstag wieder zum Einsatz kommen wird.

Keine körperlichen Probleme bei Rosberg

Angesichts von rund drei Renndistanzen, die der Mercedes-Pilot binnen eines Tages zurücklegte, ist die physische Komponente naturgemäß nicht zu unterschätzen. Sollte das Programm für Rosberg oder Hamilton zu anstrengend werden, könnte Manor-Pilot Pascal Wehrlein einspringen, doch bislang sieht es nicht so aus als sei ein derartiger Wechsel notwendig.

"Es ging echt gut, ich habe mich im Winter sehr gut darauf vorbereitet, denn ich wusste, dass das auf mich zukommt", berichtete Rosberg. "Natürlich gibt es ein paar kleine Stellen, die ein bisschen wehtun, aber das ist ganz normal." Mit dem Wagen selbst zeigte sich der 30-Jährige zufrieden. "Es hat sich sehr gut angefühlt, ich fühle mich in dem Auto schon sehr zuhause."

Mercedes unbeeindruckt von der Konkurrenz

Während Mercedes den Fokus an den ersten beiden Testtagen somit voll und ganz auf die Standfestigkeit richtete, beschritt man bei der Konkurrenz etwas andere Wege. Ferrari erzielte in Person von Sebastian Vettel jeweils die Bestzeit. Am Dienstag nahm die Scuderia den Silberpfeilen geschlagene zwei Sekunden ab.

Ein Grund für Besorgnis im Lager des Weltmeisterteams? Mitnichten! "Natürlich noch gar nichts, das ist ja klar, denn schnell werden wir auf jeden Fall sein", antwortete Rosberg auf die Frage, wie viel Mercedes schon von seinem wahren Gesicht gezeigt habe. "Ob wir schneller sein werden als Ferrari oder wer da sonst noch vorne ist, wissen wir nicht, aber es entspricht nicht der Wahrheit, dass wir Vierter sind mit zwei Sekunden Rückstand."

Dass es beim Saisonstart in Australien zu einer bösen Überraschung für Mercedes kommen wird, ist eher unwahrscheinlich - der modernen Technik sei Dank. "Wir wissen schon genau, wo wir im Vergleich zu den anderen stehen. Das können wir alles ausrechnen", verriet Rosberg. Respekt müsse Mercedes in erster Linie vor Ferrari haben, doch es könne auch passieren dass ein anderes Team, das man nicht so sehr auf der Rechnung habe, vorne mitmischt.

"Von den Zeiten her haben wir natürlich noch nicht alles gezeigt, die anderen haben schon mehr die Karten auf den Tisch gelegt, das gehen wir noch ein bisschen mit Geduld an", sieht Rosberg erwartungsgemäß noch viel Luft nach oben, was das Ergebnis betritt. Spätestens in der zweiten Testwoche dürften die Silberpfeile den Fokus dann auf die Performance verlagern, wenn feststeht, dass der Silberpfeil den Anforderungen an die Standfestigkeit entspricht.

Der neue Unterboden von Mercedes, Foto: Sutton
Der neue Unterboden von Mercedes, Foto: Sutton

Innovativer Unterboden im Einsatz

So weit ist es aber noch nicht. Damit der Vorsprung auf die Gegnerschaft bestehen bleibt und nicht schrumpft, geht Mercedes immer wieder neue Wege. So befand sich am Dienstag etwa ein gezackter Unterboden am Wagen, dem Rosberg ein "futuristisches Design" attestierte.

"Das ist innovativ und das müssen wir sein. Wir müssen immer versuchen, einen Schritt voraus zu sein und mit neuen Ideen kommen, weil die anderen werden immer alles probieren", erläuterte er die Philosophie der Mercedes-Entwicklungsabteilung.