"Jetzt können wir offiziell sagen, dass Kimi zurück ist", jubelte Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene in Folge der Podest-Rückkehr des Finnen nach 560 Tagen. Dabei hatte Räikkönen vor dem Rennstart in Bahrain die vermeintlich schlechtesten Karten auf einen Podestplatz.

Stattdessen galt Teamkollege Sebastian Vettel als heißester Anwärter auf den Platz neben Mercedes oder sogar auf den Rennsieg. Am Ende kosteten zwei Fahrfehler den vierfachen Weltmeister jedoch eine bessere Platzierung, er musste sich mit dem fünften Rang begnügen.

Spätestens als Jenson Button, der wegen technischer Probleme gar nicht erst startete, zur Rennmitte bei Twitter mitteilte, dass man ein Auge auf Räikkönen haben müsse, war klar: Ferrari hatte beim fliegenden Finnen in Sachen Strategie alles richtig gemacht. Am Ende fehlten ihm nur 3,3 Sekunden auf Sieger Lewis Hamilton. Der Silberpfeil-Weltmeister zeigte eine tadellose Leistung und verdiente den Sieg - doch mit Räikkönen wurde es enger als Mercedes lieb war.

Ferrari trickste bei Räikkönens Strategie, Foto: Sutton
Ferrari trickste bei Räikkönens Strategie, Foto: Sutton

Strategie-Kniff bei Räikkönen

"Es ist eng, wir müssen angasen", warnte etwa Nico Rosberg nach dem Bahrain Grand Prix. "Das war zu erwarten und es ist toll, dass es auch so gekommen ist. Ein paar Bedenken hatten wir schon, aber wir hatten auch erwartet, dass wir im Rennen stark sein würden." Bei Räikkönen setzten die Roten auf eine unübliche Strategie. Beim ersten Boxenstopp in Runde 18 wechselte er auf die harten Reifen, während Mercedes und Vettel den zweiten Stint auf den weichen Mischungen absolvierten.

Die Options galten im Rennen eigentlich als wesentlich schnellere Mischung, doch Räikkönen gelang es, Anschluss an die Top-3 zu halten. Nach seinem Wechsel auf die weichen Reifen in der 41. Runde konnte er dann zur großen Aufholjagd blasen. Kurz vor Schluss erwischte er Rosberg, der allerdings mit argen Bremsproblemen zu kämpfen hatte, und sicherte den zweiten Platz.

Willkommen zurück, Eismann: Rückkehr nach 560 Tagen, Foto: Sutton
Willkommen zurück, Eismann: Rückkehr nach 560 Tagen, Foto: Sutton

Kimi: Folge den Ansagen

Der Silberpfeil-Pilot war sicher, dass er Räikkönen ohne seine Schwierigkeiten mit dem Brake-by-Wire-System hätte in Schach halten können: "Auf jeden Fall. Seine Reifen haben dann auch abgebaut und hatten keine Performance mehr. Das hat man auch gesehen. Als er an mich ran kam, ist das total abgeflacht."

Die Ferrari-Seite hingegen war felsenfest überzeugt, bei der Taktik alles richtig gemacht zu haben. Sogar gegen den Willen des früheren Weltmeisters. "Wir haben Kimi gesagt, dass er unserer Strategie folgen soll", erklärte Arrivabene. "An einem bestimmten Punkt sagte er, dass er nicht überzeugt ist. Wir haben ihm dann aber gesagt, dass er genauso weitermachen soll, wie es besprochen war." Konkret ging es darum, im letzten Stint erneut die härteren Reifen aufzuziehen - damit war Räikkönen schließlich sehr gut zurechtgekommen.

Räikkönen fehlten 3,3 Sekunden auf Hamilton, Foto: Sutton
Räikkönen fehlten 3,3 Sekunden auf Hamilton, Foto: Sutton

Mutiger Räikkönen

"Ich denke, wir hatten zwei unterschiedliche Ansätze, das Rennen zu absolvieren", so Räikkönen. "Auf dem Medium-Reifen war es ziemlich einfach, aufzuholen. Aber am Ende war es die richtige Entscheidung, den weichen zu nehmen - wir waren noch einmal deutlich schneller." Für das Befolgen der Strategie gab es anschließend Lob vom Chef. Arrivabene: "Er war mutig und diszipliniert genug, es zu befolgen." Heißt im Klartext: Bei Ferrari haben die Fahrer nach der Pfeife des Kommandostandes zu pfeifen.

Warum setzte die Scuderia bei Räikkönen eigentlich auf die unübliche Strategie? Nach den Erfahrungen der vorangegangenen Sessions hätte der Medium-Plan auch schief gehen können, galten die weicheren Reifen doch als zwei Sekunden schneller pro Runde. Arrivabene erklärte, dass Ferrari eine aggressive Marschroute wählte, um den angenommenen Performance-Nachteil wettzumachen - und dies schon vor dem Rennstart festlegte.

Kimis guter Start war ein Schlüssel zum Erfolg, Foto: Sutton
Kimis guter Start war ein Schlüssel zum Erfolg, Foto: Sutton

Den Plan durchgezogen

Es sei also keine Reaktion auf die Geschehnisse der ersten Rennrunden gewesen. Ferrari hatte einen Plan - Räikkönen setzte ihn um. "Bei Kimi haben wir es genauso gemacht wie wir es am Morgen vorbereitet hatten", sagte Arrivabene. "Wir sind manchmal auch intelligent! Oder wenn wir nicht intelligent sind, dann halt clever."

Der Teamchef weiter: "Wir haben den Rückstand auf Mercedes gesehen. Der einzige Weg war also der aggressive. Natürlich kann man einen Fehler machen, wenn man aggressiv an die Sache herangeht. Aber für etwas anderes ist es noch nicht an der Zeit."

Heißt: Noch ist Ferrari nicht stark genug, um Mercedes mit der gleichen Strategie-Herangehensweise zu schlagen. "Eines Tages - ich weiß noch nicht, wann - wenn wir sie einholen, muss die Strategie dann ein bisschen anders aussehen", sagte Arrivabene mit einem Grinsen im Gesicht.