Knirschend startet das Engagement Mario Illiens für Renault als Red Bull den Schweizer Motorenpapst im Verlauf der F1-Saison 2015 bittet, die Franzosen bei der Entwicklung ihrer anfälligen Power Unit zu beraten. Für das stolze Renault ein Affront. Viry-Châtillon vertraut auf die eigene Ingenieurskunst, will keine Hilfe von Externen, lehnt im Sommer Vorschläge Illiens ab.

Red Bull wiederum empfindet diese Reaktion als stur, der Konflikt zwischen Rennstall und Motorenpartner erreicht seinen Höhepunkt. Schließlich trennen sich die in der Vor-Hybrid-Zeit sportlich alles beherrschenden Kräfte in der Formel 1. Wenig später, Anfang Dezember, verkündet Renault sein Comeback als Werksteam 2016 - mit Ilmor an der Seite der Franzosen.

Illien warnt Renault vor allzu großer Euphorie

Für viele Beobachter eine Überraschung. Bislang stehen offizielle Details seitens Renault zur neuen Partnerschaft noch aus. Im Januar würden nähere Punkte folgen, kündigte Renault-Chef Carlos Ghosn im Dezember an. Erste Fakten schafft nun Mario Illien. "Ich habe vor zwei Wochen bei Renault unterschrieben", sagt der 66-Jährige im Schweizer Sonntagsblick.

Der Wunderheiler stellt seine Kompetenz also zur Verfügung, entsprechend dürfte in den Lagern von Red Bull - die nur als TAG-Heuer gebrandete Renault-Motoren erhalten werden - und Renault die Hoffnung auf einen drastischen Aufschwung in der kommenden Saison erheblich steigen. Doch Illien bremst, warnt vor allzu großer Euphorie. Jene Wunder seien unrealistisch: "Die Zeit dafür ist zu knapp. Zuerst müssen wir die Effizienz verbessern!"

Eine Einschätzung, die bei Renault zumindest Ghosn teilt. Der CEO hatte bereits im Dezember einen langen Weg zurück an die Spitze angekündigt. "Betrachtet man, wie motiviert unser Team ist, denke ich, dass es drei Jahre dauern wird, bis wir konkurrenzfähig sind", sagte Ghosn damals dem Figaro.

"Ich muss zugeben, dass es ein wenig Frustration an der Strecke gegeben hat. Wir hätten gerne einen besseren Job für Red Bull und Toro Rosso gemacht, aber wir wussten immer, dass es eine langfristige Aufgabe sein würde, die Probleme, die wir hatten, zu beheben. Hoffentlich haben wir jetzt die Strategie, die Zeit und die Ressourcen, um das in den nächsten paar Jahren zu machen", bestätigte Managing Director, Cyril Abiteboul.

Remi Taffin gesteht Fehler seitens Renault, Foto: Sutton
Remi Taffin gesteht Fehler seitens Renault, Foto: Sutton

Renault kritisiert eigenes Vorgehen

Renaults leitender Ingenieur an der Rennstrecke, Remi Taffin, ergänzte selbstkritisch, Renault habe während der vergangenen Saison 2015 schlicht zu lange gebraucht, um die Probleme auszusortieren. "Es hätte zum ersten Rennen erledigt sein sollen, aber das wurde es erst für das fünfte. Das hatte mit Hardware-Änderungen zu tun, die wir für 2015 verglichen mit 2014 vorgenommen haben. Das war nicht die beste Entscheidung, die wir jemals getroffen haben", sagte Taffin zu Autosport.

Besonders die Schwierigkeiten in puncto Fahrbarkeit hätten sich größer erwiesen als geahnt. "Wir haben das nicht wirklich als Problem erwartet - die Fahrbarkeit bei 8000 bis 9000 Umdrehungen. Aber das war ein richtiges Problem bei den Wintertestfahrten", beschreibt Taffin. "Vielleicht hatten wir gedacht, es ohne viele Modifikationen der Hardware zu beheben, aber es hat sich als schwieriger erwiesen. Vielleicht waren wir ein bisschen zu optimistisch. Jetzt müssen wir in Sachen Performance müssen wir jetzt einfach unseren Weg finden. Wir haben damit vor ein paar Monaten begonnen, aber es braucht recht viel Zeit, es zu implementieren."