Schon oft musste Bernie Ecclestone seine dominante Machtposition an der Spitze der Formel 1 verteidigen. Bislang gelang das dem 84-Jährigen mit erstaunlichem Geschick. Erst in diesem Jahr wehrte Ecclestone die bisher gefährlichste Attacke ab - eine Anklage im Zuge der Korruptionsaffäre um den ehemaligen Vorstand der BayernLB, Gerhard Gribkowsky. Mit einer Rekord-Geldauflage von100 Millionen Dollar schmetterte der Formel-1-Zampano die Vorwürfe ab. Doch nun droht Mr. E ein neues Übel.

Und diesmal könnte es nicht ganz einfach heißen: "Der Nächste, bitte!" Wie die Financial Times (FT), die Times und Sky übereinstimmend berichten, soll Paul Walsh als neuer Vorsitzender des Formel-1-Vorstandes installiert werden - mit weitreichenderen Befugnissen als sein Vorgänger, der aktuelle und zurzeit erkrankte Vorstandschef Peter Brabek - darunter exekutive Aufgaben.

Verliert Ecclestone die Kontrolle?

Damit würde Walsh genau in jenen Bereich eingreifen, den bislang Bernie Ecclestone nahezu exklusiv managt, ja fast vollständig kontrolliert. Sogar ein völliges Zurückdrängen Ecclestones in eine nur noch ehrenamtliche Rolle steht offenbar im Raum. Der Ursprung der anvisierten Neuausrichtung sei laut FT das Bestreben des Chef-Gesellschafters CVC und dessen Vorstand Donald Mackenzie einen "professionelleren Ansatz" im Tagesgeschäft des Sports verfolgen zu wollen.

Gezwungenes Lächeln?, Foto: Sutton
Gezwungenes Lächeln?, Foto: Sutton

Insbesondere um die derzeitige digitale, kommerzielle und Vermarktungs-Strategie der Formel 1 soll sich Mackenzie sorgen. Erst kürzlich hatte Ecclestone mit Kritik an Sozialen Medien und ablehnenden Äußerungen gegenüber jungen Fans Wirbel und Unverständnis heraufbeschworen. Entsprechend schnell ruderte Mr. Formel 1 zurück. "Ich habe nur von Kindern gesprochen. Ich weiß nicht wie viele Sechs- oder Siebenjährige eine Rolex tragen", sagte Ecclestone.

Vorstandssitzung anberaumt

Ecclestone selbst habe indessen kein Problem damit, sollte Walsh den Posten übernehmen. "Falls das etwas Positives sein sollte, wäre ich erfreut", ergänzte der 84-Jährige jedoch. Auch eine ehrenamtliche Rolle sei nicht das, was er sich vorstelle.

Schon Anfang nächster Woche soll der Vorstand Informationen der FT zufolge zusammenkommen, um über den Wechsel zu beraten. Für die Wachablösung an der Spitze spricht zudem, dass Walsh Anfang bereits Anfang des Jahres von seinem Posten als Präsident von Diageo, Eigentümer von Johnny Walker, zugetreten ist.