Eigentlich wollte Mercedes in das Duell zwischen Nico Rosberg und Lewis Hamilton vom Kommandostand nicht mehr eingreifen. In Monte Carlo geschah das trotzdem, wenn auch ohne Vorsatz. "Das geht voll aufs Team. Es war eine Fehlentscheidung, denn wir haben Gelb falsch eingeschätzt", gestand Toto Wolff nach dem Rennen.

Doch was war geschehen? Hamilton führte den Monaco GP nach 63 der 78 Runden überlegen an. 17 Sekunden hatte der Brite nach einer makellosen Fahrt auf dem Zweitplatzierten Nico Rosberg herausgefahren. Plötzlich crashte Max Verstappen in Kurve eins in die Leitplanken. Zunächst wurde ein Virtual Safety Car ausgerufen, wenig später ging Bernd Mayländer mit dem realen Safety Car auf die Strecke. Mercedes holte Hamilton zu einem zweiten Reifenwechsel und warf ihn damit von Platz eins auf Rang drei zurück. Für die letzten acht Runden wurde das Rennen zwar noch einmal freigegeben, doch Hamilton hatte keine Chance mehr in den engen Gassen Monte Carlos noch einen Platz gut zu machen.

Klare Fehlentscheidung

"Das war eine absolute Fehlentscheidung. Da sitzen Leute, die das ausrechnen, aber außer Lewis ist kein anderer Fahrer reingekommen. Dadurch hat er das Rennen verloren", ärgerte sich Niki Lauda. "Das war ein völlig sinnloser Boxenstopp. Wir müssen jetzt herausfinden, wie es dazu kam und dann müssen wir daraus Konsequenzen ziehen."

"So eine Verwirrung darf es nicht geben. Wir sind ein professionelles Team, da müssen die richtigen Entscheidungen im richtigen Moment getroffen werden. Das lief heute absolut falsch", polterte der Österreicher. Wolff versuchte die Entscheidung am Kommandostand zu erklären: "Lewis hat gesagt, dass die Temperatur der Reifen im Keller sei und er keinen Grip mehr habe. Unsere Sorge war: Falls Seb auf weiche Reifen gehen würde, hätte er in den letzten Runden einen richtigen Vorteil. Das gepaart mit der Reifen-Meldung von Lewis war der Grund für unsere falsche Rechnung. Wir hatten einen Hund im Algorithmus, deshalb hat es nicht gestimmt."

Bei Mercedes herrscht Gesprächsbedarf, Foto: Mercedes-Benz
Bei Mercedes herrscht Gesprächsbedarf, Foto: Mercedes-Benz

Scharfe Kritik von Lauda

Wieder einmal dürfte bei den Silberpfeilen nach dieser Entscheidung großer Gesprächsbedarf herrschen. "Ich sage relativ einfach: Zu viele Köche verderben den Brei. Ich höre andauernd zu, habe schon öfter gewarnt, aber alle diskutieren und keiner trifft die richtige Entscheidung. Natürlich kann man unterschiedlicher Meinung sein, aber Paddy Lowe hätte das overrulen müssen", wurde Lauda sehr direkt.

"Ingenieure können Fehler machen, aber hier ging es ja nicht um Millisekunden, sondern die Entscheidung war relativ einfach. Man hätte mit dieser Führung gar nichts machen müssen. Das Safety Car war egal und es gab für diese Fehlentscheidung eigentlich gar keinen Anlass", führte Lauda aus.

Wolff verteidigte sein Ingenieurs-Team gegen diese Kritik: "Es haben eher zu wenig Leute mitgeredet. Und über Konsequenzen brauchen wir überhaupt nicht reden, denn wir sind Erster und Dritter, daher gibt es keinen Grund für Konsequenzen." Also alles eitel Wonne bei Mercedes?

Zumindest gegenüber Hamilton gab sich Wolff dennoch reumütig: "Es war ein klarer Teamfehler. Man kann sich bei Lewis nur entschuldigen." Für Hamilton ist aber nicht nur der verlorene Sieg bitter, sondern vor allem die Auswirkungen der Mercedes-Fehlentscheidung auf die Weltmeisterschaft. Satte 17 Punkte kostete der Boxenstopp den Briten im direkten Vergleich mit Rosberg. Statt 27 Punkten (wenn er vor Rosberg gewonnen hätte), beträgt Hamiltons Vorsprung auf den Teamkollegen nun nur noch zehn Zähler.