Max Verstappen und Carlos Sainz Jr.: Zwei Youngsters nehmen den Kampf auf gegen die Großen und Erfahrenen. Ob sie den Bullen bändigen können, werden die F1-Rookies noch zeigen müssen. Während der Wintertestfahrten haben andere Teams den Ton angegeben. Doch was steckt im STR10? Wie schnell sind Verstappen und Sainz Jr. auf eine Runde und wie ist ihre Rennpace?

Das Team: Die Scuderia Toro Rosso gilt als Red-Bull-Zwischenspeicher für große Talente. Sebastian Vettel, Daniel Ricciardo und zuletzt Daniil Kvyat schafften den Sprung von der Talentschmiede ins Schwesterteam. Mit Verstappen und Sainz Jr. setzt Franz Tost diese Philosophie weiterhin konsequent fort.

Der jüngste Pilot des Starterfeldes: Max Verstappen, Foto: Sutton
Der jüngste Pilot des Starterfeldes: Max Verstappen, Foto: Sutton

An Ambitionen mangelt es dem Team nicht. Tost gibt die Marschrichtung für 2015 vor. "Unser Ziel ist es, Fünfter in der Konstrukteurswertung zu werden. Wenn das Auto und die Power Unit die Performance zeigen, die wir erwarten, bin ich überzeugt, dass wir diese Position erreichen können", gibt sich der Österreicher selbstbewusst. Die beiden Piloten bringen gewiss einiges an Frische ins Team.

Ein neuer Motorenpartner und die neue Antriebsgeneration - das vergangene Jahr war ein Umbruchjahr für Toro Rosso. Mit den Erfahrungen, die sie mit dem Renault V6 Turbo 2014 sammeln konnten, sollten sie dieses Jahr besser aufgestellt sein. Um jedoch den angestrebten fünften Platz in der Konstrukteurswertung zu holen, müssen sie Lotus und Sauber schlagen. Beide Teams zeigten sich während der Wintertestfahrten überraschend stark - und hinterließen einen besseren Eindruck als die Scuderia Toro Rosso.

Team-Note: befriedigendDie beiden Youngster sorgen für frischen Wind im Team, Foto: Sutton
Die beiden Youngster sorgen für frischen Wind im Team, Foto: Sutton

Die Fahrer: Verstappen und Sainz Jr. bilden das jüngste Fahrerduo der Formel-1-Geschichte. Der 17-jährige Niederländer wechselte vergangene Saison in die Formel 3 EM und belegte dort den dritten Gesamtrang. Er beeindruckte vor allem mit seinen jeweils drei Rennsiegen in Spa-Francorchamps und am Norisring. Daher weiß er also, wie es ist, zu gewinnen. Ob der Erfolg auch in der Formel 1 anhält, steht noch in den Sternen. Sollte es jedoch nicht so gut laufen, haben die beiden Youngsters mit Franz Tost den richtigen Mann an der Seite, der ihnen den Rücken frei hält und vor allem darauf achtet, dass sie nicht abheben.

Nach fünf Jahren im Kartsport fuhr Carlos Sainz Jr. in einigen Formel-Serien, zuletzt in der GP3 und in der Formel Renault 3.5, wo er sich 2014 zum Meister krönen ließ. Auch für ihn gilt, dass er sich in der Königsklasse erst einmal einfinden muss. Dennoch kann er im Vergleich zu Verstappen auf wesentlich mehr Erfahrung im Formel-Rennsport zurückgreifen , die ihm sicherlich helfen wird, im Fahrerfeld zu bestehen.

Beide Fahrer haben große Namen. Carlos Sainz war erfolgreich in der WRC und später in der Dakar-Series, Jos Verstappen fuhr acht Jahre in der Formel 1. Gut möglich, dass die edle Familienbande eine Rolle bei der Cockpit-Vergabe gespielt hat. Fakt ist jedoch, dass beide Fahrer im Red Bull Junior Team gewesen sind. Demnach hatte Franz Tost schon seit längerem ein Auge auf die beiden Youngsters geworfen.

Im direkten Zweikampf hatte vom Speed her Sainz Jr. die Nase vorn. Er konnte auf den Supersofts etwas mehr herauskitzeln als sein Teamkollege. Verstappen wiederum war auf den Medium-Reifen etwas schneller. Das Teamduell ging somit unentschieden aus.

Fahrer-Note: gutGroßes Upgrade-Paket in Barcelona am STR10, Foto: Sutton
Großes Upgrade-Paket in Barcelona am STR10, Foto: Sutton

Das Auto: In Jerez testete das Team noch mit einem Übergangsmodell, zum zweiten und dritten Test in Barcelona hat Toro Rosso weitreichende Upgrades am STR 10 vorgenommen. Laut Technikdirektor James Key handelte es sich dabei um ein umfangreiches Update-Paket: "Das Auto ist fast komplett neu: Aerodynamik, Kühlung, Aufhängung und die Nase."

Verstappen zeigte sich beim letzten Test begeistert von der Rennpace seines neuen Dienstautos. Sainz Jr. war ebenso zufrieden, vor allem mit dem Upgrade-Paket. "Insgesamt war der gesamte Abtrieb zu spüren. Es fühlte sich wirklich gut an im Auto und ich bin zuversichtlich", gab der Spanier nach seinem Testeinsatz in Barcelona zu Protokoll.

Die beiden Toro Rosso-Fahrer waren fleißig und konnten den neuen Boliden samt Updates während der letzten beiden Wintertestfahrten auf Herz und Nieren prüfen. Zudem brannten Verstappen und Sainz Jr. an den letzten beiden Tagen von Barcelona II jeweils die viertbeste Zeit in den spanischen Asphalt, der Niederländer wurde sogar Zweiter am dritten Testtag von Barcelona I. Da ist Potential erkennbar.

Auto-Note: gut bis befriedigend

Die Zuverlässigkeit: Allein während der letzten Testfahrten in Barcelona sorgten die Toro Rosso-Piloten für drei rote Flaggen. Jedes Mal rollte der STR 10 aus und blieb stehen. Ebenso viel wertvolle Testzeit büßte das Team durch die Abflüge des jungen Spaniers ein. Dennoch konnten die beiden Piloten viele Testkilometer abspulen. Mit 5.534 Kilometern belegte das Team den dritten Platz in der Kilometerbilanz und stehen somit noch vor Ferrari, Williams oder Red Bull.

Berücksichtigt man, dass Toro Rosso den komplett überarbeiteten STR 10 erst zum zweiten Test einsetzte und die technisch bedingten Ausfälle auf Kinderkrankheiten zurückzuführen sind, ist das neue Dienstfahrzeug von Verstappen und Sainz Jr. durchaus zuverlässig.

Zuverlässigkeit-Note: gut bis befriedigend

Saisonziel: Platz fünf in der Konstrukteurs-Weltmeisterschaft

Pro:

  • Die Rookies Sainz Jr. und Verstappen sorgen für frischen Wind
  • Mit über 5.500 gefahrenen Testkilometern ist der STR 10 zuverlässig
  • Die neue Power Unit von Renault hat deutlich mehr Leistung

Contra:

  • Die mangelnde Erfahrung der Piloten könnte zum Problem werden
  • Wenig finanzielle Ressourcen zur Weiterentwicklung
  • Zuverlässig, aber wahrscheinlich nicht so schnell wie die direkte Konkurrenz