Bernie Ecclestone hat seinen wesentlichen Teil dazu beigetragen, dass die Königsklasse dort ist, wo sie jetzt ist. Er hat neue Märkte erschlossen, hat Rennen in Ländern etabliert, wo man dies kaum für möglich gehalten hätte. Gleichzeitig war er ein allseits beliebter Zeitgenosse, der sich innerhalb der Formel 1 viele Freunde gemacht hat - sofern sie nicht durch sein persönliches Raster gefallen sind. Er nahm kein Blatt vor den Mund und hat gerne Entscheidungen selbst in die Hand genommen, wo sich andere Parteien im Streit nicht einigen konnten. Ecclestone hat als F1-Boss polarisiert. Besonders dann, wenn er sich zu Themen äußerte, die nur peripher sportlicher oder gar politischer Natur waren. Motorsport-Magazin.com hat in den Archiven gewühlt und Ecclestones größte Skandale zusammengetragen.

Ecc-xit! Ecclestones F1-Aus ein Fluch oder Segen?: (13:47 Min.)

Ecclestone macht Politik: Die Causa Valencia

Es hätte eines der Highlights des Rennkalenders werden sollen. Bernie Ecclestone unterzeichnete im Sommer 2007 einen Vertrag für ein Stadtrennen in Valencia. Der Große Preis von Europa sollte ab 2008 sieben Jahr lang im Hafengebiet der spanischen Großstadt stattfinden. Allerdings war der Weg bis dahin mehr als steinig. Denn Ecclestone stellte keine vordergründig finanziellen Bedingungen.

Erstmalig mischte sich Ecclestone aktiv in die Politik ein. Für den 27. Mai standen die Wahlen in der Region Valencia an. Sollte der bisherige Präsident Francisco Camps mit seiner mitte-rechts Partei Partido Popular nicht gewählt werden, drohte der Zampano mit Konsequenzen. "Auch wenn alles bereit ist, werde ich den Vertrag nicht vor der Wahl unterschreiben", lautete die Drohung von Ecclestone. Wäre Camps nicht wiedergewählt worden, wäre der Deal also nicht zustande gekommen.

Der politische Druck, den Ecclestone damit erzeugte, schlug in Spanien hohe Wellen. "Das sind beklagenswerte, unglückliche und besorgniserregende Aussagen", kommentierte die stellvertretende spanische Ministerpräsidentin Maria Teresa Fernandez de la Vega Ecclestones Aussagen "Das ist ein Mittel, um die Wähler zu erpressen." Gewieft wie eh und je, relativierte Ecclestone seine Aussagen: "Ich habe gesagt, ich würde bis nach den Wahlen keinen Vertrag formalisieren, weil ich nicht weiß, mit wem ich ihn unterzeichnen werde." Ein mehr als fader Beigeschmack blieb aber haften.

Ecclestone verschwand öfter mal ins Hinterzimmer für das ein oder andere Gespräch, Foto: Sutton
Ecclestone verschwand öfter mal ins Hinterzimmer für das ein oder andere Gespräch, Foto: Sutton

Ecclestones verbale Entgleiser

Oftmals konnte man lauthals über Ecclestones verbale Ausrutscher lachen, sie haben mehr amüsiert als aufgewühlt. Doch hin und wieder schaffte es der scheidende F1-Zampano, die abgestumpften Rezipienten zu schockieren. 2009 gab er ein folgenschweres Interview mit der Times, in der er sich zu folgender Aussage genötigt fühlte: "Es ist wohl schrecklich, so etwas zu sagen, aber abgesehen davon, dass Hitler sich dazu verleiten ließ und überzeugt wurde, Dinge zu tun, von denen ich nicht weiß, ob er sie tun wollte oder nicht, so agierte er so, dass er viele Leute dazu brachte, die Dinge zu erledigen."

Zudem verharmloste er die Rolle Hilters im Dritten Reich. "Letztendlich hat er die Orientierung verloren, also war er kein guter Diktator", so Ecclestone. "Denn entweder hat er all diese Dinge veranlasst, wusste, was los war und bestand darauf oder er hat einfach mitgemacht. So oder so, er war kein Diktator." Demokratie habe so oder so in vielen Ländern nicht funktioniert. Er selbst bevorzuge starke Führungsfiguren, Max Mosley wäre seines Erachtens ein hervorragender Premierminister. "Er ist ein guter Anführer. Ich denke nicht, dass sein Hintergrund ein Problem wäre", so Ecclestone weiter. Mit besagtem Hintergrund spielte der heute 86-Jährige auf den Vater Mosleys an, der Anführer der British Union Fascists gewesen ist.

Der F1-Boss und die VIPs: (01:03 Min.)

In gewohnter Manier ruderte Ecclestone im Nachhinein wieder zurück, wohl wissend, welch verheerende Folgen seine Aussagen unkommentiert haben könnten. "Das alles war ein großes Missverständnis", sagte Ecclestone gegenüber der Bild. "Ich habe Hitler nicht als positives Beispiel aufgeführt, sondern lediglich darauf hingewiesen, dass er vor seinen fürchterlichen Verbrechen erfolgreich gegen Arbeitslosigkeit und Wirtschaftskrise gewirkt hat."

Schummel-Bernie: Die Schmiergeld-Affäre

Die Affäre um Bernie Ecclestones angebliche Schmiergeldzahlungen an den ehemaligen BayernLB-Vorstand Gerhard Gribkowsky hat arg am Image des Briten gekratzt. Der Staatsanwaltschaft nach soll Ecclestone den ehemaligen BayernLB-Vorstand Gerhard Gribkowsky mit 44 Millionen Dollar bestochen haben, damit dieser die Formel-1-Anteile, die der Bank nach der Pleite des Kirch-Unternehmens übertragen wurden, an den von Ecclestone gewünschten Käufer, CVC, veräußert. Mitbieter war Constantin Medien, die ein wesentlich höheres Angebot eingereicht haben sollen. Einen Großteil der 44 Millionen Dollar sollen danach an Ecclestone zurückgeflossen sein.

Nach einem kräftezehrenden Gerichtsprozess im Jahr 2014 einigte man sich schließlich auf eine Beilegung gegen die Zahlung einer Rekordauflage von 100 Millionen Dollar in die bayerische Staatskasse. Trotz einiger darauf folgender Querelen ist der Streit zwar nach wie vor nicht ganz beigelegt - die BayernLB forderte eine wesentlich höhere Summe - liegt aber derzeit auf Eis. Hier gilt daher: In dubio pro reo. Ecclestone konnte gerade noch seinen Kopf aus der Schlinge ziehen.

Ecclestone und Putin: Zwei Bros unter sich

Dass der scheidende F1-Zampano mit der demokratischen Staatsform wenig anzufangen vermag, ist gemein hin bekannt. So straff und rigoros, wie er sein Regiment geführt hat, so sehr bewundert er ähnlich unbarmherzige Führungsfiguren der Weltpolitik. In sein Herz geschlossen hat Ecclestone dabei wenig überraschend Wladimir Putin.

Die Freundschaft mit Russlands Präsident an sich ist wenig skandalös. Wird Ecclestone jedoch auf seinen Spezl Putin angesprochen, tritt er verbal von einem Fettnäpfchen ins nächste. Seine Verehrung für den ehemaligen KGB-Offizier kennt keine Grenzen. Putins Anti-Homosexuellen-Politik ist dabei ganz nach dem Geschmack Ecclestones. "Ich teile diese Ansichten völlig, und wenn man sich in der gesamten Welt umschaut, sind 90 Prozent auch dieser Meinung", spielte der Brite auf besagtes Gesetz an, das gleichgeschlechtliches Zusammenleben in Gegenwart Minderjähriger unter Strafe stellt, an.

Ecclestone scheint seine Haltung gegenüber Putin trotz dessen kriegerischen Treibens in Tschetschenien, Georgien oder in jüngerer Vergangenheit in der Ukraine, nicht zu überdenken. Im Gegenteil. Einer russischen Zeitung gegenüber sagte er 2014: "Er [Putin] ist eine erstklassige Person. Er könnte Europa oder Amerika kontrollieren - er ist in der Lage, das zu tun. Aber ich denke, er ist sehr beschäftigt. Lassen wir ihn zu Ende bringen, was er gerade macht und dann sehen wir weiter."